Büromaterial statt 3-D-Drucker: Die Post mistet ihren Online-Shop aus

Publiziert

Büromaterial statt 3-D-DruckerDie Post mistet ihren Online-Shop aus

Politiker kritisieren den Online-Shop der Post als «Gemischtwarenladen». Nun reagiert die Post und streicht exotische Produkte.

P. Michel
von
P. Michel
1 / 6
«Es kann nicht sein, dass ein staatsnaher Betrieb Küchenutensilien, Gartengeräte, Toilettenartikel und Bettwaren verkauft und somit private Anbieter konkurrenziert», kritisiert GLP-Nationalrat Jürg Grossen das Angebot der Post. Während die Post in ihren Filialen seit Anfang 2016 solche exotischen Produkte aus den Regalen ihrer Filialen entfernt hat, sind sie im Onlineshop postshop.ch weiterhin erhältlich.

«Es kann nicht sein, dass ein staatsnaher Betrieb Küchenutensilien, Gartengeräte, Toilettenartikel und Bettwaren verkauft und somit private Anbieter konkurrenziert», kritisiert GLP-Nationalrat Jürg Grossen das Angebot der Post. Während die Post in ihren Filialen seit Anfang 2016 solche exotischen Produkte aus den Regalen ihrer Filialen entfernt hat, sind sie im Onlineshop postshop.ch weiterhin erhältlich.

Keystone/urs Flueeler
Da offeriert die Post etwa Holzkohle ...

Da offeriert die Post etwa Holzkohle ...

Screenshot postshop.ch
... Lauflernräder ...

... Lauflernräder ...

Screenshot postshop.ch

Zubehör für 3-D-Drucker, WC-Deckel, Bettwaren, Holzkohle, Raclette-Öfeli: Während die Post in ihren Filialen letztes Jahr begonnen hat, solche exotischen Produkte aus ihren Regalen zu entfernen, sind sie im Online-Shop Postshop.ch weiterhin erhältlich. Unter «Neuheiten und Aktionen» preist die Post etwa ein Lauflernrad für 39.90 oder das Star-Wars-Lichtschwert «Darth Vader» für 69.90 Franken an.

Nationalrat Jürg Grossen (GLP) stört sich am Online-Gemischtwarenladen, den die Post betreibt und hat deshalb letzte Woche eine Interpellation an den Bundesrat eingereicht. «Es kann nicht sein, dass ein staatsnaher Betrieb Küchenutensilien, Gartengeräte, Toilettenartikel oder Bettwaren verkauft und somit private Anbieter konkurrenziert.»

Keine Heimelektronik und Spielwaren mehr

Grossen kritisiert, dass die Post zwar ihr Angebot in den Poststellen auf Druck der Politik letztes Jahr reduziert habe, in ihrem Online-Shop die gleichen und ähnliche Produkte aber weiterhin anbiete. Die zuständige Komission des Nationalrats hatte gefordert, dass die Post ihr Angebot an Drittprodukten «massvoll» gestaltet. Weil die Post daraufhin Ende 2015 ankündigte, eine Neupositionierung einzuleiten, verzichtete der Bundesrat darauf, das Angebot von Drittprodukten in der Firmenstrategie weiter zu definieren.

Die Post solle sich auch online wieder auf ihr Kerngeschäft konzentrieren und das Angebot an fremden Produkten zurückfahren, sagt Grossen. Er fordert, dass das Sortiment auf postshop.ch sich mit jenem in den Poststellen deckt. Das würde bedeuten: Keine Heimelektronik, Spielwaren sowie Auto- und Haushaltsartikel.

Zustupf von 500 Millionen Franken pro Jahr

Dass die Post ihre Produktpalette überhaupt auf solche Produkte ausgeweitet hat, hat einen Grund: Während das Geschäft mit Briefen und Paketen rückläufig ist, bietet der Verkauf von zusätzlichen Produkten die Möglichkeit, den Fehlbetrag zu mindern. Das spült der Post jährlich rund 500 Millionen Franken in die Kasse.

Jetzt reagiert die Post auf die Kritik am Sortiment ihres Online-Shops. Auf Anfrage teilt Sprecherin Jacqueline Bühlmann mit, dass das Online-Angebot an Drittprodukten im Laufe des nächsten Jahres an dasjenige in den Poststellen angeglichen werde. «Die Umsetzung erfolgt gestaffelt, da die Post noch an laufende Verträge mit Lieferanten gebunden ist. Bis diese Verträge ausgelaufen sind, wird sie die Produkte weiterhin anbieten und danach schrittweise aus dem Sortiment nehmen», sagt Bühlmann.

Post will Online-Angebot anpassen

Beim künftigen Sortiment werde der Fokus auf Produkte mit einem klaren Bezug zur Post gelegt. Durch die Einschränkung des Online-Angebots rechnet die Post jedoch mit Nachteilen: «Durch die Neuausrichtung gehen wir davon aus, dass es zu Umsatzeinbussen kommen wird», sagt Bühlmann. Man sehe in einer klareren Marktpositionierung jedoch den Schlüssel zur langfristigen Akzeptanz dieses Angebots.

Dass die Post noch stärker ins Minus rutschen wird, wenn sie online keine 3-D-Drucker oder Bettwaren mehr anbieten darf, glaubt GLP-Politiker Jürg Grossen nicht. «Wenn die Leute nicht mehr die Poststellen aufsuchen, sondern andere Dienstleistungen wünschen, muss sich die Post darauf ausrichten.» Eine Quersubventionierung durch den Verkauf von Produkten, die nichts mit der Post zu tun hätten, könne nicht die Lösung sein, um die Folgen der Digitalisierung zu mildern.

Deine Meinung