Die Schweizer spenden auf Rekordhöhe
Auch 2006 machen die Schweizerinnen und Schweizer ihrem Ruf alle Ehre: Sie zeigten sich gegenüber karitativen Organisationen äusserst grosszügig.
Trotz dem Ausbleiben grosser Katastrophen grenzt die Anzahl und die Gesamthöhe der Spenden nahezu an die Rekordzahlen vom Vorjahr. Die meisten Hilfswerke ziehen eine sehr positive Bilanz.
«Die Schweizer sind traditionell sehr grosszügig», sagt Marianne Tellenbach, Kommunikationsverantwortliche beim Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz (HEKS). «Trotzdem bin ich jedes Jahr überrascht, wieviel sie jeweils nicht nur für die Entwicklungs-oder humanitäre Hilfe, sondern auch beispielsweise für den Umweltschutz spenden.»
Dem stimmt auch die Stiftung Terre des hommes zu. «Die Schweizer spenden viel. Der Markt an karitativen Spenden in der Schweiz dürfte ungefähr eine Milliarde Franken umfassen», sagte der Sprecher der Organisation für Kinderhilfe, Pierre Zwahlen.
Geber-Schwung dauert an
Der aktuelle Spendenstand bewegt sich im gleichen Rahmen wie jener des Vorjahres. Damals wurde nach der Tsunami-Katastrophe ein Spendenrekord erreicht. «2005 haben wir mehr als 23 Millionen Franken Spenden erhalten. In diesem Jahr sind es zwischen 21 und 23 Millionen», erklärte Tellenbach.
Auch bei Terre des hommes gingen dieses Jahr Spenden in ähnlicher Höhe wie 2005 ein. Zwahlen schätzt, dass in den vergangenen zwölf Monaten rund 22,5 Millionen Franken durch Spenden, Vermächtnisse und Sammelaktionen zusammen gekommen sind.
In seiner Kalkulation hat Zwahlen die Spenden bereits eingeschlossen, welche die Stiftung in den nächsten Tagen im Rahmen ihrer Kampagne zum Jahresende erfahrungsgemäss einnimmt. Er betont jedoch, dass die präzise Berechnung der eingegangenen Spenden noch nicht abgeschlossen ist.
Gute Wirtschaftslage
Die Hilfswerke erklären die Spendierfreudigkeit der Schweizer mit der guten Wirtschaftslage. Ausserdem betonen die beiden Organisationen das grosse Vertrauen, das ihnen die Spenderinnen und Spender entgegenbringen. «Ohne dieses Geld könnten viele NGO nicht effizient oder nur für kurze Zeit funktionieren», sagt Tellenbach.
Weil das Rechnungsjahr des WWF von Juli bis Juni dauert, kann die Natur- und Tierschutzorganisation die Höhe der 2006 gespendeten Gelder nicht benennen. «Bis jetzt kann das Jahr 2006, genau wie das Vorjahr, aber als gutes Jahr bezeichnet werden», sagt Claudio Solazzo, Marketingverantwortlicher für die Westschweiz.
Die Organisation hat letztes Jahr in der Schweiz rund 28 bis 29 Millionen Franken gesammelt. Das ist der Betrag eines normalen Jahres, wie Solazzo anfügt.
Weniger grosszügig bei bewaffneten Konflikten
Auch die Glückskette bestätigt, dass die Schweizer weltweit zu den Grosszügigsten zählen. Ihr Sprecher, Roland Jeanneret, betont jedoch, dass die Schweizer ihr Portemonnaie vorwiegend bei Naturkatastrophen öffnen. «Dort können sie keinen Schuldigen ausmachen, im Gegensatz zu bewaffneten Konflikten, wo sie meist der Meinung sind, dass die Menschen einfach aufhören könnten, aufeinander einzuschlagen.»
(sda)