Konzert: Locarno, 9. Juli — 20. JuliDie grosse Freiheit
Die Lieder von Paul Simon sind kulturelles Allgemeingut wie die Werke der Beatles oder der Stones. Und das trotz der stilistischen Kapriolen, die sich der Weltmusiker bis heute nicht verkneifen kann.
- von
- Tthomas Nnagy
Wenn die New Yorker Indie-Band Vampire Weekend dieser Tage von Bloggern rund um den Globus über den grünen Klee gelobt wird, kann Paul Simon darüber nur müde lächeln. «Been there, done that», denkt er sich dann wohl und giesst sich noch einen Tee ein. Die Kombination aus traditioneller afrikanischer Musik und westlichem Pop hat der 66-Jährige mit dem Album «Graceland» nämlich schon vor 22 Jahren perfektioniert. Dieses Werk hat ihm nicht nur einen seiner insgesamt drei Grammys eingebracht, sondern stellte World Music als Genre zum ersten Mal einem breiten Publikum vor.
«Graceland» markiert allerdings nur einen der vielen Höhepunkte einer erstaunlichen Karriere, die er 1957 gemeinsam mit seinem Jugendfreund Art Garfunkel begann. Nur wenige hätten damals gedacht, dass die beiden Teenies, die unter dem Namen Tom & Jerry ein paar Singles aufnahmen, wenige Jahre später als das wohl grösste Folk-Duo aller Zeiten in die Musikgeschichte eingehen würden. Nichts weniger als das sind Simon & Garfunkel nämlich. Songs wie «The Sound of Silence», «Scarborough Fair/Canticle» und vor allem «Mrs. Robinson» haben sich erst via Radio und Charts, später dann via Lagerfeuergesang für immer ins kollektive Gedächtnis eingebrannt.
Das Ende von Simon & Garfunkel 1969 war für Paul Simon, den viele als kreativen Kopf hinter dem Duo bezeichnen, erst der Anfang. Sein Debüt-Soloalbum nahm mit der Single «Mother and Child Reunion» nämlich vorweg, was ihn die nächsten Jahrzehnte über beschäftigen sollte: Musik mit dezidiert internationalem Einfluss. Aufgenommen mit jamaikanischen Musikern brachte der Song Reggae-Einflüsse in den Popzirkus, bevor ein Grossteil des Publikums überhaupt je etwas von dieser Stilrichtung gehört hatte. Als Musiker, der niemandem mehr etwas beweisen muss, veröffentlichte Simon in den darauffolgenden Jahren mehrere Alben, schrieb Filmmusik, schauspielerte – das übliche Programm halt. Und dann kam «Graceland». Inspiriert von den simplen Melodien Südafrikas, schlug das Werk ein wie eine Bombe. Simon war zurück an der Spitze der Charts, es regnete Grammys – und Kritik. Er habe im Apartheid-Staat aufgenommen, obwohl dieser mit einem Kulturboykott belegt war. Und schlimmer: Er habe – einem Kolonialisten gleich – die musikalische Tradition des Landes zu seinem eigenen Nutzen ausgebeutet. Dass er mit schwarzen Musikern gearbeitet und ihre Namen einem weltweiten Publikum bekannt gemacht hatte, wurde von den Kritikern ausgeblendet. Das Publikum aber kümmerte sich herzlich wenig um diese Kontroversen: Als er mit «The Rhythm of the Saints» einen Nachfolger im Geiste – diesmal mit brasilianischen Einflüssen – nachreichte, war der Triumph komplett und Paul Simon endgültig in der Ruhmeshalle der Popmusik angekommen.
Seither geniesst der Mann mehr oder weniger absolute Narrenfreiheit und nutzt diese auch voll aus, wie er in einem Interview mit der «New York Times» anlässlich der Veröffentlichung seines 2006er-Werks «Surprise» freimütig zu Protokoll gab: «Es kann sein, dass meine Arbeit eine spezifische Gruppe von Zuhörern anspricht, und diese Gruppe besteht wohl nicht aus Millionen. Es sind vielleicht ein paar Tausend. Das heisst aber nicht, dass man sie nicht machen sollte; es heisst einfach, dass man akzeptieren muss, dass man zu einer kleineren Gruppe von Menschen spricht.» So also klingt Altersweisheit im Pop-Business ...
Moon And Stars '08
Datum: Mittwoch, 9. Juli Sonntag, 20. Juli 2008
Zeit: 20.30 Uhr
Ort: Piazza Grande, Locarno
Homepage:www.moonandstarslocarno.ch
Veranstalter: GOOD NEWS Concerts
Tickets:www.ticketcorner.com
Vasco Rossi
Datum: Mittwoch, 9. Juli 2008
Preis: 90.
Santana
Datum: Donnerstag, 10. Juli 2008
Preis: 90.
Jovanotti
Datum: Freitag, 11. Juli 2008
Preis: 85.
Status Quo
Datum: Samstag, 12. Juli 2008
Preis: 85.
James Blunt
Preis: 88.
Alicia Keys
Datum: Mittwoch, 16. Juli 2008
Preis: 88.
Lenny Kravitz
Datum: Donnerstag, 17. Juli 2008
Preis: 90.
R.E.M.
Datum: Freitag, 18. Juli 2008
Preis: 97.
Juanes
Datum: Sonntag, 20. Juli 2008
Preis: 85.