Level done: Die Gamewelt zeigt sich bärenstark

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Level doneDie Gamewelt zeigt sich bärenstark

Die Gameindustrie hat weltweit an Fahrt gewonnen. Für die Schweizer Entwickler war 2015 ein wegweisendes Jahr.

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Zugegeben, das Schweizer Gameentwickler-Biotop besteht Ende 2015 mehrheitlich noch aus zarten Pflänzchen. Viele Mini-Studios werkelten im vergangenen Jahr mit Liebe für Grafik, Kunst und Details an bemerkenswerten, aber vorwiegend kleinen Games. Grosses war Ende 2015 noch nicht in Sicht. Dennoch hat sich in der einheimischen Gameindustrie einiges getan: Erneut räumten Schweizer Games international Awards ab.

Eine wichtige Rolle für die öffentliche Wahrnehmung des einheimischen Schaffens spielten neben den Awards und die verstärkte Aufmerksamkeit durch die Medien erneut die Kulturstiftung Pro Helvetia: Sie förderte die Gamestudios weiterhin finanziell und unterstützte sie vor allem dabei, internationale Kontakte zu knüpfen. Als erfolgreich erwies sich die Teilnahme einer Auswahl von Schweizer Gameentwicklern an der Gamemesse Gamescom in Köln.

Meilensteine der Förderung

Die Awards und die mediale Präsenz führten dazu, dass das Thema Games bei den Politikern nicht mehr den automatischen «Killergame»-Abwehrreflex auslöste, sondern im Gegenteil zum Beispiel die SP-Politikerin Jacqueline Fehr dazu veranlassten, mit einem Vorstoss an den Bundesrat zu gelangen. Die Anregung: abzuklären, welchen wirtschaftlichen Wert die Gameindustrie für die Schweiz hat. Zusätzlich entschied sich Engagement Migros dieses Jahr dazu, aktiv in die Gameförderung einzusteigen.

Auf internationaler Ebene nahm der Gamezug ebenfalls wieder Fahrt auf. Nach den Lähmungserscheinungen der letzten Jahre, dank welchen sich die Indie-Entwickler ins Gespräch bringen konnten, meldete sich die Blockbuster-Industrie mit Fanfaren und Trompeten zurück. Von «The Witcher 3» und «Fallout 4» über «Rise of the Tomb Raider» bis zu «Metal Gear Solid: Phanthom Pain» – in der Liga der AAA-Games erschienen Spiele mit grossartigen Storys und Spieltiefe. Zudem machten sich die Rechenleistungen der Next-Gen-Konsolen PS4 und Xbox One in visuell noch realistischeren und komplexeren Umsetzungen der Gamewelten bemerkbar.

E-Sport wird gross

Natürlich fehlten auch Enttäuschungen nicht: «Evolve» und «Battlefield: Hardline» vermochten trotz Hype nicht zu bestehen, ebenso erwies sich das Getöse um «Star Wars: Battlefront» zunächst als Sturm im Wasserglas. Bei «Battlefront» sind die Hoffnungen wegen zukünftiger Updates allerdings noch nicht ganz der dunklen Seiten der Macht erlegen. Trotzdem: Die Blockbuster-Industrie wagte wieder Neues und Spannendes und sogar Nintendo wartete mit neuen Ideen auf: Zuvorderst mit «Splatoon» und «Mario Maker», aber auch mit der Bereitschaft, in den Mobile-Gamemarkt einzusteigen.

Dass Spielen den Kinderschuhen entwachsen ist, zeigte auch die Aufmerksamkeit, die der professionellen Gamer-Gilde geschenkt wurde: Die E-Sport-Events zogen – wohl nicht zuletzt wegen der Preisgelder in Millionenhöhe – weltweit Millionen von Zuschauern an. Allerdings blieb der neue Hochleistungssport nicht frei von Erschütterungen: Doping-Skandale und Frauenhass hinterliessen einen bitteren Beigeschmack.

Am heissesten gehandelt wurden jedoch zwei Technologien, die einiges auf den Kopf zu stellen versprechen: Virtual Reality und Augmented Reality. Ob Microsoft mit der Hololens, Oculus Rift oder Valve mit der HTC Vive: Die dritte virtuelle Dimension beflügelte die Fantasien von Entwicklern und Investoren so stark wie nie zuvor. Das Beste: Auch hier haben Schweizer Start-ups die Nase ganz vorn dabei.

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