Gamescom 2019«Die Anzahl der Schweizer Studios ist explodiert»
An der diesjährigen Gamescom präsentieren Schweizer Studios ihre neuesten Titel. Ein Interview mit Sylvain Gardel von der Kulturstiftung Pro Helvetia.
- von
- flu
Roboteradoption, Terraforming oder ein segelndes Fahrzeug: Die SwissGames Delegation bietet an der Gamescom in Köln Einblick in die vielfältige Schweizer Gameszene.
Sylvain Gardel, was verspricht sich die SwissGames Delegation von ihrem Auftritt an der Gamescom?
Die Herausforderung an einer solch riesigen Messe ist es, die passenden Kontakte herzustellen und daraus nachhaltige Geschäftsbeziehungen zu schmieden. Deshalb nehmen die Teilnehmer der Schweizer Delegation an kuratierten Matchmaking-Formaten teil, die sie mit den internationalen Vertretern zusammenbringen. Die Gamescom ist neben der Game Developers Conference GDC in San Francisco die wichtigste Messe für Spielentwickler. Im Businessteil des Messegeländes lassen sich im SwissGames-Pavillon 15 Schweizer Games anspielen. Publisher, Investoren und Plattform-Holder werden die Spiele unter die Lupe nehmen, und auch die Fachpresse wird sich bei den Schweizer Entwicklern umschauen.
Was für ein Bild soll dem internationalen Publikum von der Schweizer Gameszene vermittelt werden?
In der Industrie werden die Schweizer Spiele heute als innovativ wahrgenommen. Im Bereich der für Games relevanten Technologien sind wir schon länger ganz vorne dabei, davon zeugen unter anderem drei Tech-Oscars. Schweizer Spiele stammen von kleinen Studios, unsere Game-Industrie ist auch jünger als jene in den Nachbarländern, aber sie ist bekannt für ihre Qualität. Davon zeugen über 150 Preise an allen relevanten Messen und Festivals weltweit. Auch ist der Frauenanteil in Schweizer Studios im direkten Vergleich mit dem Ausland sehr hoch.
Wie hat sich die Schweizer Gameszene in den letzten Jahren entwickelt?
In den letzten Jahren gab es eine regelrechte Explosion von Schweizer Gamestudios, in 10 Jahren hat sich die Zahl quasi verzehnfacht – von 12 auf 120 Studios. Schweizer haben zwar bereits früher als Creative Director oder Lead Artist an Spieletiteln wie «World of Warcraft» oder «Spore» mitgearbeitet, aber stets im Ausland. Der Braindrain war früher die Normalität. Dieser Trend ist heute gestoppt.
Bietet die Schweiz sowohl für künstlerische als auch kommerziell orientierte Gamedesigner gleich gute Bedingungen und welche langfristige Strategie verfolgt Pro Helvetia?
Im aktuellen Vorschlag für die neue Kulturbotschaft 2021–2024 sieht der Bundesrat eine Erhöhung der Mittel vor. Schweizer Spiele sind durchs Band Independent Games von Studios, die ihren Weg in eine globale Nische dieser riesigen Industrie suchen. Beim Landwirtschaftssimulator hätte 2008 kaum jemand gedacht, dass er einer der erfolgreichsten europäischen Spieletitel würde. Auch anspruchsvolle Titel wie «FAR: Lone Sails» oder «Kids» von Playables können sich in diesem kompetitiven Umfeld behaupten. Nach der Aufbauphase sind wir an der Schwelle zu einer Wachstumsphase, das zeigt auch die Verdreifachung der Umsätze in den letzten drei Jahren, die die SGDA ausweist.
Welches sind Ihre persönlichen Highlights der SwissGames-Delegation?
Das ist ein wenig wie mit den eigenen Kindern. Sie wachsen einem alle ans Herz. Besonders gespannt bin ich aber auf die neuen Titel von Studios, die das erste Mal dabei sind wie «Kukulcan» von Black Spoon Games, «Alan» von AlanCode oder «Terraformers» von Asteroid Lab – vielleicht ist eines dieser Spiele ja der Gamechanger für die einheimische Spieleindustrie.