Rekorde im Kreisssaal: Die Kinderlein kommen

Aktualisiert

Rekorde im KreisssaalDie Kinderlein kommen

Die Frauen in der Schweiz sind gebärfreudig wie lange nicht mehr. Die Geburtshelfer in den Schweizer Spitälern nennen rasante Zuwachsquoten - und immer mehr Zwillinge.

A. Hirschberg
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A. Hirschberg
Im Jahr 2011 haben viele Spitäler erneut rekordhohe Geburtenzahlen erreicht.

Im Jahr 2011 haben viele Spitäler erneut rekordhohe Geburtenzahlen erreicht.

«In den letzten neun Jahren sind im Inselspital nie so viele Kinder auf die Welt gekommen wie 2011», sagt Daniel Surbek, Chefarzt der Frauenklinik am Berner Unispital. Insgesamt erblickten in den Geburtszimmern des Spitals 1392 Kinder das Licht der Welt. Über 80 davon waren Mehrlingsgeburten. Damit kann das Inselspital nach dem Rekordjahr 2010 (1387) einen weiteren Höhepunkt verzeichnen. Seit der Jahrtausendwende gab es an der Uniklinik nur 2002 mehr Neugeborene, und zwar 1400.

Ein regelrechte «Baby-Schwemme» zeichnet sich im Kanton Zürich ab. So wurden im Kantonspital Winterthur 1700 Kinder geboren. Gegenüber 2010 sind das 58 Neugeborene mehr. «Nur in den 80er Jahren kamen bei uns noch mehr Kinder zur Welt», sagt Mediensprecher André Haas. Im Unispital Zürich legten die Schwestern 2636 Neugeborene in die Bettchen der Geburtenabteilung – gleich 170 mehr als 2010. Darunter sind gegen 150 Mehrlingsgeburten. «Der Trend zu mehr Geburten von Zwillingen und Drillingen setzt sich fort», sagt Mediensprecherin Bettina Wildi. 1065 Babys erblickten in der Zürcher Hirslandenklinik das Licht der Welt. Dies sind vier Prozent mehr als im Vorjahr und bedeuten einen neuen Rekord für das Privatspital.

Nebst Rekorden auch Stagnation

Auch die Innerschweizerinnen waren im vergangenen Jahr sehr gebärfreudig. An den drei Standorten Luzern, Sursee und Wolhusen des Luzerner Kantonsspitals gab es mit über 3150 Neugeborenen deutlich mehr Wonneproppen als im Jahr zuvor (über 3000). In St. Gallen strampelten 1441 Kinder in den Armen ihrer Geburtshelfer (2009: 1405). Eine leichte Steigerung vermeldet auch das Unispital Basel, wo 2011 insgesamt 2375 Kinder zur Welt kamen (2010: 2373).

Gegen den Trend entwickelten sich unter den befragten Spitälern einzig das Genfer Unispital, (2011: 3972 Kinder, 2010: 4012), das Lausanner Unispital (2655/2757) und das Kantonsspital Baden (1536/1614). Doch das ist ein Rückgang auf hohem Niveau.

Geburtsziffer angestiegen

Gut möglich, dass die Geburten auch in der Statistik des Bundes die Zahlen von 2010 übertreffen: 80 290 Kinder kamen bis Ende Dezember vor einem Jahr zur Welt, so viele wie letztmals 1997. Den Tiefststand erreichten die Geburtenzahlen 2003, als nur gerade 71 848 Babys das Licht der Welt erblickten.

Die höheren Geburtenzahlen sind nicht nur das Resultat der ständig wachsenden Bevölkerung in der Schweiz. Auch die Geburtenziffer ist in den letzten Jahren deutlich angestiegen. Sie betrug 2010 1,54 Kinder pro Frau und ist damit so hoch wie seit rund 20 Jahren nicht mehr.

Spät Gebärende verursachen Mini-Baby-Boom

Die vielen Babys verdankt die Schweiz auch nicht in erster Linie den zahlreichen Ausländern. Deren Geburtenziffer (1,91) ist zwar immer noch deutlich höher als jene der Schweizerinnen (1,42), schrumpfte in den letzten Jahren aber eher. Die Schweizerinnen hingegen haben seit 2003 mehr Lust aufs Kinderkriegen. Ihre Geburtenziffer ist von 1,22 Kindern pro Frau auf 1,42 gestiegen – höher war sie letztmals 1992.

Ein Grund für den Mini-Baby-Boom könnte das veränderte Gebärverhalten sein, wie das Bundesamt für Statistik erklärt. Viele Frauen bekommen deutlich später Kinder, was zur Stagnation in den letzten Jahren und zum jetzigen Boom beigetragen haben könnte. Vom «Nachholeffekt» reden darum die Statistiker. Gebärende Mütter waren 2010 im Schnitt 31.2 Jahre alt – vor 20 Jahren lag dieser Wert noch mehr als zwei Jahre tiefer.

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