Karenjy: Der Stolz Madagaskars ist zurück

Aktualisiert

KarenjyDer Stolz Madagaskars ist zurück

Nach fast 20 Jahren soll er wieder auf die Strasse: Der Karenjy - die einzige nationale Automarke der ostafrikanischen Insel.

von
Grégoire Pourtier
AFP
Der Karenjy war einst der Stolz ganz Madagaskars.

Der Karenjy war einst der Stolz ganz Madagaskars.

Ende der achtziger Jahre war der Autohersteller Karenjy der wichtigste Arbeitgeber in der Stadt Fianarantsoa auf der madegassischen Hochebene. Der ehrgeizige Präsident Didier Ratsiraka startete 1987 persönlich die Produktion des Autos «Made in Madagaskar».

Die Madegassen gaben dem Fahrzeug den Spitznamen «Zebu» - nach den berühmten Rindern, die im Strassenbild der Insel allgegenwärtig sind. Den politischen Wirren im Zuge des Sturzes Ratsirakas im Jahr 1992 fiel jedoch auch der «Zebu» zum Opfer, die Produktion wurde eingestellt.

Ausländische Unterstützung

Seit Anfang des Jahres herrscht in der riesigen Montagehalle in Fianarantsoa wieder Betriebsamkeit. Wie durch ein Wunder blieb die geschlossene Fabrik von den gewalttätigen Unruhen und Plünderungen der Jahre zwischen 2002 und 2009 verschont.

Als die Halle wieder geöffnet wurde, lagen die Werkzeuge noch fast vollständig in den Regalen. «Wir fanden sogar funktionsfähige Autos vor, bei anderen lag der Motor noch eingepackt daneben», erzählt der französische Ingenieur Clément Warnier, der im Auftrag der französischen Entwicklungshilfe-Organisation Relais Madagascar den Wiederaufbau der Autofabrik unterstützt.

Die Karenjys seien robust, dem madegassischen Terrain angepasst und verfügten über eine solide «80er-Jahre-Ausstattung», lobt Warner.

In einem Monat produziert

Elia Antsianiana und seine Kollegen wollen den Mythos wiederbeleben. Etwa einen Monat brauchen die Arbeiter heute, um die «typisch madegassischen» Autos zusammenzuschrauben, die auch vom Design ein bisschen den kantigen Charme der achtziger Jahre versprühen: das Allrad-Fahrzeug Mazana (»Der Robuste»), den Iraka (»Der Bote») mit Heckmotor oder den Faoka (»Der Transporter»).

«Hier standen noch Autos, die wir damals nicht fertigbauen konnten», sagt Antsianiana. «Unser Stil ist einzigartig», freut sich Monteur Gabriel, der auch schon vor 20 Jahren für Karenjy arbeitete. Ganz ohne Innovation geht es nicht: die Renault-18-Motoren, die derzeit noch in den «Zebus» stecken, werden nicht mehr produziert - die gesamte Mechanik muss neu gestaltet werden.

Auf den kommerziellen Erfolg haben es die Autobauer auf der madegassischen Hochebene vorerst nicht abgesehen. «Im Moment freuen wir uns mehr über jeden neuen Festangestellten als über neue Kunden», sagt Clément Warnier.

Als Papamobil im Einsatz

Relais Madagascar ist heute der zweitgrösste Arbeitgeber in der strukturschwachen Region und organisiert neben dem Engagement in der Automobil-Industrie vor allem Gesundheitsversorgung und Mikro- Kredite. Bislang haben nur etwa ein halbes Dutzend Liebhaber einen Karenjy für günstige 4800 bis 6800 Euro gekauft - meist Ausländer, die sich gerne einen originellen Wagen in die Garage stellen wollten.

Die Arbeiter in der Fabrikhalle glauben dennoch daran, dass ihr Auto «Made in Madagaskar» dereinst zum Verkaufsschlager wird. «Wir freuen uns, wenn wir unsere Autos überall fahren sehen», sagt der Monteur Gabriel.

Wie seine Kollegen hat er auch den grössten Erfolg des «Zebu» nicht vergessen: Als Papst Johannes Paul II. 1989 Madagaskar besuchte, war es ein Karenjy-Fahrzeug, das zum «Papamobil» umfunktioniert wurde.

Deine Meinung