Überall ist der ExDie Handy-Falle – darum sind Trennungen für Teenager so schlimm
Eine Kampagne der neuseeländischen Regierung will Jugendlichen über ihren Herzschmerz hinweghelfen. Auch in der Schweiz suchen viele Teenager nach ihrer ersten Trennung Hilfe.

- von
- Lynn Sachs
Darum gehts
Junge Neuseeländerinnen und Neuseeländer leider unter Trennungsschmerz.
Als Reaktion hat die Regierung eine Millionen-Kampagne lanciert.
Auch junge Schweizerinnen und Schweizer habe grosse Mühe, über ihren oder ihre Ex hinwegzukommen.
Pro Juventute führte alleine letztes Jahr 600 Beratungen zum Thema «Schlussmachen» durch.
Trennungen sind grundsätzlich nicht einfach. Wie eine Umfrage aus Neuseeland zeigt, leiden Jugendliche und junge Erwachsene besonders darunter. Deshalb hat die Regierung kürzlich eine Kampagne lanciert, um den Teenagerinnen und Teenagern über ihren Herzschmerz hinwegzuhelfen. Eine Umfrage in der 20-Minuten-Community zeigt, dass auch Schweizer Jugendliche unter ihren ersten Trennungen leiden – so zum Beispiel M.* (16).
Ihr Ex und sie haben sich vor drei Monaten getrennt. «Ich habe grosse Mühe, über ihn hinwegzukommen.» Über Social Media habe sie kürzlich erfahren, dass er eine neue Freundin habe. «Es tat weh. Trotzdem schaue ich seine Instagram-Posts weiterhin oft an.» Grund dafür: Es interessiere sie, was er unternehme. «Zudem will ich ihm nicht entfolgen, weil ich hoffe, dass er irgendwann wieder Kontakt zu mir aufnimmt.»
Auf anderen Social-Media-Plattformen habe sie ihn aber gelöscht. «Frisch nach der Trennung habe ich jede Stunde auf Snapchat nachgeschaut, wo er ist und was er macht. Zu meinem Selbstschutz musste ich ihn dort entfernen.» V.* (16) würde es hingegen nicht übers Herz bringen, ihrem Ex auf Social Media zu entfolgen. «Klar wird man so immer wieder an ihn erinnert. Das kann schwierig sein. Aber wenn ich ihn löschen würde, hätte ich gar keinen Anhaltspunkt mehr, was er so macht.» Die Fotos und Videos vom ehemaligen Partner habe sie aber alle gelöscht.
Wegen Social Media komme man kaum vom Ex los
Laut Beziehungsexpertin Martina Rissi ist der erste Liebeskummer der schlimmste. Grund dafür sei, dass man eine Beziehung in Jugendjahren voller Hoffnung, Träume und Vertrauen eingehe. «Da die Teenies zu diesem Zeitpunkt noch keine Strategien haben, um mit dem Schmerz einer Trennung umzugehen, sind sie sehr verletzlich.» Eine Kampagne, wie diejenige in Neuseeland, könne deshalb Beziehungen im Erwachsenenalter helfen. «Je früher man hinschaut und lernt, mit dieser Trauer umzugehen, desto gesündere und glücklichere Beziehungen führt man später im Leben.»
Über den oder die Ex hinwegzukommen, sei für Jugendliche aber auch wegen Social Media sehr schwierig. «Früher konnte man dem oder der Ex aus dem Weg gehen und so die notwendige Distanz schaffen.» Heute sei das fast unmöglich. «Jugendliche teilen ihr Leben online. Wenn man dann auf dem Profil des oder der Ex oder deren Freundinnen und Freunde ständig sieht, was die Person macht und wo sie ist, kommt man kaum von ihr los.» Deshalb empfiehlt Rissi nach einer Trennung, wenn immer möglich, diesen Abstand zu schaffen. «Allenfalls ist eine Social-Media-Auszeit hilfreich.»
«Ihr ganzes Leben wird von der Trennung überschattet»
Pro Juventute führte letztes Jahr rund 600 Beratungen zum Thema «Schlussmachen» durch. «Liebe ist generell ein Dauerthema. Trennungen sind für Jugendliche sehr einschneidende Ereignisse. Viele brauchen Hilfe, um den ersten Herzschmerz zu verarbeiten», so Anja Meier, Verantwortliche Politik und Medien. In den Beratungen sagen viele Teenager, dass sie sich verkriechen wollen und nicht mehr aus dem Haus gehen, so Meier. «Ihr ganzes Leben wird von der Trennung überschattet. Sie glauben, da nicht mehr rauszukommen.»
Die Beraterinnen und Berater versuchen dem entgegenzuwirken und den Jugendlichen Mittel aufzuzeigen, wie sie die Trennung überwinden können. «Dazu gehört es, die Emotionen zuzulassen und sie am richtigen Ort rauszulassen. Das kann zum Beispiel mit Weinen oder Tagebuch schreiben, aber auch mit Gesprächen mit Vertrauenspersonen sein.» Zudem könne es helfen, den oder die Ex auf Social Media zu löschen. «Die ständige Sichtbarkeit des ehemaligen Partners ist für viele zu schmerzhaft.»
*Name der Redaktion bekannt
Hattest du mit dem Ende deiner ersten Beziehung Mühe?
Hast du Fragen zu Beziehung, Liebe oder sexueller Gesundheit?
Hier findest du Hilfe:
Lilli.ch, Onlineberatung
Tschau, Onlineberatung
Feel-ok, Informationen für Jugendliche
Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147
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