Basel«Die bringen Menschen in Gefahr für ein bisschen Driften»
Das Basler Hafengebiet ist ein Hotspot für Autoposer. Eine Anwohnerin berichtet von gefährlichen Fahrmanövern. Unlängst kam es zu einem Unfall und Anfang März muss sich ein Junglenker vor Gericht verantworten.
- von
- Oliver Braams
- Lukas Hausendorf
Darum gehts
Die Uferstrasse im Basler Hafengebiet ist ein Hotspot für Autoposer.
Eine Anwohnerin berichtet von gefährlichen Fahrmanövern und dokumentierte die Spuren eines Unfalls Ende Januar.
Ein Junglenker, der dort gerast ist, muss sich Anfang März vor Gericht verantworten.
«Wer bringt Passanten für ein bisschen Driften in einer Kurve in Gefahr?», fragt eine Twitter-Userin aus Basel, nachdem sie die Spuren eines Unfalls im Basler Hafenareal sah. Ein Auto kam in der engen Rechtskurve auf der Uferstrasse an der Wiesemündung von der Fahrbahn ab und krachte in einen Laternenmast, mähte einen Müllkübel um und landete nur knapp nicht im Wasser. Auf Twitter veröffentlichte die Anwohnerin das «Massaker in ihrer Nachbarschaft».
Der Unfall ereignete sich am Abend des 22. Januar wie Toprak Yerguz, Sprecher des Basler Justiz- und Sicherheitsdepartements, auf Anfrage bestätigt. «Ein 21-jähriger Lenker, der den Führerausweis auf Probe hat, hat in einer Rechtskurve und bei schlechten Witterungsverhältnissen die Herrschaft über sein Fahrzeug verloren», sagt er auf Anfrage von 20 Minuten. Der Lenker ist laut Yerguz dabei unverletzt geblieben. Das Auto – ein SUV – musste jedoch abgeschleppt werden. Der Atemalkoholgehalt beim Lenker habe 0,0 mg/l betragen. Ob der Junglenker sein Auto schrottete, weil er driften wollte, bleibt unklar.
Es war kein Einzelfall. Zwei Tage später berichtet die Frau auf Twitter von einem weiteren Zwischenfall. Sie beobachtete, wie ein BMW-Lenker nach einem Überholmanöver mit hoher Geschwindigkeit auf der Gegenfahrbahn durch die gleiche Kurve fuhr. «Hätte er er die Kontrolle verloren, hätte es mich getroffen», erzählt sie.
Schwellen weg, Rennstrecke an
Seit die meisten Schwellen, die erst vor wenigen Jahren eingebaut wurden, entfernt wurden, sei das Hafenareal wieder eine «beliebte Rennstrecke». Vor allem am Wochenende und nachts, lassen sie gerne ihre Motoren heulen und sausen mit quietschenden Reifen durch die Kurven. Man könne dagegen wohl nur wenig machen, meint die Anwohnerin. «Die Polizei muss die Autoposer bei einem Stunt in flagranti erwischen.»
So wie den 20-jährigen Basler, der am 8. April 2020 um 20.28 Uhr mit 99 km/h durch die für den Normalverkehr gesperrte Hafenstrasse raste. Mit dieser «besonders krassen Missachtung» der zulässigen Höchstgeschwindigkeit «ging er ein hohes Risiko eines Unfalls mit Schwerverletzten oder Todesopfern ein», hält die Staatsanwaltschaft in ihrer Anklage fest. Bei einem Schuldspruch könnte auch der BMW, den er auch auf Instagram gerne mit lautem Auspuff in Szene setzt, beschlagnahmt werden.
Bekannter Szene-Hotspot
Toprak Yerguz bestätigt aber, dass sich beim Dreiländereck immer wieder Auto-Poser treffen. Er gibt aber auch zu bedenken: «Lenker, die ihren Fahrstil nicht den Wetterverhältnissen anpassen, kommen auf dem ganzen Kantonsgebiet vor.» Das Hafengebiet ist allerdings schon länger als Szene-Hotspot bekannt. Am Westquai wurden auch schon illegale Rennen gefahren. 2016 wurden deswegen genau jene Temposchwellen montiert, die inzwischen grösstenteils wieder entfernt wurden.