Felssturz von Gurtnellen: Die ersten Züge rollen wieder

Aktualisiert

Felssturz von GurtnellenDie ersten Züge rollen wieder

Heute Montag öffnen die SBB die Gotthard-Bahnlinie, die seit dem Felssturz vom 5. Juni geschlossen war. Der Felshang wurde mit Sensoren bestückt.

Vier Wochen nach dem Felssturz bei Gurtnellen ist die Gotthardnordrampe für den Zugsverkehr wieder durchgängig offen. Ab Montagabend rollen die Güterzüge, ab Dienstagmorgen auch die Reisezüge durchgehend von Nord nach Süd. Das Umsteigen auf die Ersatzbusse ist damit Geschichte.

Auf der Strecke beim Felssturzgebiet herrsche wieder dieselbe Sicherheit wie auf dem Rest der Gotthardlinie, sagte Albert Müller, Leiter Naturrisiken bei der SBB, als er am Montag die Medien über die Instandstellungsarbeiten bei Gurtnellen UR informierte.

Retter gingen zuerst von 10 Opfern aus

Oberhalb und unterhalb des Trassees waren zu dieser Zeit noch Bagger im Einsatz, um Geröll zu verschieben, wie ein Augenschein vor Ort ergab. Bis die letzten Arbeiten abgeschlossen sind - dazu gehört auch der Einbau von Sensoren -, dürfte es Ende August werden.

Retter gingen zuerst von 10 Opfern aus

Die letzten Arbeiten am 170 Meter langen beschädigten Trassee konnten am Montagmorgen abgeschlossen werden. Die Fahrleitung sei um 3 Uhr fertiggestellt worden, sagte der Verantwortliche für die Arbeiten, Roberto Pedrazzini.

«Der Hang war nur schwer zu überwachen»

Die ersten Güterzüge wurden für Montag, 22 Uhr, terminiert - wie vorausgesagt kann die SBB damit den Wiederöffnungs-Termin vom 2. Juli einhalten. Bis der Güterverkehr wieder normal unterwegs sein wird, dürfte es jedoch noch einige Tage dauern. Der Personenverkehr hingegen soll ab Dienstagmorgen wieder fahrplanmässig rollen.

Retter gingen zuerst von 10 Opfern aus

Testbetrieb nötig

Der Betriebszustand der gesamten Gotthardnordrampe wurde am Montag mit Testfahrten geprüft. Dies war nötig, weil die Strecke zwischen Erstfeld und Göschenen vier Wochen lang nicht benutzt worden war, wie Pedrazzini sagte.

Der Felssturz aus der Luft

Die Gotthardachse wird normalerweise täglich von 120 Güterzügen und 90 Personenzügen befahren. Während des Betriebsunterbruchs wurden für die Passagiere zwischen Flüelen und Göschenen 20 bis 25 Ersatzbusse eingesetzt. Die Reisezeit ins Tessin verlängerte sich dadurch um eine Stunde.

Bergungsarbeiten am Gotthard

Trotz Umständen und Umsteigens wurden die südlichen Destinationen rege bereist: Neben den täglich rund 10'000 individuell Reisenden wurden auch über 1000 Schulklassen und andere Gruppen mit insgesamt über 25'000 Teilnehmern von Nord nach Süd und zurück befördert.

Die Güterzüge hingegen wurden grossräumig umgeleitet. Laut Bruno Stehrenberger, bei der SBB für die Infrastruktur zuständig, haben die Kapazitäten am Simplon dank der Zusammenarbeit der verschiedenen Bahnunternehmen optimal genutzt werden können. Es habe weder auf der Schiene noch auf der Strasse ein Chaos gegeben.

Aufwändige Sicherungen

Beim Felssturz am 5. Juni hatten sich 2000 bis 3000 Kubikmeter Material gelöst und drei Arbeiter verschüttet. Einer von ihnen konnte Tage danach nur noch tot geborgen werden. Am 18. Juni wurden weitere 2000 Kubikmeter loser Fels gesprengt.

Erst nach dieser Sicherheitssprengung konnte mit den Aufräumarbeiten begonnen werden. Viel Zeit, nämlich eine Woche, habe man gebraucht, um den Fels zu reinigen und mit Ankern zu sichern, sagte Müller, der bei der SBB für die Naturrisiken zuständig ist. Auch kleinere Sprengungen seien nötig gewesen.

Mit Helikoptern wurden Bagger und weitere Maschinen sowie Material in das steile, oberhalb der Reuss gelegene Gebiet geflogen. Fangnetze wurden installiert, der Hang mit Kokosmatten und Netzen befestigt. Innerhalb von 76 Stunden wurde dann das Geröll weggeschafft.

Das Bahntrassee erhielt ein neues Schotterbett, neue Schienen und vier neue Fahrleitungsmasten. Die SBB geht davon aus, dass die Arbeiten in Gurtnellen fünf bis sechs Millionen Franken kosten werden.

Der gesamte Streckenunterbruch dürfte mit 10 bis 20 Millionen Franken zu Buche schlagen. Welche Kosten durch Versicherungen gedeckt werden könnten und ob Schadenersatz bezahlt werden muss, ist nach Angaben der SBB noch offen. (sda)

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