Magerer Auftakt: Der Neuanfang der Rangers in der Provinz

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Magerer AuftaktDer Neuanfang der Rangers in der Provinz

Die Glasgow Rangers haben das erste Spiel ausserhalb der höchsten Spielklasse in ihrer 140-jährigen Geschichte hinter sich. Wenig fehlte zur grossen Blamage – aber sonst sind die Aussichten gut.

von
fox

Am Freitag, dem 13. Juli fiel der Entscheid: Die Glasgow Rangers – ihres Zeichens mit 54 Titeln Weltrekordhalter im Sammeln von nationalen Meisterschaften und ein Verein mit so viel Tradition, wie sonst kaum ein anderer – müssen wegen der Verschuldung von rund 200 Millionen Franken in der untersten Profiliga neu anfangen. Die «Third Division» war eigentlich auch der Wunsch der Fans. Man wollte nicht bevorzugt behandelt werden. Egal, dass der Verein zusammen mit Celtic praktisch alleine für Schottlands Fussball steht und die Derbys - das «Old Firm», welches weltweite Beachtung findet – damit in den nächsten Jahren schmerzlich fehlen wird.

Am Samstag stand nun der Neuanfang ganz unten an. In Peterhead, dem äussersten Nordosten Schottlands, einem Kaff mit knapp 20 000 Einwohnern, empfing der lokale Fussballverein den Traditionsklub. Fans vom nahegelegenen Aberdeen hatten einen Banner im Ort aufgehängt: «Willkommen in der Third Division.» Hohn ist schon auch zu spüren.

Karnevalstimmung in Peterhead

Das Stadion Balmoor bietet offiziell 4000 Zuschauern Platz. Gegen die Rangers kamen deren 4500 und sorgten für Karnevalsstimmung. Die Tickets für die Rangers-Fans waren innert 15 Minuten ausverkauft. Die Zuschauer wären um ein Haar Zeuge des nächsten Tiefschlags geworden: Erst in der 89. Minute traf der 17-jährige Barrie McKay zum 2:2 für die Kicker aus der Metropole. Trainer Ally McCoist erklärte danach: «Ich habe den Spielern in der Kabine gesagt, falls jemand meint, das wird ein Spaziergang, dann täuscht er sich.»

Seit dem definitiven Entscheid der Ligazugehörigkeit ist bei den neuen Rangers und in Schottlands Fussball einiges Geschehen. Der TV-Sender Sky verlängerte sein Engagement zu praktisch gleichen Konditionen entgegen den Erwartungen um fünf Jahre – zeigt aber in dieser Saison fünf Spiele der Rangers in der Third Division.

21 Abgänge seit Januar

Der Klub selbst musste seit Januar 21 Abgänge von Hochkarätern wie Allan McGregor (zu Besiktas) oder Kyle Lafferty (zu Sion verkraften). Zudem wird ein Transferbann ab dem 1. September aktiv, der ein Jahr läuft. Mit anderen Worten dürfen die Rangers dadurch erst wieder im Januar 2014 Spieler verpflichten. Da kommt es dem Verein entgegen, dass einige Stars auch die Treue hielten. Nordirlands Nationalspieler Andy Little erklärte beispielsweise: «Ich hätte zu Klubs in England oder Schottlands 1. Liga wechseln können. Aber ich will die Fans hier weiterhin erleben.»

Diese Fans sind tatsächlich eine Ausnahmeerscheinung. Beim ersten Liga-Cup-Spiel gegen East Five (4:0) strömten fast 40 000 ins Ibrox-Stadion. Die Saisonabos haben mittlerweile die Marke von 25 000 überschritten, der Support ist gewaltig – und bitter nötig. CEO Charles Green erklärte, dass vorerst im ganzen Staff keine Entlassungen erfolgen und dies auch weiterhin das Ziel sei, allerdings braucht es dafür Unterstützung. Auch das Kader ist nicht billig. Einen Wert von 22 Millionen Franken hat es gemäss «transfermarkt.ch». Das sind rund zehn Millionen mehr, als die restlichen neun Ligakonkurrenten zusammen aufbringen. In ganz Schottland belegen die Ranges so noch immer Platz 2 hinter Celtic. In der Schweiz wäre der Kaderwert hinter Basel, YB, Sion und Zürich der fünfthöchste.

Ein paar Profis sind geblieben

An einigermassen grossen Namen fehlt es zudem nicht. Mit Kevin Kyle (Hearts), Fran Sandaza (St. Johnstone) oder Dean Shiels (Kilmarnock) konnten gestandene Akteure aus der schottischen Premier League verpflichtet werden. Dazu blieben Nationalspieler wie Dorin Goian (Rumänien), Carlos Bocanegra (USA), Lee Wallace oder David Healy (beide Nordirland) dem Verein treu. In dieser Woche werden Andy Little und Shiels (Nordirland), Mo Edu (USA), sowie Ian Black (Schottland) für Nationalmannschaften unterwegs sein. Das Aufgebot von Black kam überraschend, aber Trainer Craig Levein setzt auf den 27-Jährigen – auch wenn der in der vierthöchsten Liga kickt. Die Strahlkaft der Rangers nimmt halt nicht so schnell ab. Viele Schotten können eigentlich noch immer nicht glauben, was mit dem Traditionsverein in den letzten Wochen geschehen ist.

Ebenfalls abwesend sind diese Woche Baillie McKay und Lewis Macleod. Die beiden 17- und 18-Jährigen laufen für Schottlands U19 auf. Sie stehen irgendwie auch für die Zukunft der Rangers. Jung, talentiert, frech. McKay sorgte mit dem vorübergehenden 1:0 gegen Peterhead für den ersten Treffer der Rangers ausserhalb der schottischen Topliga. Läuft alles nach Plan, führt er den Verein innert drei Jahren zurück in die Premier League.

Am kommenden Samstag empfangen die Rangers um 16 Uhr im Ibrox East Stirling. Das Team beendete die letzte Saison als Schlusslicht und kassierte zum Saisonauftakt eine 1:5-Schlappe. Es dürfte den ersten Sieg für Glasgow geben und somit der erste richtige Schritt zurück an die Spitze. Schon gegen Peterhead hätte die Mannschaft gemessen an den Chancen gewinnen müssen. Trainer McCoist sagt: «Wir werden besser. Da gibt es keine Zweifel. Wir werden viel besser spielen und Matches gewinnen.»

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