Spiel-Messe: Die Gamescom steht im Schatten von «Fortnite»

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Spiel-MesseDie Gamescom steht im Schatten von «Fortnite»

Keine neuen Konsolen, keine neue Techniken: Die diesjährige Gamescom steht im Zeichen der Spiele – vor allem eines gewissen Battle-Royale-Shooters.

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Eines der Highlights an der Gamescom 2018: Auch im Shooter «Battlefield V» spürt man den «Fortnite»-Einfluss. (EA)

Messen stehen weltweit unter Druck. Nicht nur der Schmuck- und Uhrenmesse Baselworld laufen die Hersteller und die Zuschauer davon. Auch andere Branchen haben im Kampf um Aufmerksamkeit gegen die Konkurrenz der neuen Medien ihre liebe Mühe.

Nicht so stark davon betroffen ist die Gameindustrie. Die deutsche Gamescom etwa floriert nach wie vor. Ein Grund: Viele Spieler sehen die Convention als Gelegenheit, sich mit ihrer Community zu treffen und sich vor Ort auszutauschen. Ausserdem funktionieren Game-Messen als Gradmesser für eine Industrie, die sich dauernd neu erfinden muss.

Als solcher Orientierungspunkt steht die diesjährige Gamescom, die am 21. August startet, im Zeichen des Überfliegertitels der letzten zwölf Monate. Kaum eine Woche, ja kaum ein Tag vergeht, an dem keine neue Erfolgsmeldung über «Fortnite» um die Welt geht. Das hinterlässt auch in Köln Spuren. Schliesslich wollen alle ein Stück vom lukrativen Battle-Royale-Kuchen haben.

Gratis ins Glück

Kommt hinzu, dass in Sachen Hardware und Technologien derzeit eher tote Hose herrscht. Eine neue Konsole wird es in Köln nicht geben. Und der Hype um Virtual-Reality-Games war auch schon grösser. Deshalb konzentriert sich an der Messe alles auf den Inhalt – auf die Spiele.

Doch während die Hersteller mit aufwändig produzierten und teuren Highlights wie «Assassins Creed Odyssey», «Anno 1800» oder «Forza Horizon 4» punkten wollen, wird das meiste Geld derzeit mit sogenannten Free2Play-Spielen (F2p) gemacht. Lukrative Dauerbrenner wie «DOTA 2», «League of Legends» oder eben «Fortnite» sind gratis – bezahlen muss man nur für kostenpflichtige Inhalte, Waffen oder Kostüme.

Schweizer Gamedesigner an der Gamescom 2018

Die Schweizer Delegation an der Gamescom 2018 ist so gross, wie noch nie. Diese Games werden gezeigt. (Video: Pro Helvetia)

Auffallend ist, dass «Fortnite» und Co. ihre Spuren inzwischen auch inhaltlich hinterlassen. Und das sogar bei etablierten Titeln von grossen Studios, die es eigentlich nicht nötig haben sollten. Doch ein Shooter-Blockbuster wie «Battlefield V» wird genauso wie «Call of Duty: Black Ops 4» einen Battle-Royale-Modus erhalten. Womit man wenig subtil an den Grosserfolg von BR-Shootern wie «PUBG» und eben «Fortnite» anknüpfen will.

Story-Spiele in Bedrängnis

Der F2P-Hype hat immer stärkere Auswirkungen auf die Bezahltitel. Lösten die Lootboxen in «Battlefront 2» noch einen immensen Shitstorm aus, ist das Abzocksystem mittlerweile in vielen grossen Titeln schleichend zum Programm geworden. Die Frage stellt sich deshalb nicht länger ob, sondern eher wie fair Mikrotransaktionen in neuen Titeln umgesetzt werden.

Unter der aktuellen Entwicklung zu leiden haben klassische Story-Spiele, in die viel Zeit und Geld investiert wurde. Immerhin stellt Sony mit «Marvels' Spider-Man» einen Blockbuster in diesem Genre vor. Und auch für viele Indie-Studios bietet der «Fortnite»-Hype Gelegenheit, mit guten Ideen und originellen Konzepten Gegensteuer zu geben. Diese Woche werden wir näher darauf eingehen, wer was in Köln zu bieten hat – und welche Herausforderer sich dem Battle Royale der Videogames in nächster Zeit stellen werden.

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