Protest gegen Andreas Glarner«Die Frauen führten sich wie Hyänen auf»
Frauenstreik-Aktivistinnen blockierten den Zutritt zu einem Referat von SVP-Politiker Andreas Glarner. Dieser spricht von heftigen Szenen.
- von
- B. Zanni
Vor dem Glockenhof kam es wegen des angekündigten Referats von SVP-Nationalrat Andreas Glarner zum Eklat. (Video: Facebook)
SVP-Nationalrat Andreas Glarner beobachtete mit Schrecken, wie seine Gäste am Montagabend vor dem Eingang des Zürcher Glockenhofs um den Zutritt zu seiner Veranstaltung kämpften. «Ich erschrak sehr, als ich sah, was da draussen passierte», berichtet der SVP-Nationalrat. «Die Frauen führten sich wie Hyänen auf. Einen alten Mann zerrten sie zu Boden, und einem weiblichen Gast kreischten sie ins Ohr, dass sie als Frau hier nicht rein dürfe», schildert der Politiker die Szenen. Auch hätten die Unruhestifterinnen Rauchpetarden gezündet. «Den Leuten, die sich wehrten, drohten sie mit einer Anzeige.»
Am Montagabend hatte das rechte Magazin «Schweizerzeit» im Glockenhof zu einem Referat mit Andreas Glarner zum Thema «Unionsbürgerrecht oder Einwanderungs-Beschränkung?» geladen. Doch linke Chaotinnen und Chaoten verweigerten laut Glarner den Besuchern den Zutritt. Einen Tag später machte Glarner auf Facebook seinem Ärger Luft. «Die wahren Feinde unserer direkten Demokratie sind links und Anhänger des ‹Frauenstreiks›.»
Glarner hetze gegen Frauen
Die Revolutionäre Jugend Zürich RJZ unterstützt die Aktion. In einem Facebook-Post schreibt die Gruppe: «Wir Frauen haben uns am 27.05. dem Sexisten und Rassisten Andreas Glarner und seinen AnhängerInnen in den Weg gestellt» Glarner sei für seine fremdenfeindliche und hetzerische Politik bekannt.
«Glarner hat es geschafft, dass seine Bonzengemeinde Oberwil-Lieli keine Asylsuchenden aufnehmen muss – sie haben sich kurzerhand freigekauft», nennt die RJZ als «hässliches Beispiel». Zudem hetze er auf Facebook und Twitter gegen Frauen, Ausländerinnen und alle, die nicht in sein reaktionäres Weltbild passten. «Er schreckt dabei auch nicht davor zurück, Menschen den Tod zu wünschen.» So solle Glarner gesagt haben: ‹Wenn ein Schiff mit Migranten im Mittelmeer versinkt, dann finde ich das eine gute Nachricht.›» Das Zitat stammt allerdings nicht von Glarner, sondern von einem Online-Kommentar-Schreiber, wie «Nau» berichtet. Der Nationalrat reichte deshalb Strafanzeige bei der Zürcher Stadtpolizei ein. «Dass in der Öffentlichkeit angebliche Zitate von mir verwendet werden, um mich zu diffamieren, geht zu weit», sagt Glarner zu «Nau».
Offizielle Seite verteidigt die Aktion
Die Blockade vor dem Glockenhof begründen sie damit, dass «solche reaktionäre Hetzer mitten in Zürich nichts verloren haben». Mit der Forderung «keinen Fussbreit den Faschisten, kein Millimeter den Sexisten» riefen die Frauen zur Teilnahme am Frauenstreik vom 14. Juni auf. An Andreas Glarner prallen die Vorwürfe ab. «Ich bin gewählter Nationalrat und in diesem Land herrscht Rede- und Versammlungsfreiheit. Es gab keinen Grund, die Gäste am Zutritt zu meinem Vortrag zu hindern», sagt Glarner. Wohl oder übel müsse er bei künftigen Veranstaltungen mehr Sicherheitspersonal aufbieten.
Die offiziellen Vertreterinnen des Frauenstreiks verteidigen die Aktion. «Gemeinsam stellen wir uns stark und unmissverständlich den sexistischen und rassistischen Verhaltensweisen und Aussagen, so wie sie von SVP-Nationalrat Andreas Glarner gemacht werden, entgegen», sagt Salome Schaerer vom Zürcher Frauenstreikkollektiv.
«Eine Blockade ist ebenso willkommen»
Allen Frauen im Kollektiv stehe es laut Schaerer frei, ihren Unmut über diskriminierendes Verhalten auf ihre Art und Weise kundzutun. Als Kollektiv solidarisierten sie sich mit unterschiedlichen Positionen und Ausdrucksweisen. «Eine Blockade ist ebenso willkommen wie ein Postulat in einem Parlament.»
Die Stadtpolizei Zürich bestätigt den Vorfall. Laut Sprecher Marc Surber sorgten ein bis zwei Dutzend Personen vor dem Glockenhof für Unruhen. «Die Polizei war mit einem Aufgebot vor Ort. Nach einigen Minuten entfernten sich die Personen und die Situation beruhigte sich», sagt Surber. Andreas Glarner zufolge erstattete ein Gast Anzeige. «Aktuell ist bei uns keine Anzeige eingegangen», sagte Surber am späteren Dienstagnachmittag.