Spanien ist Europameister«Der König war noch gerührter als wir»
Überschäumende Freude in Spanien nach dem Gewinn der Fussball-Europameisterschaft: Während das gemeine Volk den Triumph ihrer Selección auf den Strassen Europas feierte, empfingen die spanischen Fussballhelden hohen Besuch in ihrer Garderobe. In Wien kam es zu Festnahmen randalierender deutscher Fans.
König Juan Carlos, der das Endspiel auf der Ehrentribüne im Wiener Ernst-Happel-Stadion miterlebt hatte, sagte dem spanischen TV-Sender Cuatro: «Ich freue mich für Spanien, für die Burschen von unserer Nationalelf, für alle. Wir mussten leiden, aber es hat sich gelohnt.»
Juan Carlos berichtete auch von einem «sehr bewegenden» Besuch bei den Spielern in der Umkleidekabine des Ernst-Happel-Stadions. «Der König war noch gerührter als wir», schilderte Kapitän Iker Casillas die Begegnung.
Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero sagte: «Ich bin stolz, als erster Regierungschef seit der Wiedereinführung der Demokratie in Spanien einen EM-Titel feiern zu können.» Beim bisher einzigen EM-Gewinn Spaniens im Jahr 1964 herrschte in dem Land noch das Regime des Diktators Francisco Franco. «Aber das ist erst der Anfang. Als nächstes kommt die Weltmeisterschaft.»
Jubel und Warnschüsse
Von Santiago de Compostela im Nordwesten des Landes bis Almería im Südosten zelebrierten die Fussballfans den Triumph. In vielen Städten hatten Spanier die Übertragung des Spiels auf Grossleinwänden miterlebt.
Das Zentrum der Feiern war der Kolumbus-Platz in Madrid. Auf der Plaza de Colón bejubelten Zehntausende den Erfolg. In der Nähe des Thyssen-Museums gaben Polizisten drei Warnschüsse ab, um überbordende Freudenfeiern zu unterbinden.
Auch Katalanen feiern
In Barcelona gingen Tausende Menschen auf die Strassen, um den EM-Titel zu feiern. Die von katalanischen Nationalisten dominierte Stadtverwaltung hatte es abgelehnt, eine Fanzone mit Grossbildleinwänden wie in anderen spanischen Städten einzurichten.
Viele Bewohner Barcelonas hatten das Spiel deshalb daheim oder in Lokalen verfolgt. Nach dem Ende des Spiels kam es aber zu spontanen Freudenfeiern, unter anderem in der bekannten Fussgängerzone Las Ramblas.
Festnahmen deutscher Fans in Wien
In Wien konnten einzelne deutsche Fans ihre Enttäuschung nicht im Zaum halten. Zehn von ihnen wurden nach Sachbeschädigungen in Aussenquartieren von der Polizei festgenommen.
In der Fanzone der österreichischen Hauptstadt begannen in der Nacht bereits die Abbauarbeiten. Sie konnten sogar früher beginnen als geplant. Zwar war die Sperrstunde in der Fanzone auf 02.00 Uhr verlängert worden, doch nach 00.30 Uhr leerte sich das Gelände zusehends, weshalb die Fanzone um 01.00 Uhr geschlossen wurde.
In den deutschen Fanmeilen waren die Leute traurig, aber friedlich. Einzig in Magdeburg zogen nach Spielende rund 100 Randalierer durch die Innenstadt, zündeten Abfallcontainer an und warfen Steine und Flaschen auf Polizisten.
$$VIDEO$$
Fan-Randale in Magdeburg und Schwerin$$VIDEO$$
(sda)