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Der neue Chef greift durchDeutsche Bank streicht 9000 Stellen

Der neue Co-Chef des grössten deutschen Finanzinstituts, John Cryan, gibt seine Strategie bekannt. Nach einem «absolut enttäuschenden» Resultat setzt er das Messer an.

Das Institut steht vor grossen Umwälzungen: Ein Strassenschild vor dem Hauptsitz der Deutschen Bank in Frankfurt. (7. Oktober 2015)

Das Institut steht vor grossen Umwälzungen: Ein Strassenschild vor dem Hauptsitz der Deutschen Bank in Frankfurt. (7. Oktober 2015)

Die Deutsche Bank will 9000 Arbeitsplätze streichen und in Deutschland mehr als 200 Filialen schliessen. Zudem will sich das Unternehmen aus zehn Ländern zurückziehen, darunter Argentinien, Chile, Mexiko und Dänemark. Das geht aus den Details zur «Strategie 2020» hervor, die das Unternehmen heute vorgestellt hat. Bis 2018 sollen demnach 3,8 Milliarden Euro eingespart werden.

Die Deutsche Bank steht vor einem tief greifenden Umbau der Konzernstruktur und der Führungsebene. Um seine Strategie zur Neuausrichtung vorzustellen, trat der neue Chef John Cryan heute Morgen erstmals vor die Presse. Cryan gab bekannt, man werde insgesamt 15'000 Stellen abbauen, 9000 bei der Deutschen Bank – davon 4000 in Deutschland – und 6000 bei externen Dienstleistern.

Insgesamt baut die Deutsche Bank damit ungefähr ein Viertel ihrer Belegschaft ab. Cryan bezeichnete den Jobabbau als keine einfache Aufgabe. «Wir werden diesen Prozess mit grosser Sorgfalt und gemeinsam mit unseren Arbeitnehmervertretern angehen.»

Postbank soll an die Börse

Zusätzlich sei geplant, Beteiligungen mit etwa 20'000 Mitarbeitern über die nächsten 24 Monate abzubauen. Dazu zählt auch die Tochter Postbank, die über die Börse verkauft werden soll. Die Kosten für den Umbau inklusive Abfindungen bezifferte das Geldhaus auf rund 3,0 Milliarden bis 3,5 Milliarden Euro.

Die Deutsche Bank wolle «einfacher und effizienter» werden, begründete der Co-Vorsitzende John Cryan die Massnahmen. Zudem sollten die Risiken verringert und die Kapitalausstattung verbessert werden. Die Führung der Deutschen Bank solle «disziplinierter und zielgerichteter» werden, kündigte Cryan an.

6 Milliarden Euro Verlust

Damit setzt die Bank ihren harten Umbau unter dem neuen Co-Chef fort. In der Bilanz räumte das neue Management kräftig auf, was zu einem Rekordverlust im dritten Quartal führte. Am Mittwoch wurde bereits die Streichung der Dividende für die Jahre 2015 und 2016 verkündet.

Im vergangenen Quartal summierte sich das Minus auf 6,013 Milliarden Euro. Grund dafür waren unter anderem Abschreibungen und Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten. Im Vorjahresquartal hatte die Bank ein Minus von 94 Millionen Euro verbucht. Für das dritte Quartal 2015 rechnete die Deutsche Bank ursprünglich mit einem Verlust nach Steuern von bis zu 6,2 Milliarden Euro. Co-Chef John Cryan sprach in der Mitteilung von einem «absolut enttäuschenden Ergebnis».

«Strategie 2020»

Wesentliche Punkte der «Strategie 2020» waren bereits zuvor bekannt: So soll das umstrittene Investmentbanking aufgespalten werden und innerhalb des Kreditinstituts an Einfluss verlieren. Manager, die mit den Skandalen der vergangenen Jahre in Verbindung gebracht werden, müssen das Haus nach und nach verlassen.

Cryan führt die Deutsche Bank seit Anfang Juli als Co-Chef gemeinsam mit Jürgen Fitschen. Ab Mai 2016 soll er die grösste deutsche Bank allein führen. Cryan gilt als effizienter und akribischer Banker und steht nicht im Zusammenhang mit den Skandalen der Vergangenheit. Viele Aktionäre und Beobachter hoffen, dass er einen Neuanfang bewerkstelligen kann. (afp)

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