Nach Playoff-Aus: Der SCB muss nun über die Bücher

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Nach Playoff-AusDer SCB muss nun über die Bücher

Beim SC Bern sitzt der Schock tief, dass der Verein die Playoffs verpasst. Einige Spieler müssen nun um die Zukunft beim entthronten Meister bangen.

Peter Berger
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Peter Berger

Wie weiter beim SC Bern nach der «endlosen Blamage», wie CEO Marc Lüthi das Verpassen der Playoffs nennt? Sicher ist, dass die Mutzen nicht zur Tagesordnung übergehen können. Personelle Rochaden sind unvermeidlich.

In der Regel wird in solchen Fällen des krassen Misserfolges der Trainer gefeuert. Das Problem beim SCB: Guy Boucher ist bereits der dritte Trainer in dieser Saison. Unter dem 42-jährigen Kanadier, der Ende Januar einen Vertrag bis 2016 unterschrieben hat, haben die Berner erst sechs Partien bestritten. Boucher kann Lüthi trotz vier Niederlagen nicht schon wieder ersetzen.

Zu viele alte Spieler

Wird Sportchef Sven Leuenberger zum Opfer? Der frühere Verteidiger hat tatsächlich Fehler gemacht. Der finnische Stürmer Mikko Lehtonen (in Bern «Schlechtonen» genannt) war ein Totalausfall. Mit Hnat Domenichelli (38) und Glen Metropolit (39) hat Leuenberger in Lugano ausrangierte Saurier geholt, die ebenfalls keinen frischen Wind ins Team gebracht haben. Weil es Leuenberger in den letzten Jahren nicht mehr gelungen ist, nationale Spitzenspieler nach Bern zu holen und das «Schweizer» Kader mit Spielern aus der NLB ergänzt werden musste, hat sich auch die Hierarchie im Team nicht mehr verändert.

Dass die letzten Schweizer Internationalen, die verpflichtet wurden, nicht einschlugen, war auch Pech. Kevin Lötscher verunfallte schwer und hat seine Karriere mittlerweile beendet, Simon Moser hat den Schritt in die NHL gewagt. Dennoch hat die von Leuenberger zusammengestellte Equipe in den vergangenen vier Jahren zwei Meistertitel geholt, einmal den Titel erst 2,5 Sekunden vor Schluss und einmal den Halbfinal erst im siebten Spiel verloren. Schon nur auf Grund dieses Leistungsausweises wird der Sportchef kaum entlassen.

Neue Spieler müssen es richten

Zudem wird gemunkelt, dass die Schweizer Top-Spieler nicht immer nur bei anderen Klubs unterschreiben, weil sie dort mehr verdienen. Es soll auch schon Absagen wegen CEO Lüthi gegeben haben. Das Einmischen des Geschäftsführers in die sportlichen Belange (z. B. Straftraining nach Mitternacht) wird nicht überall goutiert. Lüthi ist indes beim SCB nicht wegzudenken. Er hat den Klub vor dem finanziellen Ruin gerettet und zu einem florierenden Unternehmen gemacht, das keine Mäzene braucht.

Weil CEO, Sportchef und Trainer somit bleiben dürften, sind einzig bei den Spielern Rochaden zu erwarten. Mit Thomas Rüfenacht steht erst ein (durchschnittlicher) Zuzug fest. Da besteht dringender Handlungsbedarf: Einerseits um die Hierarchie zu verändern, andererseits um die Verantwortung an jüngere Spieler als Martin Plüss (36) oder Ryan Gardner (35) zu übertragen. Weil aber die jungen Stürmer Joël Vermin (Tampa) und eventuell auch Christoph Bertschy die Berner verlassen werden, steht schon jetzt fest, dass Leuenberger vor einer fast unlösbaren Aufgabe steht, zumal der nationale Markt an verfügbaren Spitzenspielern beinahe ausgetrocknet ist. Der stolze Grossklub wird deshalb auch nächste Saison mit grosser Wahrscheinlichkeit kleinere Brötchen backen müssen. Aber niemand weiss besser als Lüthi, dass das Publikum ein erneutes Zittern um die Playoffs nicht goutieren wird. Deshalb bleibt fast nur die Alternative auf neue ausländische Spektakelmacher zu setzen. Solche zu finden ist nicht einfach. Die Probleme des SCB dürften deshalb in naher Zukunft nicht kleiner werden.

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