Schwimmstar Ryan LochteDie attraktivste Dumpfbacke Amerikas
Nach dem Rücktritt von Michael Phelps lechzt der Schwimmsport nach einem neuen Aushängeschild. Doch kann Ryan Lochte als tollpatschiger Lebemann diesen Ansprüchen gerecht werden?
- von
- Marcel Allemann
Vor zwei Jahren an der WM in Schanghai war Ryan Lochte der gefeierte Mann. Der Modellathlet aus Canandaigua im Bundesstaat New York holte nicht weniger als fünf Goldmedaillen und gleich zweimal bezwang er dabei auch Überschwimmer Michael Phelps. Man nahm es in Amerika wohlwollend zur Kenntnis, zumal man wusste, dass Phelps der Nation nicht mehr ewig erhalten bleiben wird. Nach den Olympischen Spielen in London trat der mit 18 Goldmedaillen erfolgreichste Olympionike aller Zeiten zurück.
Es war alles angerichtet für Lochte. Umso mehr, dass der 28-Jährige besser aussieht als Phelps und an einen Hollywood-Star erinnert. Dies verstand er sich auch als Teilzeitmodel zunutze zu machen. Er gehört der Ford Modeling Agency an und war unter anderem als Werbeträger für Gillette und Ralph Lauren unterwegs.
Reality-Soap als Bumerang
Doch inzwischen hat der Wind zu Lochtes Ungunsten gedreht, er hat es mit seinem Aktivismus abseits des Beckenrandes übertrieben. Zum Bumerang wurde für ihn dabei die eigene Reality-Soap, in welcher er der Welt zeigt, was für ein toller Hecht er ist. «What would Ryan Lochte do?» (auf Deutsch «Was würde Ryan Lochte tun?») ist der Titel der Show. Darin sieht man, wie Lochte mit Freunden feiert, schwimmt und seine Unwiderstehlichkeit bei Frauen zur Geltung bringt. Sein Markenzeichen ist darin sein Ausruf «jeah», bei dem er das «j» ausspricht wie ein «dsch». Und Lochtes Lieblingsspruch ist: «Wenn du in der Nacht ein Mann bist, musst du auch am Morgen ein Mann sein.»
Trotz einer gross angelegten Werbekampagne haben gerade mal 800'000 Haushalte bei der Premiere von Lochtes Macho-Show eingeschaltet – für die Ansprüche in den USA ist das ein Desaster. Stattdessen machte es sich mancher zum Sport, in Blogs über den Schwimmer zu scherzen. So gibt es beispielsweise eine Sammlung seiner blödesten Aussagen in seiner Soap. Und legendär ist ein TV-Interview mit Lochte zu dieser Zeit, als die beiden Moderatoren nach dessen dümmlich wirkenden Antworten in schallendes Gelächter ausbrachen. Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht mehr zu sorgen. Ryan Lochte wird inzwischen als die attraktivste Dumpfbacke Amerikas verunglimpft und in Deutschland als Mischung zwischen Lothar Matthäus und David Hasselhoff bezeichnet.
«Feiern und trainieren ist hart»
Da kann sich der fünffache Olympiasieger glücklich schätzen, dass er derzeit an der WM in Barcelona ins Schwimmbecken abtauchen kann. Nur: Wegen seiner Nebenbeschäftigungen ist er nicht wirklich in Form, seine beeindruckende Ausbeute von Schanghai wird er kaum wiederholen können. «Ich habe sogar in Betracht gezogen, in diesem Jahr überhaupt nicht auf die Wettkampfbühne zurückzukehren», gesteht Lochte. «Dieser feiernde Lebensstil und trotzdem trainieren, ist sehr hart.»
Doch vermutlich hat er sich gerade noch rechtzeitig an sein Lebensmotto («wenn du in der Nacht ein Mann bist, musst du auch am Morgen ein Mann sein») zurückerinnert und sich gesagt: «Dscheah, ich will 2016 nach Rio.» Da gibt es schliesslich nicht nur schöne Frauen, sondern auch Olympiamedaillen zu gewinnen. Und so verspricht Lochte: «Die nächsten drei Jahre werde ich wieder hart arbeiten.»
Ausschnitte aus Ryan Lochtes Reality-Soap «What would Ryan Lochte do?» (Video: YouTube)