Bräunungskapseln: So gefährlich sind die Pillen

Bräunungspillen sollen deine Haut auf die Sonne vorbereiten. Aber können sie das wirklich?

Bräunungspillen sollen deine Haut auf die Sonne vorbereiten. Aber können sie das wirklich?

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Expertin klärt aufDeshalb solltest du die Finger von Bräunungskapseln lassen

Ist der Sommer einmal da, soll auch der zart gebräunte Teint so schnell wie möglich her. Können Bräunungskapseln da helfen? Eine Dermatologin klärt genau auf.

Malin Mueller
von

Damit der Körper in der Badi im besten Licht zur Geltung kommt, feilen einige von uns zeitintensiv am perfekten Teint. Doch die Sonne ist nicht gerade gesund und Selbstbräuner aufwendig. Wenn man doch einfach eine Pille einnehmen könnte … oder geht das etwa? Bräunungskapseln und Nahrungsergänzungsmittel aus der Apotheke versprechen immerhin genau das. Dr. med. Daniela Kleeman verrät, wie die Pillen funktionieren, was sie können – und warum du trotzdem lieber die Finger von ihnen lassen solltest.

Über die Expertin

Dr. Kleeman, Bräunungskapseln sollen die Haut auf die Sonne vorbereiten – inwiefern ist das überhaupt möglich?

Mit solchen Kapseln? Gar nicht. Durch UV-Strahlung gebräunte Haut entwickelt ab einem gewissen Grad einen Eigenschutz – der ist allerdings niemals hoch genug, um komplett auf Sonnencreme verzichten zu können. Die Kapseln arbeiten mit Farbstoffen und erhöhen den Eigenschutz daher nicht. Viele Anbieter weisen nur nebensächlich oder gar nicht darauf hin, dass zusätzlicher Sonnenschutz unbedingt notwendig ist.

Was machst du für einen sommerlichen Teint?

Wie wirken die Kapseln dann?

Verantwortlich für die scheinbare Bräune ist ein Lebensmittelfarbstoff namens Canthaxanthin, der zu den Carotinoiden zählt und häufig zur Färbung oranger oder roter Speisen eingesetzt wird. Weil Bräunungskapseln als Nahrungsergänzungsmittel und damit als Lebensmittel gelten, unterstehen sie nicht der Arzneimittelkontrolle. Der Farbstoff kann problemlos zugesetzt werden. Nimmt man die Kapseln ein, setzt sich der Stoff im Körper frei – nach zwei bis drei Wochen entsteht ein optisch sichtbarer Effekt. Die vermeintliche Bräune wirkt dann allerdings eher orange.

Kommt dieser Farbstoff nicht auch natürlicherweise in Lebensmitteln vor?

Ja. In Karotten, Aprikosen oder Spinat ist zum Beispiel viel davon enthalten. Allerdings müsste man unnatürlich grosse Mengen dieser Lebensmittel zu sich nehmen, um eine Farbveränderung der Haut hervorzurufen.

Ein Schutz vor der Sonne konnte erst nach der Einnahme von 20 Milligramm Betacarotin pro Tag festgestellt werden – das Sechsfache der empfohlenen Menge.

Dr. med. Daniela Kleeman über Betacarotin als Sonnenschutz

Carotine und Sonnenschutz werden doch häufiger in einen Zusammenhang gestellt …

Das stimmt. Allerdings gibt es nur wenige Studien, die eine Wirksamkeit nachweisen. Ein positiver Nutzen beim Schutz vor der Sonne konnte erst nach einer mindestens zehnwöchigen Einnahme von mehr als 20 Milligramm Betacarotin pro Tag festgestellt werden. Aus gesundheitlicher Sicht ist das viel zu viel, es werden maximal 3,5 Milligramm täglich empfohlen.

Was passiert, wenn hohe Dosen über einen langen Zeitraum eingenommen werden?

Es kann zu Haut-Ausschlägen, Magen- und Darmproblemen, Leber- und Augenschäden und Nachlassen der Sehkraft kommen. Weil Nahrungsergänzungsmittel als Lebensmittel gelten, kann online alles Mögliche bestellt werden. In der EU und der Schweiz sind zwar Maximaldosen für Lebensmittelfarbstoffe festgelegt, die nicht überschritten werden dürfen, wer aber für den gewünschten Effekt mehr zu sich nimmt als empfohlen, läuft Gefahr einer Vitamin-Überdosis.

Zu viel Vitamin A

Sollte man noch etwas beachten?

Kinder und Rauchende sollten ganz die Finger von den Pillen lassen. Erstere gelangen viel schneller zu einer Vitamin-Überdosis, bei Rauchern wird bei der erhöhten Einnahme von Betacarotin sogar ein höheres Risiko für Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems und Lungenkrebs vermutet.

Hast du einen besseren Trick für eine schöne Bräune?

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