Pratteln BL«Der gesunde Menschenverstand fehlt» – Kanton verbietet Fasnachtsfeuer
Das Pratteler Fasnachtsfeuer wurde vom Kanton verboten. Grund dafür seien das viele Grünholz und die Immissionen der zu verbrennenden Holzpaletten. Der Unmut bei der Bevölkerung ist gross.

- von
- Jonas Gut
Darum gehts
In Pratteln im Kanton Baselland brennt dieses Jahr kein Fasnachtsfeuer. Das Amt für Lufthygiene und das Amt für Umweltschutz und Energie vom Kanton Baselland haben der über 100 Jahre alten Tradition einen Riegel vorgeschoben. Grund dafür sei die übermässige Bildung gefährlichen Immissionen durch die Verwendung des vielen Grünholzes und unbehandelter Holzpaletten. Deren Nägel trügen bei hohen Temperaturen zur Bildung von Dioxinen bei. Dioxine können in der Umwelt kaum abgebaut werden und könnten über die Nahrungskette bis in den Menschen gelangen. Würde der Haufen trotz Verbot angezündet werden, drohe dem Verein eine Busse von bis zu 20’000 Franken.
Die Untersuchung des Haufens sei aufgrund einer Anzeige entstanden, erklärt Gemeindepräsident Stephan Burgunder auf Anfrage. Nachdem vom Amt für Lufthygiene und dem Amt für Umweltschutz und Energie viel grünes Holz und unbehandelte Holzpaletten im Haufen für das Fasnachtsfeuer entdeckt wurden, bekam der Verein am Freitag eine zweite Chance, diese zu entfernen. Bei der Folgekontrolle am Samstag sei der Haufen noch immer nicht genügend von den bedenklichen Bestandteilen befreit worden, so Burgunder.
Über das Verbot wurden Tränen vergossen
Seit er ein Kind war, ist Alex Brand Teil der Füürbiiger in Pratteln. «Es tut umso mehr weh, wenn die Tradition unter diesen Umständen zu Ende geht», sagt der ehemalige Obmann des Vereins. «Der Unmut ist in der ganzen Bevölkerung relativ gross.» Bei der Verkündung des Verbots seien sowohl aus den Kinderaugen als auch bei erwachsenen Männern die Tränen geflossen. Die Tradition erreiche ein breites Publikum, der Jüngste im Verein sei gerade mal zwei Jahre alt, der Älteste 70. Brand sehe ein, dass es schwierig wird, den Brauch dieses Jahr noch durchzuführen. «Jedoch wollen wir eine Lösung für die kommenden Jahre finden, etwa eine Ausnahmebewilligung.»
Sechs Wochen lang sammelt der Verein in Pratteln Spenden für das Feuer. Mit Traktoren fahren die Füürbiiger von Tür zu Tür und bitten um Holzreste, alte Christbäume oder eine Geldspende. Das sei einer der wichtigsten Teile der Tradition. Die Sammlung würde mit dem Kompromissvorschlag des Lufthygieneamts wegfallen, wenn man sich auf Brennholz beschränke. «Mit dem Füürbiige hätte das nichts mehr zu tun», so Brand. «In anderen Baselbieter Gemeinden türmen sie innerhalb eines Tages einen Haufen Brennholz auf und brennen es ab, wenn man das so in Pratteln implementieren soll, dann ist die Füürbiigi gestorben.»
«Mit der Füürbiigi hat das nichts mehr zu tun»
«Es besteht keine Chance, dass der Brauch dieses Jahr wie geplant durchgeführt werden kann», so der Pratteler Gemeindepräsident Stephan Burgunder. «Ob es nun wirklich sinnvoller ist, das gesammelte Grünholz bei der Biopower AG zu entsorgen und dann Brennholz nicht zu Hause im Kamin, sondern auf dem Fasnachtsfeuer zu verbrennen, weiss ich nicht.»
«Es fehlt der gesunde Menschenverstand», ärgert sich Alex Brand: «Wir verbrennen ja nicht jede Woche Grünholz, sondern einmal im Jahr.» Der Brauch habe sich in den letzten Jahrzehnten auch entwickelt: «Wenn man sich überlegt, dass vor 40 Jahren noch alte Pneus und halbe Scheunen auf dem Feuer landeten, haben wir uns enorm verbessert.» Dementsprechend sei aber der Haufen kleiner geworden. «Widerrechtlich werden wir das Ganze auf keinen Fall anzünden», versichert Brand.