Tourismus zum LachenDie Spasstruppe aus den Bergen
Witzige Werbeaktionen sind im Tourismus beliebt. Das zeigt eine Reihe von Jux-Filmchen, Guerilla-Aktionen und Rabatt-Angeboten, mit denen die Gäste zurzeit angelockt werden.
- von
- Sabina Sturzenegger
Mit Helm und Klettergurt sitzen sie im VW-Büssli und fahren zum Berg hinauf. Es gilt, einen Vogeldreck vom Fels zu putzen, damit die Schweizer Alpen einen sauberen, einladenden Eindruck machen. Mit diesem Aprilscherz warb Schweiz Tourismus im Jahr 2009 für den Bergsommer. Der dreiminütige Film über die Felsenputzer, die den Besen am Klettergstältli und das Herz am richtigen Fleck haben, erregte nicht nur in der ganzen Schweiz, sondern auch im angrenzenden Ausland viel Aufsehen.
Lustige Filmchen und andere überraschende Werbe-Gags haben im Tourismusland Schweiz inzwischen Hochkonjunktur. Das zeigt auch der letzte Wurf aus dem Saastal (20 Minuten berichtete): Im Video der «Freien Ferien-Republik Saas-Fee» wird den Zuschauern verkündet, viele Kinder müssten auf Gras schlitteln, weil noch nirgends Schnee liege – ausser in der beworbenen Region um Saas-Fee.
Fast jede grössere Destination setzt auf einen Gag
Das sind nur zwei Beispiele von Werbegags, mit denen die Touristiker in der Schweiz zurzeit versuchen, Gäste auf ihre Destination aufmerksam zu machen. Kaum eine grössere Tourismusregion im Land ist noch nicht auf den Zug aufgesprungen und versucht sich mit etwas Augenzwinkern besser zu verkaufen. So bietet sich die Region Fribourg mit dem Slogan «Empfohlen von ihrem Therapeuten» an. Lanciert wurde die Kampagne mit einer Guerilla-Aktion in Genf, bei der Passanten spontan eine Massage erhielten:
Derweil herrscht in der Walliser Feriendestination Crans-Montana buchstäblich Goldgräber-Stimmung: Das grösste je in den Alpen gefundene Goldnugget habe dazu angeregt, die Aktion «33 Karat» zu lancieren, heisst es auf der Website. Auf zahlreichen Hotels, Chalets und Ferienwohnungen sowie auf die Skipässe sind deshalb im Moment 33 Prozent Rabatt erhältlich.
In Lenk erhalten die Touristen hingegen eine Nebelfrei-Garantie. Beim Abschluss eines Kombi-Angebots von Annulierungskosten- und Repatriierungsvesicherung bei der Elvia gibts eine Nebellos-Versicherung dazu: Wer nachweisen kann, dass er wegen des Nebels in Lenk nicht das geplante Programm durchführen kann, erhält eine Vergütung von maximal 2000 Franken.
Gian und Giachen haben Kultstatus
Am meisten Aufsehen erregen kann man jedoch immer noch mit einem witzigen Filmchen. Das wissen wir spätestens seit Gian und Giachen. Die beiden Steinböcke, die seit 2007 für das Bündnerland werben, haben bereits Kultstatus erreicht. Gian, das Grossmaul, und Giachen, der Alte, machen sich in zahlreichen Spots über Touristen, ihr Verhalten in den Bergen sowie deren Ausrüstung lustig.
Das freche Gefeixe zieht: Die Filmchen verbreiten sich übers Internet rasant, auf Facebook haben die beiden Gehörnten inzwischen über 50 000 Fans. «Unsere Steinbock-Kampagne ist mit Abstand die meisterinnerte Tourismuswerbung in der Schweiz», sagt Gieri Spescha, Kommunikationschef von Graubünden Tourismus. Dass das Sympathien und Gäste bringt, davon ist auch der Kanton Graubünden überzeugt. Er stellt der Tourimusregion in der Wintersaison 2011/12 weitere 2,84 Millionen Franken für Steinbock-Werbung zur Verfügung. Spescha verspricht denn auch, eine «geballte Ladung Werbung» auf die Gäste loszulassen, ab Anfang Dezember auf Plakaten und in Printprodukten, ab Mitte Januar mit einem neuen Steinbock-Spot. Zu viel will Spescha noch nicht verraten, er verspricht aber: «Es wird witzig.»
Dabei ist Graubünden Tourismus so etwas wie der Pionier der witzigen Tourismus-Werbung: Bereits in den Achtzigerjahren fiel der Tourismuskanton mit Bild-Wort-Kombinationen auf. Unvergessen bleibt der Claim «Kurgäste aus der ganzen Schweiz beim Eintreffen in Graubünden». Das Bild zeigte eine Herde Rinder auf dem Weg zur Alp, die aus einem Bahnwagen auf die Gleise getrieben werden.
Arosa: Kurven und Taler
Mit Spass-Aktionen vorne mit dabei ist auch der Bündner Ferienort Arosa. Tourismus-Direktor Pascal Jenny lancierte 2008 die Aktion «kurvensicher.ch». Jede der 360 Kurven auf der Strasse zwischen Chur und Arosa sollte einen Götti oder eine Gotte finden. Die Aktion läuft noch. Eine Kurve kostet zwischen 2500 und 5000 Franken. Das so zusammengekommene Geld fliesst in einen Ökofonds, aus dem verschiedene Projekte in Arosa finanziert werden.
Ebenfalls aus Jennys Küche stammt das «Arosa-Modell»: Um der Frankenstärke zu trotzen, war geplant, dass Gäste in Arosa in Geschäften, Bars und Restaurants mit einem Taler zahlen können. Die besondere Währung wäre als Rabatt in Höhe von rund zehn Prozent für Übernachtungen ausbezahlt worden. Weil sich die Währungs-Situation inzwischen etwas entschärft habe, lasse man das Projekt in der Schublade, sagt Yvonne Wüthrich, Mediensprecherin von Arosa Tourismus. Die Idee kann jederzeit reaktiviert werden.