«Time-out»: Die grosse HCD-Show auf und neben dem Eis

Aktualisiert

«Time-out»Die grosse HCD-Show auf und neben dem Eis

Besser kann Hockey-Zirkus nicht gemacht werden. Ein HCD-Sieg gegen Mannheim (6:2) und die grösste Transfer-Show unserer Hockeygeschichte.

von
Klaus Zaugg

Transfers werden bei uns in Medienmitteilungen bestätigt oder allenfalls im Rahmen von Pressekonferenzen vor einem Spiel. Der HC Davos hat nun beim Verkünden des Transfers von Andres Ambühl neue Massstäbe gesetzt.

Wir müssen schon historische Vergleiche heranziehen, um die gestrige HCD-Transfershow zu würdigen. Letztmals ist am 8. August 1988 ein Hockey-Transfer mit so viel Brimborium verkündet worden. Damals wurde der Wechsel von Wayne Gretzky von Edmonton nach Los Angeles an einer legendären Medienkonferenz in Edmonton zelebriert. Wayne Gretzky weinte, Kanada trauerte und vergeblich versuchten Politiker in Kanada diesen Transfer zu verhindern. Das «Journal» in Montreal druckte die grösste Schlagzeile seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. «The Edmonton Journal» machte auf Seite eins auf, und unten auf der Frontseite stand in einem kleinen Kästchen: «Weitere Geschichten finden Sie auf den Seiten 2, 3, 4, 5, 6, 11, 18, 19, 23, 30, 36, 37, 38, 39, 40, 42, 43, 46 und 47.»

Ambühl nicht ganz wie Gretzky

Nun, ganz so viel Medienpräsenz gibt der Ambühl-Transfer zwar nicht her und die «Südostschweiz» räumt dem Transfer nicht ganz so viel Platz ein wie das «Edmonton Journal» dem Gretzky-Deal. Aber seit dem Gretzky-Transfer ist nie mehr ein Klubwechsel so zelebriert worden wie die Rückkehr von Andres Ambühl von den ZSC Lions zum HC Davos.

HCD-Präsident Gaudenz F. Domenig verkündete die frohe Kunde seinen Fans vor dem Spiel gegen Mannheim in der ausverkauften Arena über den Stadionlautsprecher. Weil das Fernsehen live übertrug, hielt er neben dem Mikrofon für die Stadionlautsprecheranlage auch gleich noch ein SF-Mikrofon in der Hand. Zuvor hatte er ZSC-Manager Peter Zahner über den Wechsel informiert. Domenig sagt, Zahner habe sehr professionell reagiert und zum guten Transfer gratuliert.

Keine Details bei der zelebrierten Verkündung

Eine Vertragsdauer oder Vertrags-Details hat der grosse HCD-Vorsitzende vor laufenden Kameras nicht genannt. Denn der erfolgreiche Wirtschaftsanwalt hat nach monatelangen Verhandlungen ein komplexes Vertragswerk ausgehandelt. Es galt, einen Kompromiss zu finden. Der HCD offerierte ursprünglich einen Sechsjahresvertrag, Ambühls Agent aber wollte acht Jahre.

Herausgekommen ist nun eine juristische Mischung aus Heimweh, Alpenromantik, Kapitalismus, Altersrente, Spitzensport, Gottvertrauen und Männerfreundschaft. Der Kontrakt ist vorerst auf drei Jahre fixiert. Anschliessend folgen weitere Jahre, deren vertragliche Ausgestaltung noch offen ist und, wie Domenig sagt, «auf grossem gegenseitigem Vertrauen in der grossen HCD-Familie beruht.» Die gesamte Vertragsdauer wird offiziell nicht genannt, wird aber von Kennern auf acht Jahre geschätzt. Andres Ambühl hat zudem die Zusicherung, dass er nach seiner Spielerkarriere beim HCD arbeiten darf. Langfristige Verträge, deren Dauer offiziell nicht genannt wird, haben in Davos ja auch Reto und Jan von Arx.

Umfassende Betreuung für den Rückkehrer

Die Betreuung für Andres Ambühl ist umfassend. HCD-Präsident Domenig sagt, man werde auf Wunsch natürlich auch Ambühls Freundin bei der Stellensuche behilflich sein. Ganz zufälligerweise ist grad die Stelle des HCD-Geschäftsführers neu zu besetzen. Peter Bätschi hat gekündigt, seine Nachfolge ist noch nicht geregelt und eine Frau als HCD-Geschäftsführerin würde sich sicher ganz gut machen.

Ganz ungetrübt ist die Freude am schönen Transfer allerdings nicht. Der komplexe Kontrakt enthält nämlich auch eine Freigabe für die NHL. Deshalb die bange Frage beim HCD: Holt der letztjährige ZSC-Meistertrainer Bob Hartley, nun Cheftrainer bei Calgary, Ambühl nach Kanada? Hartley nennt Ambühl «my Swiss son». Damit hat Andres mit Arno Del Curto und Bob Hartley sozusagen zwei Hockey-Väter.

HCD-Trainer Arno Del Curto weiss aber bereits, was er tun wird, wenn Andres Ambühl im Herbst nach Calgary wechseln sollte: «Wenn wir Ambühl haben, dann beginnen wir die Saison nur mit drei Ausländern. Wenn Ambühl in die NHL wechselt, beginnen wir eben mit vier Ausländern.»

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