Erneuerbare EnergieDie Schweiz hinkt Europa bei Solarstrom und Windkraft hinterher
Rund sieben Prozent des Schweizer Stromverbrauchs werden mit Solarstrom oder Windkraft erzeugt. Eine neue Auswertung zeigt: Die Schweiz landet im europäischen Vergleich weit hinten.
Erneuerbare Energien: Darum gehts
Eine neue Auswertung zeigt: Die Schweiz steht im europäischen Vergleich bezüglich Stromproduktion mit Windkraft und Solaranlagen nicht gut da.
Die Bevölkerung befürwortet laut Umfrage einen Solarausbau und einen rascheren Ausbau von Windkraftanlagen.
Grünen-Nationalrat Kurt Egger findet die Ergebnisse der Auswertung bedenklich.
SVP-Nationalrat Christian Imark hingegen hält den Ländervergleich für nicht relevant.
Letztes Jahr verzeichnete die Schweiz einen Rekord im Solarausbau. Scheinbar reicht dieser aber nicht, um den Abstand zu anderen europäischen Ländern in Sachen Wind- und Solarstromproduktion zu verringern.
Die Schweiz befindet sich im europäischen Vergleich nach wie vor auf Platz 23 – knapp vor Rumänien, Tschechien, Slowenien, der Slowakei und Lettland. Das zeigt eine neue Auswertung der Schweizerischen Energie-Stiftung SES.
Stromverbrauch: Sieben Prozent aus Solar- und Windkraft
Sieben Prozent des Stromverbrauchs hierzulande werden mit Windkraft und Solaranlagen erzeugt. Beim Spitzenreiter Dänemark sind es 63 Prozent. Die SES kritisiert, dass vor allem der Ausbau der Windkraft stagniere.
Dabei würde die Bevölkerung einen Ausbau begrüssen: Die Nachabstimmungsbefragung von Leewas im Auftrag von 20 Minuten und Tamedia zeigt, dass 47 Prozent der Befragten einen beschleunigten Zubau von Windkraftanlagen befürworten. 57 Prozent stehen zudem einer generellen Pflicht von Solaranlagen auf Neubauten positiv gegenüber.
«Freiwilliger Pfad funktioniert zu wenig gut»
Dass die Schweiz scheinbar einiges an Nachholbedarf hat, findet Grünen-Nationalrat Kurt Egger bedenklich: «In den 80er-Jahren waren wir noch Pioniere, was die Fotovoltaik anbelangt – jetzt sind wir völlig hinterher.» Zumal die Schweiz ein relativ reiches Land mit vielen innovativen Firmen und einer guten Bildung und Forschung sei.
«Es hat sich gezeigt, dass der freiwillige Pfad zu wenig gut funktioniert», so Egger. Er ist überzeugt, dass ein Solar-Standard – er nennt es keine Pflicht – eingeführt und gesetzlich vorgeschrieben werden müsse. «Bei Neubauten muss das ganze Dach mit Solaranlagen bebaut werden – gleichzeitig sollen auf bestehenden Gebäuden, insbesondere bei Sanierungen, Solaranlagen installiert werden», fordert Egger.
Wasserkraft bald ausgeschöpft
Wasserkraft macht in der Schweiz einen beträchtlichen Anteil der Stromproduktion aus. Zwar sei sie ein wichtiger Pfeiler der Schweizer Energieproduktion, aber: «Bei der Wasserkraft können wir noch etwa ein bis zwei Prozent rausholen, dann haben wir sie ausgeschöpft. Wollen wir jedoch netto null erreichen, dann müssen wir in die Solarenergie investieren, wo wir bis zu zehn Mal mehr produzieren können als heute», sagt Egger.
Unterschiedliche Voraussetzungen
Anders sieht das der SVP-Nationalrat Christian Imark: «Welchen Platz die Schweiz in diesem Rating belegt, interessiert mich nicht die Bohne.» Relevant sei lediglich, dass die Stromversorgungssicherheit gewährleistet und der Strom bezahlbar sei.
Man könne die Schweiz auch gar nicht mit anderen Ländern vergleichen, so Imark. «Nehmen wir die Windkraft – wir haben in der Schweiz keine Nordsee, wo wir Offshore-Windanlagen bauen könnten. Hingegen haben wir aufgrund unserer Topografie einen klaren Vorteil, wenn es um Wasserkraft geht.»
Solar-Ausbau kreiere Probleme im Stromnetz
Im Bereich der Fotovoltaik sei vieles im Gange, doch die Anbieter kämen mit den Lieferungen gar nicht mehr nach. Und: «Mit Solaranlagen lösen wir die Stromversorgungslücke im Winter nicht. Stattdessen verursachen wir bei einem Ausbau Probleme im Stromnetz, denn dafür müssten etwa Stromspeicher und zusätzliche Transformatoren angeschlossen sowie grössere Leitungs-Querschnitte gebaut werden.»
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