VW Golf LS Baujahr 1974 – so grün wie die Hoffnung.
VW Golf LSDer VW Golf musste Volkswagen retten
Im Jahr 1948 kamen die ersten VW Käfer in die Schweiz, danach geriet der Autohersteller in Schieflage. Bis 1974 der VW Golf LS auf der Bildfläche erschien.
- von
- Bruno von Rotz
Grün ist die Hoffnung und grün lackiert ist auch der Golf, den wir fahren. Und was für ein Grün, es heisst Lofotengrün und die Farbe wirkt durch die orange-braune Innenausstattung noch kultiger. Viel mehr Siebzigerjahre-Stil ist fast nicht mehr denkbar.
Gross war die Hoffnung, die Volkswagen mit dem VW Golf verknüpfte. Alle bisherigen Bemühungen, einen Nachfolger für den Verkaufshit Käfer zu lancieren, waren im Sande verlaufen. Finanziell gings dem Konzern nicht gut, der Golf musste es richten.
Präsentation im Mai 1974
Vorgestellt wurde die Mehrzweck-Limousine Golf im Mai 1974, also rund drei Monate nach dem Scirocco, mit dem sie die technische Plattform teilte. Bewusst wurde der Golf nicht als Nachfolger positioniert, aber er wurde es als Produktionsstütze dann schliesslich doch.
Mit querliegendem wassergekühltem Frontmotor, vier Zylindern in Reihe, angetriebenen Vorderrädern und Heckklappe hatte der Golf ausser dem VW-Zeichen nur wenig mit dem Käfer gemein. Mit 3,7 Metern Länge und 1,61 Metern Breite war der Golf kürzer und breiter sowie mit 1,41 Metern Höhe auch flacher als der rundliche Ur-Typ.
Viel Auswahl gabs anfänglich nicht, ein 1,1-Liter-Motor produzierte 50 PS, eine 1,5-Liter-Variante 70 PS. Es war die Normal- oder eine Luxusausstattung verfügbar und allerlei Extras, um das Auto den eigenen Bedürfnissen anzupassen.
Leicht, sicher und günstig
Mit 750 bis 805 kg war der Golf dank selbsttragender Bauweise leicht und trotzdem sicher. Und teuer war er auch nicht. Die Preise begannen bei CHF 10’045, für den viertürigen LS waren CHF 12’565 fällig. Für ein einfaches Dreiwellenradio zahlte man inkl. Einbau allerdings CHF 395!
Vor allem die 70-PS-Version überzeugte mit sportlichem Temperament, wie es der Käfer nie hatte bieten können. Noch mehr bot später der GTI, für die Sparsamen wurde schon bald eine Diesel-Version angeboten. Wir aber sitzen in einem frühen Golf LS von 1976. Zu diesem Zeitpunkt war der Hubraum bereits auf 1,6-Liter angewachsen, die Leistung auf 75 PS gestiegen.
Einfache Bedienung
Um diesen grünen Viertürer zu fahren, benötigt man weder eine Bedienungsanleitung noch eine lange Einführung. Der Lichtschalter ist sofort zu erkennen, die beiden Lenkstockhebel sind jeweils für eindeutige Funktionen zuständig. Der Choke ist automatisch, es reicht, wenn man den Zündschlüssel dreht, dann läuft der Golf. Er tut das ohne grosses Gedröhne, aber auch nicht komplett unauffällig.
Natürlich sind 75 PS heute nicht mehr viel, aber in Verbindung mit rund 800 kg Leergewicht reichen sie für flotte Fahrleistungen. Die übersichtliche Karosserie, der enge Wendekreis von 10,5 Metern und die grosszügige Verglasung machen den Golf zu einem angenehmen Reisebegleiter, dem es weder an Handlichkeit, noch an Leichtfüssigkeit fehlt.
Man könnte ihn noch heute im Alltag nutzen, aber es haben nur wenige Exemplare der Anfangszeit überlebt. Und ihnen heisst es Sorge zu tragen, sonst wird man den zukünftigen ID.3-Fahrern diesen Zeitzeugen gar nicht mehr demonstrieren können.
Viel mehr Informationen zum ersten VW Golf, umfangreiches Bildmaterial und natürlich auch ein Tonmuster gibt es auf www.zwischengas.com.
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Die Welt war damals auch bunter
04.04.2021, 14:05
Niemand ausser ein Bererdigungsunternehmer hätte sich ein schwarzes Auto gekauft ... heute ist jedes zweite schwarz :-(
Rostlaube
04.04.2021, 12:37
Der Rost war auch bei diesem Modell ein grosses Problem. Auf dem Fotos sieht man, dass sogar der Ganghebel verrostet ist...
Peter Retep
04.04.2021, 12:28
Dem VW-Konzern geht es auch heute nicht gut. Es ist das höchstverschuldete Unternehmen der Welt! Dazu kommt noch das schlechte Image wegen des Abgas-Betrug-Skandals.