Aktualisiert

Kadir NurmanDer Erfinder des Döner ist tot

1972 hat Kadir Nurman seinen ersten Döner verkauft. Das war am Bahnhof Zoo in Berlin. Sein Kebab wurde weltberühmt. Doch eine Unachtsamkeit brachte ihn um ein Vermögen. Jetzt ist er 80-jährig gestorben.

kub
von
kub

Ohne Döner-Kebab wäre die Fast-Food-Welt nicht dieselbe. Doch die bekannteste türkische Speise ist gar nicht türkisch. Erfunden hat der grosse Fleischspiess, dessen gehacktes und gepresstes Lamm- oder Kalbfleisch man geschnitten in ein Brot legt, ein Türke in Deutschland. Das kam so:

Mit 26 Jahren wurde Kadir Nurman zum Deutschländer. 1960 zog der Türke von Istanbul nach Stuttgart, sechs Jahre später nach West-Berlin. Er war einer der vielen türkischen Gastarbeiter. In Berlin fiel dem Arbeiter auf, dass viele seiner Arbeitskollegen schnell im Laufen essen. Fast-Food war in Mode gekommen.

Da kam ihm die Döner-Idee. Der türkische Einwanderer entwickelte den drehenden Metallspiess, auf dem das zusammengepresste Fleisch ständig gegrillt wird. In Berlin verkaufte er sein Kebab im Brot zuerst vor allem Deutschländern, Arbeitern, die mit dem Döner-Duft in ihre Heimat abschweifen konnten – wenigstens eine Mittagszeit lang. Bis auch die Deutschen auf den Geschmack von Brot, Zwiebeln, ein wenig Salat und viel, viel Lammfleisch kamen.

Nichts mehr für Döner-Puristen!

Nurman machte alles richtig. Fast alles. Sein Fleisch-Brot-Snack wurde weltbekannt. Es hätte ein perfektes Tellerwäscher-Märchen werden können. Doch Nurman hat seinen Döner nie patentieren lassen. Der Döner-Erfinder wurde nie reich. Stattdessen wurde sein Kebab-Spiess 1000 Mal kopiert. Nurman lebte bis zuletzt von einer kleinen Rente, schreibt «n-tv». 2011 erhielt er vom Verein türkischer Döner-Hersteller die offizielle Auszeichnung «Döner-Erfinder».

Yakin verteilt Döner-Gutscheine

Im Laufe der Jahrzehnte hat sich Nurmans kulinarischer Leckerbissen gewandelt. Das sei nicht so gut, sagte Nurman noch vor zwei Jahren. Der moderne Döner schmecke ihm nicht mehr. «Meiner Meinung nach sind zu viele Zutaten in den Dönern.» Für Döner-Puristen sind die Cocktail- und Tartarsaucen, Tomaten und Ketchup ein Graus. Einzig Joghurt mit Minze schmeckt ansprechend.

Der Kebab und die Langstrasse

Am Donnerstag ist Kadir Nurman 80-jährig gestorben, wie die türkische Zeitung «Hürriyet» berichtete. Der Döner lebt weiter. Mit viel scharf. Gut so.

Der Döner hat viele Väter

Den Anspruch, den deutschen Döner erfunden zu haben, erheben allerdings auch andere Gastronomen. Der Schwabe Nevzat Salim will bereits 1969 in Reutlingen den ersten Döner verkauft haben. Auch der Berliner Gastronom Mehmet Aygün beansprucht die Urheberschaft für sich. Er habe schon 1971 Döner unter das Volk gebracht. «Das behaupten sehr viele», sagte Ahmet Dede, der Ehemann einer Nichte von Kadir Nurman, am Samstag. Der wahre Erfinder des Döner Kebab in Deutschland sei aber zweifellos Kadir Nurman. Die TDU hob die Bedeutung des Anatoliers für die deutsche Wirtschaft hervor: Mit seiner Erfindung des Döners habe Nurman unzählige Arbeitsplätze in der Gastronomie geschaffen, sagte ein Sprecher. «Er geniesst deshalb grosses Ansehen in der türkischen Community.» (sda)

Deine Meinung