
Der Maserati Gran Turismo Folgore rollt Ende Jahr an den Start und kostet mindestens 202’000 Franken.
Maserati Gran Turismo FolgoreDer erste Stromer von Maserati ist ein Biest
Der Name Folgore, auf Italienisch Blitz, könnte nicht besser gewählt sein. Der erste Elektrorenner von Maserati braucht von 0 auf 100 km/h nämlich weniger als drei Sekunden.
- von
- Thomas Geiger
Natürlich gibt es den 2+2-Sitzer auch mit dem wunderbar theatralischen Nettuno-Triebwerk, das aus sechs Zylindern und drei Litern Hubraum bis zu 550 PS herausholt und unter dem üblichen Getöse beschleunigt. Doch wirklich spannend wird der neue Gran Turismo aber erst als Folgore, wenn statt des Benziners drei E-Maschinen und ein T-förmiger Akku mit 83 kWh Kapazität für bis zu 450 Kilometer Reichweite montiert werden.
Der Elektrorenner ist in der Theorie über 1200 PS stark – mit Rücksicht auf die Akkus wurde die Leistung aber auf 559 kW/760 PS begrenzt (im Boost stehen für kurze Zeit 610 kW/830 PS zur Verfügung), die mit Torque Vectoring auf eine perfekte Kraftverteilung programmiert wurden. Damit katapultiert sich der Folgore explosiv, aber ohne jedes Drama in 2,7 Sekunden auf Tempo 100. Und wo anderen E-Autos meist spätestens bei 200 km/h der Stecker gezogen wird, lässt Maserati den Folgore bis zu 325 km/h surren.
Die Italiener geben auch beim Laden Gas
Dabei sind die Italiener nicht nur auf der Strasse, sondern auch an der Ladesäule schnell: Wie in Europa sonst nur der Porsche Taycan und sein Audi-Zwilling e-tron GT arbeitet der Folgore mit einer Bordspannung von 800 Volt und lädt so im besten Fall mit 270 kW nach. Der Strom für 100 Kilometer fliesst dann in weniger als fünf Minuten. Und auch an der heimischen Wallbox macht der Gran Turismo mit serienmässig 22 kW Tempo.
Verglichen mit den Verbrennermodellen wirkt der Folgore bei den ersten Testfahrten ein wenig unterkühlt. Ohne den Sound und die Drehzahlsprünge beim Schalten fehlt jenes theatralische Element, das sie in Italien so perfekt beherrschen. Und auch wenn man wegen der T-förmigen Akkus tiefer sitzt als in allen anderen E-Autos und der Schwerpunkt somit noch tiefer ist, lassen sich die gut zwei Tonnen bei schneller Kurvenfahrt nicht wegdiskutieren. Doch im Gegenzug begeistert der Granturismo über die Längsdynamik hinaus mit einer Präzision, einer Entschlossenheit und einer Disziplin, wie man sie bei Maserati sonst nicht gewohnt ist.
Obwohl im Cockpit mittlerweile grosse Screens hinter dem Lenkrad und auf der Mittelkonsole den Stil vorgeben und leider selbst der Getriebewählhebel ein paar Tastern zwischen zwei Touchscreens gewichen ist, beweist Maserati bei Materialauswahl und Innenrauminszenierung eine wunderbare Finesse – von den fein in die Konsolen gewobenen Kupferfäden und den nachhaltigen Sitzbezügen aus recyceltem Meeresplastik bis hin zum wunderbaren Leder in den Verbrennern.
Der Maserati Gran Turismo Folgore rollt Ende Jahr an den Start und kostet mindestens 202’000 Franken. Mit dem Folgore-Paket haben die Italiener übrigens noch viel vor: Den gleichen Antrieb haben sie für das nächste Jahr auch im neuen Gran Cabrio geplant, das dann zum ersten Open-Air-Modell auf der Electric Avenue werden soll. Mit ein paar Zellen weniger passt es zudem in den MC20. Und mit einem Akkupaket mehr wird es zum Rückgrat für den nächsten Quattroporte.