Aktualisiert

Long Island«Der Mörder fühlt sich mächtig stark»

Bei der Jagd nach einem möglichen Serienmörder am New Yorker Oak Beach hat die Polizei die Unterstützung eines prominenten Profilers bekommen – und der hat schon einen ersten Verdacht.

von
kle

Profiler Lawrence Kobilinsky im Interview: «Das Schlimme an einem Serienmörder wie diesem ist die Tatsache, dass der Kick aus dem Töten kommt.» (Video: AP/mgi)

Seit Tagen durchkämmt die New Yorker Polizei die Strände der Insel Long Island. Anfang Woche hatten die Ermittler eine grausige Entdeckung gemacht: Im dichten Gebüsch entlang eines abgelegenen Strandes waren sie auf einen Schädel sowie Arm- und Beinknochen gestossen. Noch sei unklar, ob es sich um die Überreste von einem oder mehreren Opfern handele, sagte ein Sprecher der Polizei. Die Leichenteile hätten gut drei Kilometer voneinander entfernt nahe der Küstenstrasse Ocean Parkway gelegen und würden derzeit untersucht.

Zuvor hatten die Ermittler in dem Gebiet bereits die sterblichen Überreste von acht jungen Frauen gefunden. Im Dezember stiessen sie zufällig nahe der Ortschaft Oak Beach auf Long Island auf die Leichen von vier Prostituierten, die ihre sexuellen Dienste über die Internetseite Craigslist angeboten hatten und danach spurlos verschwunden waren.

Der Profiler hat ein klares Bild vom Täter

Die Polizei vermutet, dass die Frauen einem einzigen Täter zuzurechnen sind: Alle vier seien Prostituierte gewesen, ihre Leichen seien in Leinensäcken verstaut worden. Eine Verbindung mit den jüngsten Leichenfunden werde noch geprüft, hiess es. Der TV-Sender CBS meinte, dass die Polizei auf der Suche nach dem Täter mehrere «interessante Personen» überprüfe. Offiziell dementierten die Behörden, Verdächtige zu haben.

Doch die Beamten befürchten, dass es sich beim Täter um einen Polizisten handeln könnte. Der Mörder handle überlegt und scheine die Vorgehensweisen der Polizei gut zu kennen. Er benutzt Wegwerfhandys, telefoniert nicht zu lange, ruft inmitten von grossen Menschenmengen an, damit er von Überwachungskameras nicht aufgenommen werden kann.

Forensiker Lawrence Kobilinsky hat aufgrund der Information ein Profil des Täters erstellt. Es muss sich um einen Mann zwischen 20 und 35 Jahren handeln, sagt er. Dabei spielen seine sexuellen Fantasien eine wichtige Rolle, aber seine Hauptmotivation ist das Töten an sich. «Was ihn wirklich antreibt, ist also nicht der Sex, sondern eher die Macht über einen anderen Menschen.» Besonders beängstigend ist die Erkenntnis, dass er noch nicht geschnappt werden konnte, sagt Kobilinsky weiter. «Er fühlt sich mächtig stark, weil er viele Menschen getötet hat und noch nicht gefangen wurde.»

Da die gefundenen Leichen unterschiedlich stark verwest gewesen seien, gehen die Ermittler nach Angaben des TV-Senders CNN davon aus, dass der Täter über einen längeren Zeitraum sein Unwesen getrieben haben könnte.

Deine Meinung