Homeschooling im Kanton BernDer Run bleibt aus – kaum jemand will sein Kind zuhause unterrichten
Berner Eltern haben seit einer Woche die Möglichkeit, ihre Kinder zuhause zu unterrichten. Vom Angebot Gebrauch machen allerdings nur wenige.
Darum gehts
Mitte Januar hatte der Berner Regierungsrat beschlossen, die Maskenpflicht für Kinder bis am 14. Februar zu verlängern. Dass auch Erst- bis Viertklässler eine Maske tragen müssen, stiess in Teilen der Berner Bevölkerung auf Widerstand: Bei einer Petition wurden innert weniger Tage über 12’000 Unterschriften gesammelt, mit denen sich die Leute gegen eine Maskenpflicht ab der ersten Klasse aussprachen. Um die angespannte Situation etwas zu entschärfen, erlaubt der Kanton den Eltern seit dem 24. Januar, Kinder bis zur vierten Klasse zuhause zu unterrichten, sollten sie dies bevorzugen.
Nun zeigt sich: Der Run auf das Homeschooling-Angebot ist deutlich ausgeblieben. Bislang sind bei der Bildungs- und Kulturdirektion (BKD) nur rund 200 Dispensationsgesuche eingegangen – bei total 107'000 Schülerinnen und Schülern im Kanton. Das seien weniger als erwartet, heisst es bei der BKD auf Anfrage. Die tiefe Zahl der Gesuche zeige, «dass die Eltern den Präsenzunterricht in der Schule auch in Pandemiezeiten als wertvoll erachten und das Vertrauen in die Arbeit der Schule und der Lehrpersonen gross ist», so Sprecherin Rebecca Holzer. Die Direktion geht nicht davon aus, dass in den nächsten Tagen noch weitere Anmeldungen für den Heimunterricht erfolgen werden.
«Eltern müssen sich sehr kurzfristig organisieren»
Der Berufsverband Bildung Bern unterstützt das zeitlich befristete Homeschooling-Angebot des Kantons. Die Massnahme sorge für Entlastung – einerseits bei Kindern, die zwischen dem Widerstand der Eltern und der Schulpflicht stünden, andererseits bei den Lehrpersonen und Schulleitungen, die mit den Eltern klarkommen müssten, welche sich konsequent gegen die Maskenpflicht stellen. Über die niedrige Zahl der Dispensationsgesuche ist Co-Geschäftsführer Stefan Wittwer nicht erstaunt: «Interessierte Eltern müssen sich sehr kurzfristig organisieren. Zudem liegt – anders als beim Fernunterricht – die ganze Verantwortung bei ihnen, was eine sehr gute Organisation voraussetzt. Wir sind daher davon ausgegangen, dass nicht eine riesige Anzahl vom Angebot Gebrauch machen wird.»