AbzockerDie grössten Spekulationsskandale aller Zeiten
Nicht nur Banken haben mitunter ihre Investitionen nicht im Griff. Auch einzelne Händler verspekulieren sich nicht selten massiv. Eine Übersicht über die grössten Spekulanten.
Banken auf der ganzen Welt sind zur Zeit auf Staatshilfe angewiesen. Sie alle haben über längere Zeit auf die falschen Anlagen gesetzt. Es gibt aber auch Beispiele aus der Geschichte, wo ein einzelner Händler mit einer Fehlspekulation sehr viel Geld verloren hat, wie ein Listing von «ftd.de» zeigt.
2008: Société Générale: Knapp fünf Milliarden Euro
Jérome Kerviel war es möglich, als einfacher Aktienhändler im Januar mit nicht genehmigten Wetten auf den Dax (Leitindex der Deutschen Börse) 4,9 Milliarden Euro zu verzocken. Neben dem finanziellen Schaden ist der Ruf der Bank seit dann ziemlich ramponiert. Ein Bericht der französischen Nationalbank zeigte Mängel im Risikomanagement und der Handelsüberwachung auf. Der Skandal dauert an: Kerviel, inzwischen ein Comicheld mit einem Fanclub, wirft seiner ehemaligen Arbeitgeberin vor, den Verlust erst durch das überstürzte Auflösen der Positionen verursacht zu haben.
2007: Das goldene Kind, VW und «Gas Vegas»
Der Kredithändler Richard Bierbaum der französischen Calyon-Bank verspekulierte 250 Millionen Euro in einer Folge von nicht autorisierten Transaktionen. Bierbaum sieht das anders und sagte: «Meine Chefs wussten, was ich tat. Sie nannten mich nicht umsonst «The Golden Child» des Kredithandels.»
Die Landesbank WestLB aus Düsseldorf wettete auf die Differenz von VW-Stamm- und Vorzugsaktien und verlor 604 Millionen Euro. Der Vorstand musste gehen und sich gegen Klagen zur Wehr setzen. Die Aktionäre werden mit zwei Milliarden Euro zur Kasse gebeten.
Der Erdgashandel an den US-Terminbörsen wird unter Insidern als «Gas Vegas» bezeichnet. Davon kann die Bank of Montreal ein Lied singen: Mit Wetten auf Gaspreise verlor sie 663 Millionen Dollar. Offenbar spielte eine Männerfreundschaft eine Rolle: Während der Leiter des Energiehandels den Wetteinsatz, um die Verluste zu kompensieren, stetig erhöhte, half ihm ein Kollege aus einem Brokerhaus mit falschen Bewertungen der Positionen.
2006/04: Kanada-Gas und China-Öl
Der kanadischen Hedge-Fund Amaranth hatte sich den Wetten auf den Erdgaspreis verschrieben. Zweitweise verfügte er über 100'000 Erdgasverträge, was 23 Prozent des Jahresverbrauchs der amerikanischen Haushalte entspricht. Der Fund verspekulierte 2006 6 Milliarden US-Dollar an der kaum regulierten Intercontinental Exchange.
Die Singapurer Tochter des Kerosin-Händlers China Aviation Oil (CAO)verlor 2004 mit einer schiefgelaufenen Wette auf den Ölpreis 550 Millionen Dollar. Besonders dreist: Der CAO-Boss in Singapur informierte weder Öffentlichkeit noch Börse und verkaufte einen 15-Prozent-Anteil am Unternehmen. Seine Ausrede: Er habe gedacht, dass die Muttergesellschaft in Peking die Verluste übernehme.
2002: Über 1000 Banker verlieren Job
Der Währungshändler John Rusnak von der Allfirst-Bank in Baltimore spekulierte falsch und verlor 691 Millionen Dollar. Die Bank musste verkauft und restrukturiert werden – 1'100 Menschen verloren ihren Job.
1999/97: Verstopfte Pipeline und eine neuer Star für Bear Stearns
Die Pipelinegesellschaft Plains All American setzte 1999 auf die falsche Richtung des Ölpreises, kaufte zu viel Öl ein und verlor 160 Millionen Dollar. Die 12 Millionen Barrel (159 Liter) konnten nur mit grossem Verlust weiterverkauft werden.
Die National Westminster Bank verlor 1997 ihren Junior-Trader Kyriakos Papouis an Bear Stearns. Die damals noch existierende Investmentbank wollte sich die Dienste des neuen Talentes sichern. Leider hatte dieser getrickst und seit 1995zwei Jahre lange Portfolios zu hoch bewertet. Das kostete die Bank 125 Millionen Dollar und den guten Ruf: Die Analysten waren einhellig der Meinung, dass die Risikokontrolle den Betrug hätte erkennen sollen.
1996: Der Händler in Frauenkleidern
Peter Young verwaltete für die Bank Deutsche Morgan Grenfell einen Milliardenfonds. Mit verschiedenen Geschäften arbeitete er in die eigene Tasche. Sein Arbeitgeber musste mit 279 Millionen Dollar für den Schaden aufkommen. Vor Gericht machte Young einen auf verwirrt: Er kreuzte in Frauenkleidern auf.
1995: Die Legende Nick Leeson
Seine Geschichte ist inzwischen Legende. Weil Leeson eine Mathe-Prüfung nicht schaffte, wurde es nichts mit dem High-School-Abschluss. Das hinderte die 232 Jahre alte Barings Bank nicht daran, ihn ein paar Jahre später zum Manager zu machen. Doch Leeson verspekulierte sich massiv und setzte 1,4 Milliarden Dollar in den Sand. Zuviel für die Traditionsbank - sie brach zusammen. (scc/rmd)