Die Post expandiert nach Deutschland

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Die Post expandiert nach Deutschland

Die Schweizerische Post übernimmt per Mitte 2006 die deutsche GHP-Gruppe. Der Direct-Marketing-Dienstleister bietet einen Umsatz von 260 Mio. Franken.

Die Post stehe vor grossen Herausforderungen für die Zukunft, sagte Post-Finanzchef Hans-Peter Strodel. Sie wolle in neue Märkte vorstossen, im Inland seien die Wachstumsmöglichkeiten aber klein.

Nun ist die Post im Ausland fündig geworden und übernimmt die für Direktmarketing und Kundenmanagement spezialisierte GHP-Gruppe. Dieses Auslandengagement sei auch mit den strategischen Zielen des Bundesrats - kundenorientiert, innovativ und eigenwirtschaftlich - kompatibel, ist Strodel überzeugt.

Laut Frank Marthaler, Leiter des Strategischen Kundenmanagements der Post, passen die Strategien der GHP und Post sehr gut zusammen. So kann die Post beispielsweise die Angebote im Direktmarketing ausbauen. Die Post wolle in Zukunft grossen Kunden vermehrt Gesamtlösungen anbieten.

In den Bereichen Endkundenzustellung und Dokumentenmanagement entstehen zudem neue Geschäftsmöglichkeiten in Deutschland und anderen Ländern.

Position im Gesundheitswesen stärken

Und gestützt auf das breite Know-how der GHP in Sachen Versichertenkarten kann die Post schliesslich ihre Ausgangslage im Hinblick auf die Lancierung einer elektronischen Gesundheitskarte festigen.

Bei der elektronischen Gesundheitskarte hätten die Kantone Genf, Tessin und St. Gallen eine Vorreiterrolle. Mit diesen Kantonen führe die Post - zusammen mit Partnerunternehmen - bereits intensive Gespräche, sagte Marthaler.

Der Erwerb der GHP-Gruppe setzt noch die Zustimmung der Wettbewerbsbehörden voraus. Wird diese erteilt, übernimmt die Post gut zwei Drittel der Firma und erwirbt zudem eine Option für die restlichen Anteile bis Ende 2008.

Der Kaufpreis liegt laut Angaben im zweistelligen Millionenbereich. Dieser sei abhängig von den Ergebnissen der GHP in den Jahren 2007 und 2008, sagte Marthaler weiter. Erst im Frühjahr 2009 wisse man den definitiven Preis.

Für die Post ist es - von der Zahl der Mitarbeitenden her - die grösste Akquisition im Ausland. Laut Strodel kann die Post den Kauf aus eigenen Mitteln finanzieren.

Schwieriges Jahr

Die GHP-Gruppe hat ein schwieriges Jahr hinter sich: Das Unternehmen leitete 2005 eine Konsolidierung und Restrukturierung ein, wie GHP-Geschäftsführer Reinhard Holekamp sagte. Resultat der Massnahmen hätten zu einer signifikanten, nicht operativen Ergebnislücke geführt. Zudem gab es im Dezember einen Besitzerwechsel: Das Unternehmen wurde ans Management verkauft.

Die Kunden hätten der GHP zwar die Treue gehalten, aber einen starken Partner gewünscht, sagte Holekamp weiter. Mit der Post habe man diesen nun gefunden.

Die GHP-Gruppe wird unter ihrem eigenen Namen und mit allen rund 2800 Mitarbeitenden weiterhin am Hauptsitz im bayerischen Bamberg geführt. Die Post wird vier Vertreter in den sechsköpfigen Verwaltungsrat entsenden.

Die GHP ist in sieben Ländern tätig. Für das laufende Jahr erwartet sie einen konsolidierten Umsatz von rund 260 Millionen Euro (über 410 Millionen Franken). (sda)

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