Andrej Troshew soll Wagner-Chef Prigoschin ersetzen

Nach dem weltweit beachteten Beinahe-Putsch in Russland war sie fast totgesagt. Doch die Söldnerarmee Wagner des Milliardärs Jewgeni Prigoschin lebt. Weil das Schicksal von Wagner-Chef Prigoschin aber derzeit ungewiss ist, wünscht sich der russische Präsident Wladimir Putin einen neuen starken Mann an die Front. Einen Kandidaten habe er schon, wie CNN berichtet: Einen ranghohen Söldner namens Andrej Nikolaevich Troshew. 

Putin soll höchstpersönlich an einem Treffen fünf Tage nach dem Ende der Wagner-Rebellion Ende Juni teilgenommen haben. An dem Meeting sollen auch Prigoschin und mehrere Dutzend hochrangige Wagner-Kämpfer dabei gewesen sein, wie Putin der Zeitung «Kommersant» erzählte. Dabei erklärte der Kreml-Chef den anwesenden Wagner-Söldnern, dass unter den zahlreichen Beschäftigungsmöglichkeiten, die er ihnen anbot, eine darin bestand, dass sie weiterhin unter ihrem direkten Befehlshaber kämpfen sollten, einem Mann, der auf das Rufzeichen «Sedoy» hört. Auf Russisch bedeutet das «der Grauhaarige».

«Für sie hätte sich nichts geändert. Sie würden von derselben Person geführt werden, die schon immer ihr eigentlicher Befehlshaber war», sagte Putin zu Kommersat. Der russische Präsident behauptete, dass viele Wagner-Befehlshaber als Antwort auf sein Angebot nickten. Prigoschin aber, der vor seinem Personal gesessen sei und nicht gesehen habe, wie sie genickt hätten, sagte laut Kommersant, dass die Wagner-Befehlshaber mit der Entscheidung nicht einverstanden waren.

Aber wer ist «Sedoy»? Laut CNN handelt es sich um den 70-jährigen Andrej Troshew, einen russischen Oberst im Ruhestand. Troshew soll Gründungsmitglied und Geschäftsführer der Wagner-Gruppe sein, wie aus den Unterlagen der EU und Frankreich aus dem Jahr 2021 hervorgeht. In den Dokumenten gilt «Sedoy» als Stabschef der Wagner-Gruppe in Syrien.  

«Andrej Troshew ist direkt an den militärischen Operationen der Wagner-Gruppe in Syrien beteiligt. Er war insbesondere in der Gegend von Deir ez-Zor beteiligt», heisst es den Unterlagen der EU. «Als solcher leistet er einen entscheidenden Beitrag zu den Kriegsanstrengungen von Bashar al-Assad und unterstützt und profitiert daher vom syrischen Regime.»

Laut dem russischen Online-Nachrichtenportal Fontanka ist «Sedoy» auch ein ehemaliger Mitarbeiter der Spezialeinheit des Nordwestlichen Föderationskreises des russischen Innenministeriums. Er kämpfte zudem bei den Kriegen in Tschetschenien und Afghanistan. Für seinen Einsatz in Tschetschenien wurde Andrej Nikolaevich Troshew laut russischen Medien mit zwei Tapferkeitsorden und einer Medaille des Ordens für Verdienste um das Vaterland ausgezeichnet, sein Einsatz in Afghanistan wurde mit zwei Orden des Roten Sterns ausgezeichnet.