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«Spectre»Der Streitwagen

Der Aston Martin DB10 stiehlt in «Spectre» allen die Show. Wie der Film vereint er Vergangenheit und Gegenwart – und gewährt Einblick in die Sportwagen-Zukunft.

Illustration: Melk Thalmann

Illustration: Melk Thalmann

Wer ist der grösste Star im neuen Bond? Daniel Craig, der als 007 alle Rekorde bricht und damit kokettiert, dass es sein letzter Einsatz gewesen sein könnte? Die schöne Französin Léa Seydoux, die auch mit Kleidern am Körper jede Menge Erotik versprüht? Oder Christoph Waltz, der Oscar-Preisträger, dessen Auftritt im wahrsten Sinne des Wortes Folgen haben dürfte? Nun, für viele ist es keiner der Protagonisten aus Fleisch und Blut. Dafür einer aus Stahl und Karbon: Der Aston Martin DB10 lässt die Kinnladen der Kinozuschauer schon beim ersten Auftritt im Labor von Q reihenweise herunterklappen. Zumal ihn 007 für eine nicht genehmigte Dienstreise nach Rom aus dem Arbeitsraum des Tüftlers entführen muss.

In der ewigen Stadt kommts zum Duell der beiden traditionsreichen britischen Sportwagenhersteller. Bond im Aston Martin DB10 (Farbbezeichnung: «Spectre-Silber») wird von Mr. Hinx im orangefarbenen Jaguar-Hybrid C-X75 verfolgt. Dabei kann 007 zeigen, was im neuen Dienstwagen steckt. Atemberaubend, wie er das 430 PS starke Coupé um die Kurven jagt. Spektakulär, wie der 4,7 Liter-V8-Motor in 3,2 Sekunden auf 100 beschleunigt. Mit noch grösserer Spannung erwartet wird nur der Griff in Q's Trick Kiste: Aus dem AM-Logo an der Rückseite kann der DB10 zwei Maschinengewehrläufe ausfahren – nützlich wäre, wenn diese geladen sind. Zusätzlich hat er zwei

Flammenwerfer und einen Schleudersitz (mit Stealth-Fallschirm) eingebaut, und selbstverständlich verfügt das Auto wie heute üblich über eine Ambient-Funktion. Sofern man seine Gegner nicht mit schlechter Musik in die Flucht schlagen will, kann man darauf als Agent aber gut verzichten.

Nur drei Autos haben den Dreh überlebt

Zehn Exemplare liess der nach wie vor unabhängige britische Sportwagenhersteller Aston Martin vom DB10 bauen. Zwei davon wurden bei den Stunts in Rom zu Schrott gefahren; fünf so stark beschädigt, dass sie nicht mehr verkauft oder ausgestellt werden können. Bleiben drei Modelle des DB10, die den Dreh des 24. James Bond-Films schadlos überstanden haben. Diese werden sinngerecht verteilt: Ein Exemplar soll die Bond-Produk-

tionsfirma Eon zur Dokumentation behalten, für Aston Martin – und ein weiteres wird für einen guten Zweck versteigert, wo der «Spectre»-Star aus Blech über eine Million britische Pfund einbringen soll.

Verständlich. Denn der DB10 ist nicht mehr und nicht weniger als das «ultimative Bond-Auto». Mit diesen Worten hatte Sam Mendes den Sportwagen bei Aston Martin in Auftrag gegeben – und genau das hat der Regisseur letztlich auch gekriegt. Wie schon der mit Verbeugungen vor Bond-Klassikern gespickte Film vereint auch der DB10 Vergangenheit und Gegenwart in nahezu perfekter Art und Weise. Die antiquiert wirkende Handschaltung, die Kippschalter, die handgedruckten Beschriftungen im Interieur und nicht zuletzt die Gadgets wecken Erinnerungen an jenen legendären Aston Martin DB5, den Sean Connery in «Goldfinger» (1964) und «Thunderball» (1965) gefahren hat. Dass der Klassiker in «Spectre» erneut einen prominenten Auftritt hat, passt da wie das Rad auf die Nabe.

Vermächtnis und Versprechen

Doch der DB10 ist weit mehr als nur ein feuchter Traum für Nostalgiker. Analog zum neuen Film, der mit seiner Kombination aus Patina und High Tech Alt und Jung begeistert, ist die Sonderedition Vermächtnis und Versprechen zugleich. Mit seinem Design gewährt der DB10 Einblick in die künftige Designsprache von Aston Martin. Allen voran auf den DB11, der nächstes Jahr als Nachfolger des DB9 auf den Markt kommen wird.

Der Name DB10 hingegen bleibt für jenen Wagen reserviert, den James Bond in «Spectre» gefahren hat – und den er klauen musste, weil der Wagen ursprünglich eigentlich für Agent 009 bestimmt gewesen wäre.

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