Bavois VDDer «Toyota-Betrüger» ist wieder in der Schweiz
Der Mann, der arglosen Helfern auf Autobahnen Geld aus der Tasche zieht, ist wieder in der Schweiz: Leser haben ihn in der Romandie gesehen.
- von
- Aurélie Kohler
Er sei mit dem Sohn unterwegs, sei bestohlen worden und habe nun kein Geld mehr für die Heimreise nach Irland: Mit dieser Masche erschwindelt sich der «Toyota-Betrüger» seit mehr als einem Jahr zum Teil grosse Geldbeträge in mehreren europäischen Ländern. Im Sommer 2016 war er im grossen Stil auf Schweizer Autobahnen auf Diebestour. Dann zog er nach Deutschland weiter und wurde später auch in Belgien und Luxemburg gesichtet.
Nun ist der Mann wieder auf den Autobahnen hierzulande unterwegs. Zwei Leser berichten, sie hätten den Schwindler seit Oktober auf der Autobahn bei Bavois VD gesehen. Ende September hatte der Mann einen Leser aus der Westschweiz zu überzeugen versucht, ihm Geld zu leihen. Er habe sein Portemonnaie verloren, sagte der Mann. Der Leser ging nicht auf die Masche ein.
«Wir sprachen noch über Rugby»
Diesen Dienstagabend verfing der Trick bei einem anderen Leser. Auf einem Autobahnabschnitt im waadtländischen Jura knöpfte der Schwindler dem Mann 200 Euro ab. Der Betrüger war in Begleitung eines Jungen und stellte sich als Ire vor, der in sein Land zurückkehren wolle. Er habe Geld und Papiere in Italien verloren und bitte um Hilfe. Er versprach die sofortige Rückzahlung bei seiner Rückkehr nach Irland.
«Er hatte einen englischen Akzent und wir sprachen sogar noch über Rugby», sagt der betrogene Leser. Nachdem er später in den Medien von der Masche des Mannes gelesen habe, habe er bei der Kantonspolizei Waadt Anzeige eingereicht. Die Polizei bestätigt den Eingang.
Das Video zeigt, wo der Toyota-Betrüger in der Schweiz unterwegs war. (Video: Ethel Keller)
«Ich drückte ihm 300 Euro in die Hand»
Im September war Leser Thomas F. im süddeutschen Sindelfingen auf einer Autobahn-Raststätte auf den Betrüger getroffen. Er habe sich als Engländer ausgegeben, der in London wohnhaft sei. Schon damals war der Betrüger mit seinem angeblichen Sohn unterwegs. «Er sagte, sein Portemonnaie sei ihm in Stuttgart abhandengekommen, und nun brauche er Geld für die Heimfahrt», sagt F. Eine ähnliche Geschichte bekamen auch die zuvor betrogenen Menschen zu hören.
Der Mann sei sehr geschickt vorgegangen, sagt F. «Er hat mich in ein Gespräch über London verwickelt, das ich zwei Wochen zuvor besucht hatte.» Auch der jugendliche Komplize zeigte sich gesprächig und redete viel über die Premier League. «Den beiden ist es gelungen, ein Vertrauensverhältnis zu mir aufzubauen», sagt F. Also drückte er ihnen 300 Euro in die Hand.
Mann gibt sich als Toyota-Mitarbeiter aus
Die Staatsanwaltschaft Basel-Landschaft, der die schweizweite Zuständigkeit in den Betrugsfällen obliegt, hat bisher Kenntnis von rund 30 Anzeigen im Zusammenhang mit den Betrügereien des Mannes in der Schweiz.
Ein Sprecher der Staatsanwalt Basel-Landschaft sagt zu 20 Minuten, die Untersuchungen liefen, und verschiedene Massnahmen seien in die Wege geleitet. Verschiedene Staatsanwaltschaften und Polizeikorps der Schweiz seien involviert.