Zum Stillen in die Kälte geschickt«Der Zoo Basel hat richtig gehandelt»
Dass eine Mutter im Zoo Basel aufgrund der Corona-Massnahmen ihr Baby in der Kälte stillen musste, gab in der 20-Minuten-Community zu reden. Der Zoo gab unterdessen bekannt, dass sich Mütter bei Bedarf nun an das Restaurantpersonal wenden könnten.
- von
- Seline Bietenhard
Ein Besuch im Basler Zoo wurde für eine Familie zum Frust-Erlebnis. Nach dem Mittagessen wollte die Mutter die drei Monate alte Tochter stillen und fragte im Zolli-Restaurant nach Erlaubnis. Die Familie hatte in einem Still-Onlineverzeichnis gesehen, dass es möglich sei. Die Restaurantmitarbeiter teilten ihnen jedoch mit, dass dies aufgrund der Corona-Massnahmen nicht möglich sei. Die Mutter musste daraufhin ihr Kind draussen in der Kälte stillen. Der Zoo Basel entschuldigte sich für den Vorfall und gelobte Besserung.
Tanja Dietrich, Sprecherin des Zoo Basel, erklärte am Donnerstag auf Anfrage von 20 Minuten, dass, wenn das Restaurant wieder öffnen dürfe, Mütter dort normal stillen könnten. Bis dahin könnten sich Mütter bei Bedarf an das Restaurant-Personal wenden und dann einen Platz zugewiesen bekommen, so Dietrich.
Angaben auf Still-Onlineverzeichnis können abweichen
Der Vorfall im Basler Zoo ist kein Einzelfall. «Uns wurde kürzlich ein Fall von einem Take-away-Restaurant gemeldet, das eine stillende Mutter und ihr Kind nicht in ihre Räumlichkeiten liess, obwohl draussen Minustemperaturen herrschten», berichtet Judith Lucy-Gamma von der Stillförderung Schweiz. Die Stiftung unterhält die App Mamamap, auf der Mütter stillfreundliche Orte finden können. Auch das Basler Zolli-Restaurant ist darin angeführt.
In der Mamamap werde allerdings darauf hingewiesen, dass die Angaben aufgrund der Pandemie individuell abweichen können, so Lucy-Gamma. Viele der im Verzeichnis erfassten Orte seien Apotheken, welche auch während des Lockdowns geöffnet waren. Rückmeldungen zu geschlossenen Stillorten seien aber selten. «Möglicherweise ist der Bedarf an öffentlich zugänglich Stillorten momentan weniger gross, da die Leute weniger unterwegs sind», vermutet sie.
«In speziellen Situationen ein Auge zudrücken»
Das Thema gab auch in der 20-Minuten-Community viel zu reden. Dabei hielt sich das Mitgefühl mit der Mutter allerdings in Grenzen. Leser Rischtisch findet beispielsweise: «Der Zoo hatte richtig gehandelt.» Andere Leser sehen dies jedoch anders. «Manchmal sollte man den gesunden Menschenverstand einschalten und die Situation überblicken. Vielleicht kann man ja mal bei speziellen Situationen ein Auge zudrücken», schreibt User Regeltyp.
Verständnisvoller äussern sich vor allem Leserinnen. So findet etwa Vera123 die Situation im Restaurant «auch völlig daneben» und schlägt vor, als Alternative zur Kälte draussen in Toiletten zu stillen. ProStill-Mami schreibt: «Ich verstehe beide Seiten. In diesen Zeiten ist das halt schwierig mit den gültigen Regeln. In der Arztpraxis dürfen Begleitpersonen auch nicht im Wartezimmer warten. Wer sich vorher informiert fährt sicher besser.»