Frauen wehren sich: «Die Pille ist doch keine Droge»

Aktualisiert

Frauen wehren sich«Die Pille ist doch keine Droge»

Dass Apotheker die Pille auch ohne Rezept rausgeben, finden die Leserinnen von 20 Minuten Online richtig. Die Mehrheit hält zudem die Jahreskontrolle beim Frauenarzt für reine Abzocke.

J.Pfister
von
J.Pfister
Frauen sollen beim Frauenarzt kein Rezept mehr für die Pille verlangen müssen - finden viele Leserinnen von 20 Minuten Online.

Frauen sollen beim Frauenarzt kein Rezept mehr für die Pille verlangen müssen - finden viele Leserinnen von 20 Minuten Online.

Die Leserinnen von 20 Minuten Online bestätigen: Frauen erhalten die Antibabypille in Apotheken problemlos ohne Rezept. So auch Sandi, die ihr Rezept schon öfters zu Hause vergessen hat oder zu faul war, bei ihrem Frauenarzt ein neues zu besorgen. «Die Apotheker haben mir auch so die Pille abgegeben». Eine andere Leserin, die vergessen hat, beim Frauenarzt ein neues Rezept anzufordern erhielt auch problemlos eine Dreimonatspackung. Sogar Männer wissen um die Kulanz der Apotheken: «Ich habe in der Apotheke für meine Freundin die Pille Marvillon ohne weiteres erhalten», so Ronaldo. Bei Leser Thomas ist es zwar zu einer «sehr kleinen Diskussion» mit der Apothekerin gekommen, doch schlussendlich lief er mit einer Dreimonatspackung für seine Freundin aus der Apotheke raus - ohne Rezept.

Dass die Apotheker bei der Pillen-Abgabe gerne mal ein Auge zudrücken, findet die grosse Mehrheit der rund 200 Kommentierenden völlig in Ordnung. «Lieber einmal die Pille ohne Rezept rausgeben, als dass junge Mädchen für die Pille danach die Apotheken stürmen», schreibt Claudia. «Es ist ja nicht so, dass die Pille eine Droge ist, die süchtige Leute illegal besorgen wollen», meint Tina. Solange die Krankenkassen lieber für Abtreibungen als für Verhütung aufkommen würden, sei es richtig, wenn Apotheker nicht pingelig seien bei der Abgabe von Pillen. «Wir bezahlen diese ja auch selbst», so Tamara.

Umstrittene Jahreskontrolle

Viele können sowieso nicht verstehen, weshalb die Pille in der Schweiz rezeptpflichtig ist. «Es ist ein Witz», schreibt Daniela. Im Ausland erhalte man die Pille rezeptfrei und zudem noch viel günstiger als in der Schweiz. In Spanien wurde laut Leser Willi die rezeptpflicht für die Pille vor zehn Jahren abgeschafft. «Mehr Erkrankungen gibt es deshalb nicht.» Es würde ausreichen, wenn die erste Verschreibung durch einen Arzt erfolgen müsste, so eine andere Leserin. «Danach sollte kein Rezept mehr nötig sein.» Für Bettina ist jede Frau, die die Pille nimmt, genug erwachsen und sollte selbstständig entscheiden können.

Heftiger umstritten als die Pillenabgabe ohne Rezept war bei den Leserinnen und Lesern die Notwendigkeit einer Jahreskontrolle beim Frauenarzt. «Der jährliche Besuch beim Frauenarzt ist reine Abzocke», glaubt Daniela. Es sei klar, dass die Ärzte daran nur verdienen wollen. «Genau diese Kontrollen sind es doch, die die Prämien hochtreiben», so eine andere Leserin. Deshalb sollte es jeder Frau selber überlassen sein, ob sie diese jährliche Untersuchung möchte oder nicht. Karin zum Beispiel, die 20 Jahre lang die Pille genommen hat - und nur zwei Mal zur Untersuchung war, meint: «Ich lebe noch und bin gesund.»

«Lieber einmal im Jahr hinlegen als für immer»

Ein Hausarzt warnt vor solcher «Leichtsinnigkeit»: «Wenn die Frauen die Jahreskontrolle auslassen, können wir die Schäden der Pille nicht diagnostizieren», schreibt er. Wer so wenig in die Jahreskontrolle geht, handelt fahrlässig, findet auch Leserin Fab. Ein Gynäkologe könne zum Beispiel helfen HPV-Viren, die Gebärmutterhalskrebs auslösen, zu erkennen. Auch bei Brustkrebs, der im frühen Stadium meist heilbar ist, sei ein Frauenarzt unersetzlich. Für Fiona ist deshalb klar: «Ich leg mich lieber einmal im Jahr hin und und bezahl dafür, als dann viel zu früh für immer unter der Erde zu liegen»

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