XXL-SärgeDie letzte Reise führt ins Krematorium
Immer mehr Schweizer sind zu dick fürs Krematorium. Ihre Leichen landen in Bern im extragrossen Ofen.
- von
- Patrick Marbach

Im Berner Krematorium passen auch XXL-Särge durch die Ofentore.
Die XXL-Leichen treiben den Sargträgern nicht nur Schweissperlen, sondern auch Denk-
falten auf die Stirn: Wie soll man einen derart in die Breite gegangenen Verstorbenen überhaupt einäschern, wenn das Standardmass der Ofentore bloss 85 Zentimeter beträgt?
Die Lösung steht im Krematorium Bern: «Wir haben vor drei Jahren eine besonders grosse Anlage eingebaut – weil sich schon damals abzeichnete, dass die Menschen hierzulande immer grösser und schwerer werden», erklärt Geschäftsführer Christian Gasser.
Um seinen über 850 Grad heissen Ofen beneiden ihn Bestatter aus den fernsten Ecken der Schweiz: «Unsere Statuten legen ein Höchstgewicht von 150 Kilo fest», sagt Ursula Lauper vom Krematorium St. Gallen. «Die schwereren Särge schicken wir deshalb nach Bern.» Doch ab 250 Kilo ist auch hier Schluss: «Wir mussten einen 300 Kilo schweren Toten aus dem Kanton Freiburg zurückweisen», erinnert sich Gasser.
Neben der reinen Körpermasse müsse die Anlage schliesslich auch noch die extragrossen Särge bewältigen können. «Normalerweise dauert eine Kremierung etwa 75 Minuten», sagt Gasser, «stark Übergewichtige brennen aber rund eine Stunde länger.» Die bei den Kremierungen entstehende Abwärme wird zur Gebäudebeheizung genutzt.