Wangs SGDer erste Schweizer Gletscher wird beerdigt
Vor rund einem Monat erklärte Island den ersten Gletscher für tot. Nun soll am Sonntag auch eine Gedenkfeier für den Pizolgletscher stattfinden.
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«Seit 2006 hat der Pizol in keinem einzigen Jahr an Masse gewonnen, wie es ein gesunder Gletscher sollte. Jährlich verliert er zwischen einem und zwei Metern an Dicke», sagt Matthias Huss, Glaziologe an der ETH Zürich. Der Gletscher habe inzwischen so viel Eis verloren, dass er nicht mehr als Gletscher gilt. Er ist nur noch 0,06 Quadratkilometer gross.
Ein Gletscher sei so definiert, dass er gewisse Zeichen einer Fliessbewegung zeige, so Huss weiter. Dazu sei der Pizol nun zu leicht. «Im Falle des Pizols zeigen sich Auflöseerscheinungen. Vor zwei Jahren sah man noch eine zusammenhängende Masse. Letztes Jahr war er in zwei Teile aufgesplittet. Vor zwei Wochen waren es bereits fünf Teile.» Das sei ein Zeichen dafür, dass er langsam ganz verschwinde.
Gletschersterben geht in Zukunft weiter
Laut dem Experten werden in den kommenden Jahren weitere kleine Gletscher in der Schweiz verschwinden. Von den grossen würden lediglich kleine Reste übrig bleiben. Um dem entgegenzuwirken, sei es nötig, globale Massnahmen zu ergreifen. Sprich die Ziele des Pariser Abkommens in der Schweizer Verfassung umzusetzen und, wie es auch die Gletscherinitiative fordert, dass die Schweiz ihre Treibhausgas-Emissionen bis 2050 auf null senkt, so Huss.
Wichtig sei auch, Aufmerksamkeit für das Problem zu erregen. Deshalb findet diesen Sonntag eine Gedenkfeier für den sterbenden Pizolgletscher statt. Vor rund einem Monat erklärte Island den 700 Jahre alten Okjokull offiziell für tot. An der Abschiedszeremonie nahmen rund hundert Menschen teil, darunter Regierungschefin Katrin Jakobsdottir.
Keine Kopie
Veranstaltet wird die Gedenkfeier für den Pizolgletscher von diversen Umwelt- und Entwicklungsorganisationen. «Wir hoffen, dass die ganze Thematik mit so einem Event in den Köpfen der Menschen präsent ist und zum Umdenken führt», so Mischa von Arb, Kampagnen-Koordinator von Fastenopfer und Brot für alle. Auch die Schweiz solle ihren Beitrag gegen den Klimawandel leisten.
Die Gedenkfeier sei aber nicht von der Abschiedszeremonie in Island inspiriert worden. Man habe bereits im Mai mit der Planung begonnen. «Dass aber zwei solche Aktionen parallel geplant werden, zeigt, dass es ein ernstes Problem ist», so von Arb weiter.