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WeltraumteleskopDer letzte Besuch für «Hubble»

Es ist der letzte Besuch für «Hubble»: Am 11. Mai startet die NASA noch einmal zu dem knapp 600 Kilometer entfernten Weltraumteleskop, das der Welt einzigartige Einblicke in die Weiten des Weltalls bescherte. Doch die Risiken dieser letzten Wartungsmission sind grösser als je zuvor.

Am Montag um 20 Uhr mitteleuropäischer Zeit sollen sieben Astronauten - sechs Männer und eine Frau - an Bord der US-Raumfähre «Atlantis» abheben. Mit sieben Monaten Verspätung, für die ein Ausfall des Teleskops verantwortlich ist.

Im Gepäck haben die Weltraum-Mechaniker neue wissenschaftliche Instrumente, Ersatzteile für beschädigte Kameras und frische Batterien, die «Hubble» im besten Fall weitere zehn Jahre laufen lassen sollen. In jedem Fall wird die letzte auch die anspruchsvollste Wartung in der 19-jährigen Geschichte des faszinierenden Orbit-Observatoriums, eines 10-Milliarden-Dollar-Projekts.

Bei ihren Ausseneinsätzen sollen die Astronauten erstmals versuchen, ausgefallene Instrumente von «Hubble» zu reparieren - Geräte, die eigentlich nie dafür bestimmt waren, im All gehandhabt zu werden. Bisher waren Instrumente wie diese einfach ausgetauscht worden - etwa 1993, nachdem sich das Teleskop als kurzsichtig herausgestellt hatte.

Zwei Reparaturteams haben fünf Ausflüge ins All vor sich. Dabei kennen zwei der Mechaniker «Hubble» schon von früheren Missionen und wurden gerade deshalb für diese knifflige Aufgabe ausgesucht. «,Hubble' muss man einfach mal in den Arm nehmen», schmunzelt Chef-Mechaniker John Grunsfeld, der zum dritten Mal zu dem Teleskop aufbricht.

Erstmals steht ein Rettungsshuttle bereit

Ein Problem ist die wachsende Gefahr durch Weltraumschrott (siehe Artikel «Ein Abfallring um die Erde»): Gerade in der Höhe, in der sich Hubble befindet, ist das All besonders zugemüllt. Sollte die «Atlantis» beim Start oder während des Flugs so ernsthaft beschädigt werden wie die «Columbia» 2003 vor ihrer Explosion, wäre die Mannschaft darauf angewiesen, dass sie schnell aus dem All zurückgeholt wird.

Deshalb hält die NASA einen Plan B bereit, wie es ihn nie zuvor gab: Ein zweites Shuttle steht schon auf der Abschussrampe. Dennoch kann niemand garantieren, dass das Rettungsteam auch schnell genug ins All gebracht werden könnte. Mindestens drei bis sieben Tage würde es dauern, um das Rettungsshuttle zu starten.

Trotzdem sind sich alle sieben Astronauten einig, dass die «Hubble»-Mission das Risiko wert ist. «Ich mache so etwas nur, wenn ich denke, dass es für eine wirklich wichtige Sache ist. Und ,Hubble' ist eine wirklich wichtige Sache», sagt Astrophysiker Grunsfeld. «Hubble» sei es wert, «dass man es noch einmal auf den neusten Stand bringt». Doch die Reparatur sei extrem schwierig: «Wir bewegen uns dabei an der Grenze des Menschenmöglichen.»

Im Herbst stand die Crew schon einmal kurz vor dem Abflug zu «Hubble», als das Teleskop ausfiel. Um es wieder in Gang zu setzen, mussten NASA-Ingenieure eine Back-up-Einheit aktivieren, die bisher noch nie in Betrieb war. Wegen des Ausfalls verschob sich die Wartung bis jetzt.

Ein Projekt mit höchsten Höhen und tiefsten Tiefen

Die Geschichte von «Hubble» ist eine von Höhen und Tiefen: Es wurde als ein Gemeinschaftsprojekt der amerikanischen Weltraumbehörde NASA und der Europäischen Weltraumorganisation ESA am 24. April 1990 mit viel Medienrummel gestartet. Kurz darauf schien das Projekt zu einer furchtbaren Blamage zu werden, als sich herausstellte, das «Hubble» nur unscharf sah. Doch die NASA korrigierte die Sehschwäche 1993 mit zusätzlichen Linsen. Der Lohn waren so niemals gesehene, atemberaubende Bilder von Sternengeburten, darunter die gefeierten Bilder aus dem Adlernebel, 6500 Lichtjahre entfernt. Sie begeisterten nicht nur Wissenschaftler, sondern auch viele Laien.

«Hubble» erhellte das Alter des Universums - 13,7 Milliarden Jahre - und zeigte, dass es sich schneller ausdehnt als gedacht. Es half beim Nachweis der mysteriösen Schwarzen Löcher. Bis auf 800 Millionen Jahre näherte sich das Teleskop dem Entstehungsmoment des Universums optisch bereits an, mit den neuen Instrumenten soll es bis auf 500 Millionen Jahre herankommen.

«Herschel» und «Planck» auf dem Weg ins All

Neben dem Teleskop-«Auslaufmodell», das Anfang der 2020er Jahre aus seiner Umlaufbahn driften und im Pazifik versinken soll, treiben nun auch die Europäer die Weltraum-Beobachtung voran. Am 14. Mai sollen «Herschel» und «Planck» vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guyana aus ins All gebracht werden. «Herschel» ist ein grosses Weltraumteleskop, das mit Infrarottechnik einige der kältesten Objekte im Weltraum untersuchen wird. «Planck» soll Licht aus den Anfängen des Universums - dem Urknall - mit bisher unerreichter Empfindlichkeit und Genauigkeit aufzeichnen.

(Marcia Dunn/AP)

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