Nick AlpigerDer emotionale und böse Schwinger, der gerne als Aussenseiter antritt
Der 25-jährige Aargauer wird am Eidgenössischen Schwingfest ohne grosses Team im Rücken antreten. Doch der 52-fache Kranzschwinger ist gesund und angriffig.
- von
- Adrian Hunziker
Darum gehts
Wie war das bitter, 2019 am letzten Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest (ESAF): Schwinger Nick Alpiger war mit einer latenten Verletzung an seinem zweiten ESAF angetreten. Bereits im zweiten Gang hatte es gezwickt, die Hüfte hatte sich wieder gemeldet. Der damals 22-Jährige wollte nicht kampflos aufgeben, kämpfte sich durch zwei weitere Gänge. Am Sonntag aber musste er aufgeben, zu stark waren die Schmerzen. «Ich bin von Natur aus ein Kämpfer, das habe ich auch in Zug probiert. Ich wollte aber nicht einsehen, dass es nun fertig ist», sagt Alpiger im Gespräch mit 20 Minuten.
Nun ist der Aargauer fit und freut sich riesig auf das ESAF in Pratteln von Ende August (ab Freitag, 26. August live bei uns im Ticker). Sein Ziel ist es, dieses Mal acht gute Gänge zu zeigen. Gut heisst für ihn möglichst gewinnen, aber auch intelligent schwingen. «Ich will das Bestmögliche aus meinem Körper herausholen. Wenn ich das schaffe, kann es ganz gut kommen.» Alpiger, der bereits 52 Kränze in seiner Karriere gesammelt hat, ist nach eigener Aussage in den letzten drei Jahren im Sägemehlring frecher und risikofreudiger geworden. Er verliere dadurch zwar ab und zu einen Gang mehr, er ist aber der Überzeugung, dass das auf weite Sicht das Richtige sein wird.
Nun kann er gesund antreten
Alpiger will sich stets verbessern, ist mutig, feilt immer weiter an Details. «Perfekt wird es wohl nie laufen», findet er. Deshalb wird er wohl auch am ESAF selbst, noch während den Gängen, Details verbessern. Er will immer das Maximum aus sich rausholen. Etwas martialisch sagt er: «Ein Kampf ist wie ein Krieg, beide wollen gewinnen, geben Vollgas, da leidet der Körper darunter.» Verschont von Verletzungen wird keiner, es ist Teil des Business. Alpiger verspürt vor dem ESAF «eine Riesenfreude, dass ich gesund antreten kann».
Druck verspürt er keinen, er macht sich selber auch keinen. Als Aargauer gehört er dem Nordwestschweizer Verband an, einem eher kleineren Verband. Ist das ein Nach- oder ein Vorteil für das ESAF? Alpiger selber sieht darin nur Vorteile. «Ja, wir sind ein kleiner Verband, aber wenn wir ein Fest gewinnen, ist das ein brutaler Erfolg, das ist beinahe unmöglich, weil man fast alleine antritt. Wir sind immer der Aussenseiter.» Wenn er ein Ausrufezeichen setzen könne, tue das schon gut. Denn er weiss, dass er sich das selber erarbeitet hat.
Apropos arbeiten: Alpiger ist von Beruf Maurer. Sein Beruf sei für ihn eine gute Lebensschule, sagt er. Ihm hilft vor allem das frühe Aufstehen, das Pünktlichsein. Man müsse zudem ausdauernd sein, bei heissen und bei regnerischen Tagen sei man draussen. «Der raue Umgang untereinander härtet mich zudem ab. Auf dem Bau ist man in einem zusammengewürfelten Team unterwegs, man kennt sich nicht immer, man versteht sich nicht immer, aber man muss zusammenarbeiten.»
Der Athlet Alpiger, ein Brocken von 1,86 m Grösse und 117 kg Gewicht, hat aber auch eine sensible Seite, er zeigt seine Emotionen. «Ich bin ein brutal emotionaler Mensch. 2019 war so ein emotionaler Moment (als er das Innerschweizer Schwingfest gewann, Red.), das musste bei mir raus.» Heuer konnte er seine Gefühle noch nicht so preisgeben, wie er das gerne gemacht hätte. Gut möglich, dass er sich das für Pratteln aufspart – dieses Mal sollen es aber Freudentränen sein.