JugendsündenDie CD-Leichen der Stars
Wir kennen es alle: Früher hat uns eine Musik enorm viel bedeutet, heute finden wir sie eher peinlich. Friday hat einen Blick in die CD-Regale der Promis geworfen.
- von
- Jonas Dreyfus
Mahara Mc Kay, 28
Roxette: «Joyride»
Der Musikgeschmack meiner älteren Schwester hat mich beeinflusst. Run DMC, Salt'n'Pepa und Madonna fanden wir cool. Wir sind in Neuseeland aufgewachsen. Als ich mit zehn in die Schweiz zog, wurde ich in meiner Klasse in Windisch wegen meines Musikgeschmacks gehänselt. Um nicht gänzlich zur Aussenseiterin zu werden, habe ich mich den Aargauer It-Girls angepasst. Das hiess unter anderem: Das Album ‹Joyride› von Roxette besetzte ab jetzt meinen CD-Player. Der Sound sagt mir heute nicht mehr viel. Aber mit den Schulterpolstern aus den 80ern kann ich mich wieder anfreunden.
Stress, 31
Metallica: «Master of Puppets»
Mit zehn lebte ich im kommunistischen Estland. Westliche Musik gab es nicht. Das Einzige, was ich hatte, waren Metallica-Kassetten, die schon zehn mal kopiert worden waren. ‹Battery› vom Album ‹Master of Puppets› war mein Lieblingslied. Es war das erste Mal, dass ich etwas Hartes hörte, das gleichzeitig so melodiös war. Am liebsten hätte ich lange Haare gehabt wie ein richtiger Heavy - aber in der Schule war das nicht erlaubt. Wir hatten ein Paar wenige Bilder der Band aus Magazinen, die wir eigenhändig auf T-Shirts druckten. Ein paar
ältere Jungs trugen Jeansjacken mit Aufnähern drauf. Ich fand sie extrem cool.
Carlos Léal, 40
Kiss: «Hotter Than Hell»
Am Mittwochnachmittag hatten wir schulfrei, mein älterer Bruder war mit seiner Freundin beschäftigt. Ich schlich in sein Zimmer und nahm mir die Platte ‹Hotter Than Hell› von Kiss, von der mein Bruder nicht wollte, dass ich sie jemals anfasse. Auf einem alten Plattenspieler hörte ich sie mit meinen Freunden an. Wie viele Kids damals plünderte ich dann die Garderobe meiner Mutter, verkleidete mich als Kiss-Superstar The Demon und streckte wie er die Zunge heraus.
Sarah-Jane, 24
«Sister Act» (Soundtrack)
Richtig angefressen war ich mit sieben von ‹Sister Act›. Der Soundtrack zum Film lief bei mir den ganzen Tag. Ich imitierte die Nonnen aus dem Film in der Stube und meine Eltern – die armen (!) – mussten zuschauen. Das Lied ‹I Will Follow Him› konnte ich sogar so gut, dass ich es in der Kirche vortragen durfte. Noch heute höre ich die CD ab und zu und denke an früher. Ich habe übrigens nie ein Bild von einem Idol aufgehängt. Bei mir hingen nur Tierbilder.
Stefanie Heinzmann, 20
Backstreet Boys: «Backstreet Boys»
Am Anfang der Primarschule war mein Zimmer mit Backstreet-Boys-Posters tapeziert. Meine Freundinnen standen auf Caught in the Act. Aber ich stand auf Nick Carter. Damals fand ich ihn mega herzig. Oh Gott, ich hatte sogar ein T-Shirt mit ihm drauf, eine Gürtelschnalle und ein Kissen. Das erste Album ‹Backstreet Boys› ist noch heute in meinem Besitz. Darüber hinaus bin ich aber nicht gekommen, bald fand ich die Musik doof. Und blonde Jungs mit blauen Augen entsprachen auch nicht mehr unbedingt meinem Typ. Irgendwann habe ich das Nick-Carter-Kissen mit einem Schnauz verziert.
Mr. Da-Nos, 29
Vanilla Ice: «Hooked»
Ich habe noch alle Vinyl-Platten und CDs, die ich je gekauft habe. Das meiste steht bei den Eltern im Keller. Meine erste CD war von MC Hammer. Die zweite von Vanilla Ice. Er war der erste weisse Rapper, das fand ich unglaublich cool. Das Album hiess ‹Hooked›, und der Hit - na klar: ‹Ice Ice Baby›. Auf dem Schulhof rief ich das den Girls hinterher und fand mich dabei super. Ich war acht!
Adrian Sieber, 37
«The Best of Italo-Disco Vol. 1-5»
Ich habe meine frühen Teenagerjahre in den verschiedensten Turnhallen-Discos auf dem Land verbracht. Aus dieser Zeit existieren noch einige obskure Überbleibsel in meinem Plattenregal, die ich niemals weggeben würde. Zum Beispiel ‹The Best of Italo-Disco Vol. 1-5›. Darauf war unter anderem Den Harrow zu hören. Er hiess eigentlich Stefano Zandri und hatte in den 80er-Jahren zig Top-Ten-Hits. Dann wurde bekannt, dass Harrow seine Songs nicht selbst gesungen hatte und in Wirklichkeit keinen Ton traf. Heute tritt er noch in Holland und Polen auf, den Hochburgen des Italo-Disco. Playback, versteht sich.
Robin Rehmann, 28
Blümchen: «Verliebt»
Für ein hyperaktives Kind wie mich, das an einem Aufmerksam- keitsdefizit litt, waren die hektischen Klänge von Jasmin Wagner alias Blümchen genau das Richtige. Ich tanzte dazu in der Schülerdisco wie ein wildgewordener Affe. Blümchen kam auch in meinen ersten sexuellen Phantasien vor. Auch wenn diese damals durch den Song ‹Gib mir noch Zeit› geprägt wurden.