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Tierschützerin«Die Alki-Bären brauchen dringend einen Entzug»

Die Bären Mischa und Pascha sind süchtig – Schaulustige verabreichen ihnen jede Nacht Alkohol. Tierrechtler wollen sie befreien. Bis jetzt ohne Erfolg.

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Am 27. Februar 2015 sind die Bären Mischa und Pascha noch immer in ihrem Käfig in Sotcchi - obwohl Tierrechtler vor Gericht eine Freilassungsverfügung erreicht haben.

Am 27. Februar 2015 sind die Bären Mischa und Pascha noch immer in ihrem Käfig in Sotcchi - obwohl Tierrechtler vor Gericht eine Freilassungsverfügung erreicht haben.

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Die russischen Behörden hätten kein Interesse daran, sich um die Tiere zu kümmern, sagt eine Tierrechtlerin.

Die russischen Behörden hätten kein Interesse daran, sich um die Tiere zu kümmern, sagt eine Tierrechtlerin.

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Beide Bären sind in einem kleinen Käfig eingepfercht.

Beide Bären sind in einem kleinen Käfig eingepfercht.

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Sie sind die Hauptattraktion in einem Restaurant im russischen Ferienort Sotschi: Die beiden Braunbären Mischa und Pascha. Seit rund zwanzig Jahren sind sie dort in einem kleinen Käfig eingesperrt. Am Boden stapeln sich Abfälle. Gefüttert werden die Bären mit Junkfood und Süssigkeiten. Damit nicht genug: Jeden Abend flössen betrunkene Restaurantbesucher den Bären Alkohol ein. Sie finden es lustig, wenn sich die Tiere betrunken tapsig benehmen.

«Bier ist gut für Bären», sagt Restaurantbesitzer Dzhenkis Uzaroshvili zum «Independent».

«Die Behörden wollen nichts machen»

Anders sieht das Anna Kogan, Gründerin der Tierrechtsorganisation Big Hearts Foundation aus Grossbritannien. Sie setzt sich für Mischa und Pascha ein: «Die Bären brauchen dringend einen Entzug», sagt sie zu 20 Minuten. Russische Tierschützer hätten sie im letzten Jahr über das Schicksal der beiden Tiere informiert. Vor Gericht hat sie erreicht, dass die Bären ihrem Halter entzogen und nach Rumänien in ein spezielles Entzugsprogramm gebracht werden sollen. Einziges Problem: Der Restaurantbesitzer weigert sich, die Bären herzugeben, und die russische Umweltschutzbehörde ignoriert die Verfügung.

Die Tiere nach Rumänien zu bringen, erfordert laut Kogan einige Monate Vorbereitung. In dieser Zeit müsste der russische Staat für die beiden Bären eine Zwischenlösung organisieren – und das tut er nicht. Kogan: «Weil sie für diese Zeit kein Übergangsgehege zur Verfügung stellen können, wollen die Behörden nichts unternehmen.»

«Vielleicht zwingt das die Russen zum Handeln»

Dass die Tiere in ihrem Käfig bleiben, sei aber absolut ausgeschlossen. «Die Bären leiden. Betrunkene Restaurantbesucher beleuchten nachts ihr Gehege mit den Scheinwerfern ihrer Autos und geben ihnen Alkohol. Pascha ist davon schon blind geworden.» Der Käfig sei ausserdem viel zu klein für die ausgewachsenen Tiere. «Sie greifen sich gegenseitig an, weil sie zu wenig Platz haben.»

Schlechte Erfahrungen habe sie mit russischen Behörden schon mehrfach gemacht, sagt Tierschützerin Kogan. «Ich will ein Zuhause für diese Bären finden, aber den Behörden sind die Tiere ganz einfach egal.» Deshalb bleiben die Bären bei ihrem derzeitigen Besitzer.

Ein ernstzunehmendes Tierschutzgesetz gebe es in Russland nicht, sagt Kogan. Trotzdem habe sie in diesem Fall Hoffnung. «Medien weltweit haben über die Bären berichtet. Vielleicht zwingt das die Russen zum Handeln.»

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