Standort Zürich«Die Fifa hat jetzt andere Probleme als einen Umzug»
Mit dem Rücktritt von Blatter könnte auch der Fifa-Standort Zürich in Frage gestellt werden. Doch für den Sitz in der Schweiz sprechen laut Experten gewichtige Argumente.
- von
- ann

Das Fifa-Gebäude am Zürichberg wird wohl Hauptsitz des Weltfussballverbandes bleiben.
Sepp Blatters Tage an der Spitze des Weltfussballverbands Fifa sind gezählt, in wenigen Monaten wird sein Nachfolger gewählt. Ist mit dem Weggang des Schweizers auch der Sitz der Fifa in Zürich in Frage gestellt? Blatter hat zwar seine Präsidentschaft mit dem Bau eines prunkvollen und 240 Millionen teuren Hauptsitzes am Zürichberg gekrönt und ist derzeit dabei, ein ähnlich teures Fifa-Museum im Zürcher Quartier Enge zu erstellen. Doch der Neuanfang, der von allen Seiten gefordert wird, könnte mit einem neuen Standort einhergehen.
Der Weltfussballverband hat seinen Hauptsitz seit 1932 hier. Man entschied sich damals dafür, weil die Schweiz politisch neutral, zentral gelegen und Zürich mit dem Zug gut zu erreichen ist. Zu diesem Zeitpunkt war die Fifa noch ein Zwei-Mann-Betrieb und belegte ein kleines Büro an der Bahnhofstrasse. Heute arbeiten mehrere hundert Personen am Fifa-Hauptsitz neben dem Zürcher Zoo.
«Alle Präsidenten kamen nach Zürich»
Laut Fifa-Experten ist denn auch ein Wegzug kein Thema. «Die Fifa ist hier verankert, ich kann mir nicht vorstellen, dass sie wegzieht», sagt Fussball- und Fifa-Spezialist Jean-François Tanda. Nur schon, weil der Verband mit dem Neubau und dem Museum auch ein Bekenntnis für den Standort abgelegt habe. «Man wird die Zelte auch nicht bei einem verlockenden Angebot eines anderen Landes abbrechen», glaubt Tanda. Dafür sei das Arbeits- und Lebensumfeld in Zürich viel zu gut.
Dies sieht Blatter-Biograf und Wirtschaftsjournalist Bruno Affentranger ebenso. «Die Schweiz ist der richtige Ort für sportpolitische Hauptquartiere.» Es sei ein rechtsstaatlich sicherer Boden. Ausserdem habe die Fifa schon zahlreiche Präsidenten aus verschiedensten Ländern von England über Frankreich bis Brasilien gehabt. «Sie alle kamen nach Zürich.»
«Wir sind zuversichtlich, dass die Fifa bleibt»
Die Schweiz sei ein hervorragender Standort für Verbände, sagt SVP-Nationalrat und Fifa-Kritiker Roland Rino Büchel. Die Fifa würde darum niemals weggehen, glaubt er. «Obwohl es im jetzigen Zustand des Verbandes kein Riesenverlust wäre», so Büchel. Er glaubt, dass die Fifa sich jetzt vor allem darum kümmern muss, die korrupten Strukturen zu reformieren.
Dem stimmt Journalist und Fifa-Experte Florian Bauer zu. «Die Fifa hat derzeit andere Probleme zu lösen, als sich Gedanken über einen Umzug zu machen.» Dabei gehe es unter anderem um die Begrenzung der Amtszeit der Funktionäre und der Prüfung der neuen Mitglieder. Zur Hauptsitzfrage sagt Bauer: «Ich gehe davon aus, dass die Fifa in der Schweiz bleibt.»
Das wäre auch ganz im Sinne der Stadt Zürich. Die Fifa sei seit über 80 Jahren hier, sagt Nat Bächtold, Sprecher des Zürcher Präsidialdepartements, auf Anfrage. «Wir sind zuversichtlich, dass dies auch in Zukunft so bleibt.»