Café in Elsau ZH war geöffnet«Die Aktion der Polizei war illegal – dagegen gehen wir vor»
Wirt Günter Diexer hat sein Café in Elsau trotz Corona-Massnahmen geöffnet. Er habe das aus Verzweiflung und Protest gemacht, sagt er.
- von
- Thomas Mathis
Darum gehts
Die Polizei hat am Dienstag in Elsau ein geöffnetes Café geschlossen.
Der Wirt sagt, er habe aus Verzweiflung und Protest geöffnet.
Laut der Polizei hat er sich bei der Schliessung kooperativ verhalten.
Das Café Diexer in Elsau war am Montag und Dienstag trotz der geltenden Corona-Massnahmen geöffnet. Am Eingang hing ein Zettel mit dem Vermerk «privates Treffen». Am Dienstagnachmittag wurde das Lokal, das österreichische Spezialitäten anbietet, im Auftrag der Zürcher Gesundheitsdirektion von der Polizei zwangsgeschlossen. Rund 20 Personen mussten weggewiesen werden, der Wirt wurde verzeigt. Bereits am Montag war die Polizei vor Ort.
Auf Youtube äussert sich der Wirt Günter Diexer nach der Schliessung seines Lokals im Interview mit Corona-Skeptiker Daniel Stricker: Die Aktion der Polizei sei illegal gewesen, behauptet der Wirt. Er spricht von Amtsmissbrauch. «Dagegen gehen wir natürlich vor. Die Anklagen werden schon vorbereitet.» In den zwei Tagen im Café habe sich Lebensfreude gezeigt. «Das ist das Schönste, was wir haben können. Und das wollen sie uns nehmen.» Er werde das verhindern, auch wenn er dafür ins Gefängnis müsse. Ob Diexer das Lokal wieder öffnet? Er werde sich «den restlichen Hintergrund holen» und dann sei er wieder ganz normal im Lokal.
«Ich komme an meine Grenzen»
Bereits am Montag äusserte sich Diexer auf Youtube zur Öffnung seines Lokals: «Einmal ist genug, wir haben das Recht, für unser Einkommen zu sorgen», sagt er im Livestream von Corona-Skeptiker Daniel Stricker. Dann spricht er über die Entschädigungen, die er erhalten hat. Seit September erhalte er nichts mehr. Vorher habe er brutto 1,60 Franken pro Tag erhalten, was ungefähr 45 Franken im Monat ergibt. «Das ist eine Verarschung.»
Mit dem Geld müsse er Versicherungen, Stromkosten und sein eigenes Leben bestreiten. Die Miete sei ihm glücklicherweise erlassen worden. «Dafür möchte ich mich recht herzlich bedanken.» Grund für die geringe Entschädigung sei, dass er erst im September 2019 eröffnet habe und keine Umsätze und Gewinne vorweisen könne. Geöffnet habe er aus Verzweiflung und Protest: «Ich komme an meine Grenzen. Es geht nicht mehr weiter.» Im Video äussert er sich auch kritisch zu den Corona-Massnahmen. Er bezeichnet diese etwa als unverhältnismässig.
«Risiko bewusst eingegangen»
Auch auf Facebook äussert sich Diexer kämpferisch: Das Team sei das Risiko einer Zwangsschliessung bewusst eingegangen. «Wir lassen es nicht auf sich beruhen und melden uns zu gegebener Zeit wieder», heisst es. In einem Post von Samstag hiess es: «Wir waren jetzt drei Monate gehorsam und haben vergebens auf eine Lockerung seitens des Bundesrates gewartet.»
Laut der Polizei hat sich der Wirt bei der Zwangsschliessung kooperativ gezeigt. Auf Anfrage von 20 Minuten wollte sich Diexer nicht weiter zum Fall äussern. Ob die anwesenden Gäste ebenfalls verzeigt werden, wird von den Behörden geprüft.
Beim Branchenverband GastroSuisse heisst es auf Anfrage, dass man sehr gut verstehe, dass viele Inhaber finanziell am Limit sind. «Ein solches Vorgehen befürworten wir aber nicht.» Für den Verband sei klar, dass man sich an die von Bund und Kantonen verordneten Massnahmen halten soll. «Allerdings ist jeder Unternehmer frei in seinen Entscheidungen.»