Wuppertal: Deutsche Salafisten gründen Scharia-Polizei

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WuppertalDeutsche Salafisten gründen Scharia-Polizei

Im deutschen Wuppertal patroulliert eine Scharia-Polizei: In der Innenstadt wollen sie das «sittsame Verhalten» junger Männer kontrollieren. Jetzt greift die Polizei ein.

Caroline Freigang
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Caroline Freigang

«Kein Alkohol, kein Glücksspiel, keine Musik oder Konzerte, keine Pornografie oder Prostitution, keine Drogen oder Zigaretten»: Das sind die Verhaltensregeln der Scharia-Polizei, die seit neustem in der Innenstadt der deutschen Stadt Wuppertal patroulliert. Das bestätigte die Wuppertaler Polizei 20 Minuten.

Wie die «Westdeutsche Zeitung» berichtet, besteht diese aus etwa einem Dutzend Männern. Der Chef der «Polizeitruppe» ist der Salafist Sven Lau. Die Gruppe hat sich zu einer Art Glaubenspolizei formiert, um für Ruhe und Ordnung zu sorgen und über «unislamisches Verhalten» zu informieren.

«Jugendliche aus Häusern des Teufels holen»

«Sie betreten eine Scharia-kontrollierte Zone. Islamische Gesetze werden durchgesetzt.» Diese Warnung wird zu Beginn eines Youtube-Videos eingeblendet, das die Patrouillen der Scharia-Polizei dokumentiert.

Vor Spielhallen oder Diskotheken halten die selbsternannten Ordnungshüter vor allem junge Männer an und massregeln diese, so die «Bild».

«Unser Ziel ist es, muslimische Jugendliche aus den Häusern des Teufels zu bekommen» schreiben die Scharia-Polizisten auf Facebook (wir verzichten auf die Verlinkung, Anm. d. Red.). Ihre Gruppe hat bereits 1370 Likes und rekrutiert aktiv neue Mitglieder für ihre Patrouillen. Eifrig posten die Mitglieder Fotos von Männern in orangen Westen mit der fettgedruckten Aufschrift «Sharia Police». Der bekannte deutsche Hassprediger Pierre Vogel lobte die erste deutsche Scharia-Polizei in einer Videobotschaft.

Polizei: «Keine Legitimation für Scharia-Polizei»

Jetzt greift die richtige Polizei ein: Bei Kontrollen am Mittwochabend leitete sie mehrere Strafverfahren gegen Mitglieder der Scharia-Polizei ein. Ermittelt wird wegen Verstosses gegen das Versammlungsrecht. Zudem verstärkt die Polizei jetzt ihre Präsenz. «Eine Versammlung muss angemeldet werden», sagt Christian Wirtz, Pressesprecher der Wuppertaler Polizei, zu 20 Minuten. «Wenn sich mehrere Personen zusammenschliessen und dabei uniformiert auftreten, dann kann es sich um eine Straftat handeln. Im vorliegenden Fall war das so.»

Polizeipräsidentin Birgitta Radermacher warnt in einer Pressemitteilung davor, das Gesetz nicht selbst in die Hand zu nehmen: «Das Gewaltmonopol liegt ausschliesslich beim Staat. Ein Auftreten, das einschüchtert, verunsichert oder provoziert, wird nicht geduldet. Es gibt keine Legitimation für diese 'Scharia-Polizei'.»

Der Wuppertaler Integrationsbeauftragte Jürgen Lemmer zeigt sich gemäss der «Westdeutschen Zeitung» besorgt: «Das ist eine höchst gefährliche Truppe, die für den Heiligen Krieg rekrutiert.» Die Männer wollten womöglich Kandidaten für militärische Trainingscamps der Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) aussuchen.

Auch in London patrouillieren Muslime

In Deutschland ist der salafistische «Polizeitrupp» der erste im Land. In Grossbritannien gibt es indes ein Pendant. Gemäss der «Welt» hat sich in den Ost-Londoner Stadtteilen Waltham Forest, Whitechapel und Tower Hamlets eine islamische Gruppe Jugendlicher zu einer «muslimischen Patrouille» formiert.

Ihre selbstauferlegte Aufgabe: Menschen, die «Allah beleidigen», indem sie Alkohol trinken oder sich leicht bekleidet auf der Strasse zeigen, aus der Umgebung von Moscheen zu vertreiben.

Die Wuppertaler Salafisten belächeln die Aufregung um ihre Gruppierung. Natürlich wüssten sie, dass sie keine richtige Polizei seien, heisst es auf Facebook. Ihr Ziel sei es, Aufmerksamkeit zu erregen. Das haben sie erreicht.

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