Prosecco-KnappheitDer Schweiz droht eine Cüpli-Krise
Der Lieblings-Apéro vieler Schweizer wird rar. Die Ernte 2014 war zu gering und die Nachfrage ist auf einem Rekordhoch. Das könnte sich auf die Preise niederschlagen.
- von
- L. Frommberg

Wer ein Cüpli Prosecco bestellt, wird in Zukunft wohl etwas mehr dafür bezahlen müssen.
Geburtstag, Hochzeit, Beförderung: Es gibt unzählige Anlässe, an denen man mit einem Cüpli anstossen kann. Doch das könnte bald schon teurer werden – zumindest, wenn der Schaumwein der Wahl ein Prosecco ist. «Schlechte Witterungsverhältnisse im Prosecco-Anbaugebiet im letzten Jahr haben zu kleineren Ernteerträgen geführt als erwartet. Viele Produzenten haben darum weniger an Lager und versuchen die Preise zu erhöhen», so Denner-Mediensprecher Thomas Kaderli zu 20 Minuten. Bruno Bonfanti bestätigt: Der noch nicht abgefüllte Prosecco des Jahrgangs 2014 ist tatsächlich ausverkauft. «Wir suchen momentan nach Lösungen für das Problem», so der Präsident der Vereinigung Schweizer Weinhandel (VSW).
«Wer ein Cüpli Prosecco will, wird es auch bekommen», sagt er. Doch man müsse wohl damit rechnen, dass die Flaschen etwas teurer werden. «Das ist einfach das Gesetz von Angebot und Nachfrage.» Steuert die Schweiz also auf eine Cüpli-Krise zu? Panik müsse man nicht haben, meint Bruno Bonfanti. Darauf, mehr für den Prosecco hinzublättern, müsse man sich aber vorbereiten. Wie viel, ist noch nicht klar. Der Exportmanager des grossen Prosecco-Herstellers Bisol, Roberto Cremonese, prognostizierte diese Woche in einem Interview mit The Drinks Business gar einen Preisanstieg von bis zu 50 Prozent.
Bei Coop nennt man noch einen weiteren Grund für die Prosecco-Knappheit – zumindest für Prosecco der Klassifizierung DOC (siehe Box). «Die Behörden haben etwa 2000 Hektar vom DOC Prosecco auf Glera Vino Frizzante deklassiert», so Sprecher Ramon Gander. Dadurch verringere sich die Menge der Produktion noch weiter. «Die Zahlen der Börse in Treviso weisen seit der Ernte im Oktober einen starken Preisanstieg bei Prosecco DOC pro Liter aus», so Gander. 20 Prozent teurer sei der Schaumwein geworden. Zudem herrsche eine klare Mengenknappheit, da es zwischenzeitlich sogar Ausfälle im Handel gab.
Lösungen gesucht
Bei Coop ist man aber noch entspannt. Der Grund: Im Prosecco Superiore DOCG Conegliano Valdobbiadene gab es bis anhin keine Preissteigerungen. Und diese zweite Prosecco-Sorte führe man hauptsächlich im Sortiment. Doch auch dort könnten die Preise bald steigen. Denn auch die Nachfrage nach Prosecco erhöht sich weiter und weiter. Das liegt daran, dass sowohl in Europa mehr davon getrunken wird, als auch in neuen Märkten. Bruno Bonfanti sieht Korea und Amerika als starke Wachstumsmärkte. «Die Amerikaner waren früher keine Prosecco-Trinker. Das hat sich geändert.» Weltweit ist der Prosecco-Konsum von 2013 bis 2014 von 310 auf 330 Millionen Flaschen gestiegen.
Die Weinhändler und Weinbauern arbeiten an Lösungen. Man überlege sich, die Traubenproduktionsmenge pro Hektar zu erhöhen, damit die Produktion sich erhöht, berichtet Verbandspräsident Bonfanti. Doch das dürfte eine Weile dauern, weil das zunächst einmal von offizieller Stelle genehmigt werden muss. Bei Denner hofft man, dass sich das Problem von alleine löst. «Falls die Wetterentwicklung in den nächsten Wochen positiv verläuft und die Ernteerträge gut sind, wird sich die Lage wieder etwas entspannen», so Sprecher Thomas Kaderli. «Wir arbeiten mit unseren langjährigen Lieferanten eng zusammen und versuchen in den Verhandlungen Preiserhöhungen wenn immer möglich zu vermeiden.»
Prosecco DOC und DOCG
Der Prosecco mit der Bezeichnung DOCG (Denominazione di Origine Controllata e Garantita für kontrollierte und garantierte Herkunftsbezeichnung)kommt aus den zwei Anbaugebieten Valdobbiadene und Conegliano. Prosecco DOC (Denominazione di origine controllata) stammt aus einem größeren Territorium, das sich auf neun Provinzen in den zwei Regionen Venetien und Friaul-Julisch Venetien erstreckt.