Pfizer/Biontech und Moderna: Die in der Schweiz zugelassenen Impfstoffe im Vergleich

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Pfizer/Biontech und ModernaDie in der Schweiz zugelassenen Impfstoffe im Vergleich

Neben dem Corona-Vakzin von Biontech/Pfizer ist in der Schweiz nun auch der Impfstoff von Moderna zugelassen. Das sind die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Präparate.

Fee Anabelle Riebeling
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Fee Anabelle Riebeling
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Pfizer/Biontech und Moderna: Die Impfstoffe der beiden Unternehmen sind die ersten, welche Swissmedic für die Verabreichung in der Schweiz zugelassen hat. Beides sind sogenannte mRNA-Impfstoffe und damit die ersten ihrer Art.

Pfizer/Biontech und Moderna: Die Impfstoffe der beiden Unternehmen sind die ersten, welche Swissmedic für die Verabreichung in der Schweiz zugelassen hat. Beides sind sogenannte mRNA-Impfstoffe und damit die ersten ihrer Art.

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Dass es diese gibt, ist Katalin Karikó zu verdanken. Sie ist die Forscherin, die mit ihrer jahrzehntelangen Arbeit den Weg für die Impfstoffe von Pfizer/Biontech und Moderna ebnete. 

Dass es diese gibt, ist Katalin Karikó zu verdanken. Sie ist die Forscherin, die mit ihrer jahrzehntelangen Arbeit den Weg für die Impfstoffe von Pfizer/Biontech und Moderna ebnete.

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Karikó gilt als ungarische Mutter der neuen mRNA-Impfstoffe.

Karikó gilt als ungarische Mutter der neuen mRNA-Impfstoffe.

AFP via Getty Images

Darum gehts

  • Das Schweizerische Heilmittelinstitut hat nun auch den Impfstoff von Moderna zugelassen.

  • Damit stehen der Schweizer Bevölkerung nun zwei Vakzine zur Verfügung.

  • Die beiden Präparate haben viele Gemeinsamkeiten. Aber sie unterscheiden sich auch.

Nach Kanada, den USA, der EU und Israel hat nun auch die Schweiz den Corona-Impfstoff der US-Biotechfirma Moderna zugelassen (mRNA-1273). Das Präparat weist viele Ähnlichkeiten zu dem anderen hierzulande bereits zugelassenen Vakzin von Pfizer/Biontech auf. Doch es gibt auch Unterschiede – etwa hinsichtlich der Handhabung, aber auch bei der Wirksamkeit. Ein Überblick:

Um was für Impfstoffe handelt es sich?

Bei beiden Mitteln handelt es sich um sogenannte mRNA-Impfstoffe («m» für «messenger» – Bote; «RNA» für «ribonucleic acid» – Ribonukleinsäure). Vakzine dieser Art enthalten eine genetische Bauanleitung für ein oder mehrere Proteine des Coronavirus, die nur von einigen wenigen Zellen im menschlichen Körper aufgenommen werden kann. Anders als von Impfskeptikern behauptet, kann die mRNA nicht in das Erbgut des Menschen eingebaut werden.

Einmal injiziert, soll das Immunsystem dann für eine begrenzte Zeit selbst (ungefährliches) Virusprotein bilden, das dann wiederum wie bei einem konventionellen Impfstoff den Aufbau des Immunschutzes bewirkt. Auf diesem Prinzip, welches die ungarische Biochemikerin Katalin Karikó überhaupt erst möglich gemacht hat, basiert auch der Impfstoffkandidat des deutschen Unternehmens CureVac. Als erstes Vakzin dieser Art hat Pfizer/Biontechs Comirnaty (BNT162b2) die Zulassung für den Einsatz am Menschen erhalten.

Wie steht es um die Wirksamkeit der beiden Impfstoffe?

Beide Präparate weisen gemäss der Phase-III-Studien eine hohe Wirksamkeit auf. Der von Biontech und Pfizer entwickelte Coronavirus-Impfstoff bietet einen rund 95-prozentigen Schutz vor Covid-19 – und zwar bei allen Altersstufen (sieben Tage nach der zweiten Dosis).

Bei Moderna ist die genaue Wirksamkeit dagegen vom Alter und der kulturellen Zugehörigkeit der Empfänger abhängig, heisst es im «New England Journal of Medicine». Demnach hat das Vakzin aus den USA insgesamt eine Wirksamkeit von 94,1 Prozent, wobei 18- bis 65-Jährige eine Schutzrate von 95,6 Prozent, Ältere eine von «nur» 86,4 Prozent und People of Color von 97,5 Prozent aufweisen – jeweils gemessen 14 Tage nach der zweiten Dosis.

Ob und wie gut die Impfstoffe schon vorher schützen, ist bislang nicht bekannt. Es wird deshalb wichtig sein, dass man sich auch nach der ersten Impfdosis noch schützt. Das gilt insbesondere für gefährdete Menschen.

Die Grafik zu Comirnaty zeigt: Der Schutz gegen Covid-19 beginnt bereits zwei Wochen nach der ersten Dosis und ist bereits eine Woche nach der zweiten Dosis maximal.

Die Grafik zu Comirnaty zeigt: Der Schutz gegen Covid-19 beginnt bereits zwei Wochen nach der ersten Dosis und ist bereits eine Woche nach der zweiten Dosis maximal.

Statista.de/Pfizer/Biontech via BBC

Wie viele Dosen braucht es?

Sowohl bei Pfizer/Biontechs Comirnaty als auch beim Moderna-Präparat braucht es zwei Dosen, damit der Impfstoff seine volle Wirkung entfalten kann. Diese sollten im Abstand von 21 (Pfizer/Biontech) beziehungsweise 28 Tagen (Moderna) verabreicht werden. Gespritzt werden die Dosen jeweils in den Oberarm-Muskel. Weiterer Unterschied: Während von ersterem pro Injektion jeweils 30 Mikrogramm Impfstoff verabreicht werden, sind es bei Modernas mRNA-1273 jeweils 100 Mikrogramm.

Was ist über die Nebenwirkungen bekannt?

Beide Impfstoff gelten über alle Altersgruppen und demografische Unterschiede hinweg als gut verträglich. Ernste Nebenwirkungen – also lebensbedrohliche Folgen, die eine Spitalbehandlung notwendig machen oder zu dauerhaften Beeinträchtigungen führen – sind nicht bekannt. Die Aussagen basieren auf den Erfahrungen der Phase-III-Studien, an denen bei Pfizer/Biontech rund 44’000, bei Moderna etwa 30’000 Probanden teilnahmen.

Die möglichen Nebenwirkungen der Impfstoffe sind sehr ähnlich, weil sie nach dem gleichen Wirkprinzip arbeiten. Demnach wird ein Teil der Geimpften wahrscheinlich Kopfschmerzen haben, Muskelschmerzen bekommen und Fieber entwickeln. Auch Schüttelfrost und Schmerzen an der Einstichstelle sind möglich. Allergische Reaktionen, wie sie nach dem Impfstart mit Pfizer/Biontechs Präparat aus England berichtet wurden, treten sehr selten auf. Das gilt auch für die allergischen Reaktionen auf das Moderna-Vakzin bei Personen mit aufgespritzten Gesichtern. Schlimm sind die eventuellen Reaktionen nicht: Vielmehr zeigen sie an, dass die Impfung wirkt, also eine Immunreaktion hervorgerufen wird.

Wie es um Langzeitnebenwirkungen steht, lässt sich derzeit nicht sagen. Dafür ist der Impfstoff schlichtweg zu neu.

Wie lang hält der Impfschutz an?

Das lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Pfizer/Biontech hat erklärt, sowohl die Dauer der Schutzwirkung als auch eventuelle Nebenwirkungen über einen Zeitraum von zwei Jahren beobachten zu wollen. Für den Moderna-Impfstoff ist gemäss der «Ärztezeitung» ähnliches vorgesehen: Dauer der Schutzwirkung, Wirksamkeit gegen asymptomatische Infektionen, Langzeitsicherheit und weitere wichtige Fragen sollen in der ebenfalls auf zwei Jahre angelegten sogenannten Cove-Studie und in weiteren Studien geklärt werden.

Laut Biontech-Chef Ugur Sahin ist – zumindest was sein Produkt anbelangt – zuversichtlich. Gemäss FR.de rechnet er damit, dass mit Comirnaty eine einjährige Schutzwirkung erreicht werden kann. Sollte die durch eine Impfung hervorgerufene Immunität mit der nach einer durchgestandenen Covid-19-Erkrankung vergleichbar sein, kann man auf einen mindestens acht Monate anhaltendem Schutz hoffen. So lange scheinen die meisten Menschen anschliessend immun zu sein, wie US-Forschende im Fachjournal «Science» berichten.

Ebenfalls noch geklärt werden muss, ob ein Geimpfter das Virus noch weitergeben kann.

Für welche Altersgruppen sind die Impfstoffe zugelassen?

Während das Präparat von Biontech/Pfizer bereits Menschen ab 16 Jahren erhalten können, ist Modernas mRNA-1273 erst für Personen ab 18 Jahren zugelassen. Das hängt damit zusammen, ab welchem Alter die Probanden der jeweiligen Phase-III-Studien teilgenommen haben. Das US-Unternehmen hat jedoch offenbar vor kurzem damit begonnen, sein Vakzin auch bei 12- bis 17-Jährigen zu testen. Darüber, wann noch Jüngere geimpft werden können, lässt sich derzeit nichts sagen, so Virginie Masserey, Leiterin Sektion Infektionskontrolle beim BAG. Bei Kindern gebe es noch zu viele unbekannte Faktoren.

Wer darf nicht geimpft werden?

Von den Impfungen mit den mRNA-Vakzinen ausgeschlossen sind schwere Allergiker – Personen mit einer Vorgeschichte eines anaphylaktischen Schocks bei Impfungen, Arznei- oder Lebensmitteln und jene, die auf einen der Inhaltsstoffe allergisch sind. Entsprechende Warnungen wurden ausgesprochen, nachdem es vereinzelt entsprechende Vorfälle bei Personen gegeben hatte, nachdem sie Comirnaty verabreicht bekommen hatten. Verantwortlich für die heftigen Reaktionen ist vermutlich der Inhaltsstoff Polyethylenglykol (PEG), der auch oft in Kosmetika enthalten ist, wie unter anderem Pharmazeutische-Zeitung.de schreibt.

Für starke Allergiker könnte damit der Vektorimpfstoff von AstraZeneca und der Oxford University besser geeignet sein, der sich derzeit im Zulassungsverfahren bei Swissmedic befindet. Er kommt ohne PEG aus und könnte somit für sie besser verträglich sein.

Was sind die grössten Unterschiede?

Diese betreffen die Lagerung und die Handhabe. Während der Impfstoff von Biontech/Pfizer bei einer Temperatur von minus 70 Grad Celsius gelagert werden, um stabil zu bleiben, kann das Pendant von Moderna bereits bei minus 20 Grad Celsius gelagert und transportiert werden. Das wird dann wichtig, wenn die Impfungen in die Breite gehen, also nicht mehr nur Impfzentren, sondern auch Hausärzte die Impfungen durchführen. Hinzu kommt, dass Modernas mRNA-1273 nach dem Auftauen bis zu 30 Tage haltbar ist. Das Vakzin von Biontech/Pfizer übersteht nur fünf Tage.

Auch in der Handhabung bietet der Moderna-Impfstoff Vorteile. Während bei Biontech/Pfizer das Konzentrat noch verdünnt werden muss, gibt es bei Moderna Mehrdosis-Ampullen, aus denen die Einzeldosen fertig entnommen werden können.

Hast du oder jemand, den du kennst, Mühe mit der Coronazeit?

Hier findest du Hilfe:

BAG-Infoline Coronavirus, Tel. 058 463 00 00

Dureschnufe.ch, Plattform für psychische Gesundheit rund um Corona

Branchenhilfe.ch, Ratgeber für betroffene Wirtschaftszweige

Pro Juventute, Tel. 147

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