Cliquen-Mix: «Die einzige ausländische Formation am Cortège»

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Cliquen-Mix«Die einzige ausländische Formation am Cortège»

Es ist eine Integrationsgeschichte par excellence. Eine Schweizer Velogruppe schliesst sich mit spanischen Secondos zusammen und zeigt diesen die Fasnacht.

Matthias Kempf
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Matthias Kempf
Die spanische Musikgruppe Ourense bringt zusammen mit den "Bleu d'Ian" galizische Klänge an die Basler Fasnacht.

Die spanische Musikgruppe Ourense bringt zusammen mit den "Bleu d'Ian" galizische Klänge an die Basler Fasnacht.

«Vamos», «Caralho», «Carneval». Es sind nicht die typischen Fasnachtsrufe, die beim Einstehen gegenüber des Hotels Balade ertönen. Der Grund dafür ist die Gruppe «D Bleu d'Ian», die bereits zum neunten Mal am Cortège mitmacht. Im Schlepptau hat die Velogruppe sechs spanische und einen portugiesischen Musiker der Gruppe Ourense, die traditionelle Klänge aus dem Nordwesten Spaniens mit den Rhythmen der Basler Fasnacht vermischt. Alle sieben Musiker sind Secondos und leben in Basel.

«Das ist unsere vierte aktive Fasnacht», erzählt der Obmann von Ourense, Bruno Mallo. Aktiv ist aber immer nur ein kleiner Teil der spanischen Gruppe während den «drey scheenschte Dääg». «Wir haben auch Tänzer, aber für die haben wir an der Fasnacht noch keine Verwendung», schmunzelt Mallo. Dass eine spanische Formation an der Fasnacht unterwegs ist, falle vielen Leuten gar nicht auf. «Die Zuschauer halten uns aufgrund unseres keltischen Stils für Schotten», ärgert sich Dudelsack-Spieler Esteban Babio. Tatsächlich finden sich keine Flamenco-Instrumente in den Reihen von Ourense, sondern nur Dudelsäcke, Trommeln und Pauken. Galicien, die Heimatregion der sieben Fasnächtler, bezieht sich stark auf seine keltischen Vorfahren.

Ritter brauchten Musketiere

Begonnen hat die Fasnachtsgeschichte der Spanier an der Hochzeit eines Freundes von «Bleu d'Ian»-Mitbegründer Giorgio Rossi. An der Hochzeit spielte die spanische Gruppe und Rossi wusste: «Die brauchen wir an der Fasnacht.» Mit dem Zusammenschluss der beiden Gruppen entstand nicht nur ein Generationenmix zwischen den jüngeren Spaniern und den älteren Rittern der Velogruppe, sondern auch eine Mischung der Kulturen. «Sie haben uns eigentlich erst richtig in die Fasnacht eingeführt», sagt Ourense-Obmann Mallo.

Kulturelle Probleme habe es nur ein Mal gegeben. Bei der ersten Sitzung kamen die Spanier eine halbe Stunde zu spät. «Klischee halt», lacht Ourense-Musiker Babio. Ein anderes Problem stellte allerdings das Gehen dar. «Als Formation sind wir noch nie gelaufen», so Babio weiter. Die Velogruppe musste für die Spanier Marschübungen organisieren, damit sich diese an das Spielen während dem Gehen gewöhnen konnten. Während der Fasnacht dominiert ein Kauderwelsch von Galicisch, Spanisch und Schweizerdeutsch die Formation.

Angst vor dem Comité

Ohne die «Bleu d'Ian» wären die Musiker der Ourense immer noch als Passivmitglieder an der Fasnacht. «Alleine hätten wir uns nicht getraut, unsere Gruppe beim Comité anzumelden», sagt Mallo. An der Fasnacht gelte es, die lokalen Gepflogenheiten zu berücksichtigen und gleichzeitig die eigene Kultur nicht zu vernachlässigen. Dass sie am Cortège mitlaufen dürfen, macht die Spanier stolz. Sie haben extra «Z'Basel am mim Rhy» und den Wettstaimarsch auf ihre Dudelsacknoten umgeschrieben, um sich der Fasnacht anzupassen.

«Wir sind die einzige ausländische Formation am Cortège», erklärt Giorgio Rossi stolz. Die Ourense selbst würde es begrüssen, wenn auch andere Nationalitäten zu ihnen stossen würden. Oder wenn andere Ausländer ihre Kulturen an die Fasnacht tragen würden. «Es muss aber natürlich zur Fasnacht passen», sagt Babio. Bis jetzt stossen die «Bleu d'Ian» und die Ourense auf positive Resonanz. «Ich hoffe nur, dass man uns endlich als Spanier wahrnimmt und nicht mehr in die Schotten-Tattoo-Ecke steckt», sagt Babio.

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