Krawalle halten anDichte Tränengas-Schwaden über Bangkok
Die Gegner der thailändischen Regierung versuchen, die Polizeizentrale und das Parlament in Bangkok zu stürmen. Die Sicherheitskräfte wehren sich mit Tränengas.
- von
- jam
Der Schlagabtausch zwischen Demonstranten und Polizei in Bangkok geht weiter. Nach dem Krawall-Wochenende mit mehreren Toten starteten tausende Regierungsgegner am Montag einen neuen Sturm auf die Regierungszentrale, die Kommandozentrale der Polizei und das Parlament. Bangkok versinkt im Chaos.
Sie versuchten, die zwei Meter hohen Betonbarrieren und den Stacheldraht niederzureissen, mit denen das Gelände verbarrikadiert ist. Die Polizei schoss wie am Wochenende Tränengaspatronen in die Menge. Dichte Rauchschwaden hingen über dem Regierungsviertel.
Einsatzwagen der Polizei gekapert
Die Strassen um den Regierungssitz und an einer wichtigen Polizeizentrale sahen aus wie im Bürgerkrieg. Die Polizei setzte Wasserwerfer ein. Die Demonstranten feuerten Wurfgeschosse über die Barrieren. An einer Stelle kaperten sie einen grossen Einsatzwagen der Polizei, wie im Fernsehen zu sehen war.
Überall gingen Demonstranten mit Würgereiz und brennenden Augen zu Boden. Sie versuchten, die Chemikalien mit Wasser abzuwaschen. Sanitäter der Armee waren mit Bahren unterwegs, um Verletzte zu bergen. Die Polizisten waren mit Gasmasken im Einsatz.
Eine Drohne machte über betroffenen Stadtteilen Bangkoks Luftaufnahmen:
(Video: Youtube/Kanal6)
Shinawatra lehnt Rücktritt ab
Trotz der massiven Proteste lehnt Thailands Regierungschefin Yingluck Shinawatra den von der Opposition geforderten Rücktritt ab.
In einer Fernsehansprache sagte sie am Montag, die Forderungen der Regierungsgegner seien unter der geltenden Verfassung nicht akzeptabel. Sie hielt die Ansprache, während die Polizei versuchte, Tausende Demonstranten vom Sturm auf das Regierungsgebäude in Bangkok abzuhalten.
Unis und 60 Schulen bleiben zu - genauso das UNO-Hauptbüro
Mehrere Universitäten und mindestens 60 Schulen blieben am Montag aus Sicherheitsgründen geschlossen. In der Hotel- und Geschäftsgegend war die Lage ruhig. Die Vereinten Nationen schlossen vorsorglich ihr Hauptbüro, das im Regierungsviertel liegt. In einer E-Mail der Sicherheitsabteilung an die Mitarbeiter hiess es, am Montag könnte es «im grossen Umfang zu Gewalt kommen». Die UN-Mitarbeiter sollten daher Regierungsgebäude meiden.
In der Hotel- und Geschäftsgegend war die Lage hingegen ruhig. Die Demonstranten sind vor allem im Regierungsviertel im Westen der Stadt, rund zwei Kilometer nördlich des Königspalastes, einer der Haupttouristenattraktionen der Stadt.
Aussenminister Surapong Tovichakchaikul rief die Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes auf, Aufforderungen zur Arbeitsniederlegung von den Regierungsgegnern zu ignorieren. «Die Proteste beschädigen unser Image im Ausland und schaden unserer Wirtschaft», sagte er in einer im Fernsehen übertragenen Ansprache.
Regierungsgegner fordern obskures Volkskomitee
Eine friedliche Lösung des Konflikts ist nicht in Sicht. Der Anführer der Demonstranten blieb kompromisslos. Suthep Thaugsuban traf Regierungschefin Yingluck Shinawatra am Sonntagabend auf Vermittlung des Armeechefs. Er hielt nach eigenen Angaben an seiner Maximalforderung fest, wie er später betonte: Er verlangt nicht nur den Sturz der Regierung, sondern die Einrichtung eines bislang obskuren Volkskomitees, das vor Neuwahlen eine neue Verfassung ausarbeiten soll.
Die französische Botschaft veröffentlichte eine der deutlichsten Warnungen angesichts der Lage in Bangkok. Französische Bürger sollten nicht aus dem Haus gehen, um Konflikte in den Strassen Bangkoks zu vermeiden. Die französische Schule im Nordosten der Hauptstadt wurde geschlossen. (jam/sda)