Die Schweiz will guter Gastgeber sein und gibt Gas
Die breite Begeisterung für einen Grossanlass kommt nicht über Nacht. Dazu braucht es laut dem deutschen Ex- Innenminister Otto Schily jahrelange Vorbereitung. Etwas mehr als ein Jahr vor dem Anpfiff zur Euro 2008 legt die Schweiz ein Gastgeberkonzept vor.
Hinter den Kulissen laufen die Vorbereitungen zur Euro 2008 in der Schweiz und in Österreich auf Hochtouren, sowohl bei der Organisatorin UEFA Euro 2008, als auch bei den Verantwortlichen der öffentlichen Hand. Er denke jedoch, dass die wahre Dimension des Anlasses noch nicht überall erkannt sei, sagte Benedikt Weibel, EURO-Delegierter des Bundesrates, am Freitag in Zürich.
Dieses Amt hatte der ehemalige SBB-Chef am 8. Januar angetreten. Die ihm schon bei den Bähnlern nachgesagte Begeisterungsfähigkeit überträgt er nun auf den Fussball-Event. Er sprach an einer Tagung des Schweizer Sport Forum und des Expertforum - und er liess keine Zweifel offen, dass im Juni 2008 «ein tolles Fest» steigen soll.
Funke muss springen
Die Vorbereitung eines sportlichen Grossanlasses verlangt den Austragungsländern nicht nur ein finanzielles und organisatorisches Engagement ab, wie der heutige SPD-Bundestagsabgeordnete Otto Schily ausgeführte. In seine Amtszeit als Bundesinnenminister fiel die Fussball-WM 2006. Entscheidend sei, ob der Funke auf die Bevölkerung überspringe.
Ein Land müsse bereit sein, die Gastgeberrolle anzunehmen, unterstrich Schily. Darauf will sich nun auch die Schweiz vorbereiten - mit einem Gastgeberkonzept, das Weibel in groben Zügen vorstellte. Im Grunde sei es eine «simple Geschichte»: «Wir wollen unsere Gäste herzlich empfangen.»
Imagegewinn, aber nicht nur
Eine faire Preispolitik soll laut Weibel dem Image der Schweiz als Hochpreisland entgegenwirken. Überhaupt hoben die Referenten den immateriellen Nutzen solcher Sportveranstaltungen immer wieder hervor. Die WM habe das Deutschlandbild verändert, sagte Weibel. «Wir konnten uns als modernes, weltoffenes Land präsentieren», blickte Schily zurück.
Die Gastgeberrolle habe sich für Deutschland aber auch finanziell und wirtschaftlich gelohnt, erklärte Schily. Zum guten Image beigetragen hätten nicht zuletzt die freiwilligen Helferinnen und Helfer. Diesen «Volunteers» räumen auch die UEFA Euro 2008 SA, die Schweiz und Österreich eine grosse Rolle ein.
Indirekte Kritik musste sich die UEFA von FIFA-Präsident Sepp Blatter gefallen lassen. Spieler sollten aus seiner Sicht Quellensteuer bezahlen. Die FIFA habe dies an der WM 2006 in Deutschland so gehandhabt. Zurzeit liegen sich die UEFA und der Kanton Bern just wegen dieser Steuer in den Haaren.
Es geht um die Quellensteuer bei einem Champions-League-Spiel des FC Thun gegen Arsenal London vom November 2005. Aus Sicht des Kantons Bern ist die Steuer für die Spielerprämien im Kanton geschuldet, aus Sicht der UEFA an den Wohnorten der Spieler.
Strikte Trennung
Eine «strikte Trennung» zwischen Klubwettbewerben und der «einmaligen Euro 2008» will Dietrich Kellenberger machen. Der Leiter des internen Rechtsdienstes der UEFA ermuntert nach eigenen Worten die Fussballverbände der Schweiz und Österreichs, mit den Behörden für die Spielerbesteuerung einvernehmliche Lösungen zu suchen.
«Sie sind auf gutem Weg», sagte Kellenberger - und: «Die UEFA will alle Steuern zahlen, die zu zahlen sind.»
(sda)