«Die Spur ist erkaltet»

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«Die Spur ist erkaltet»

Tausende US-Soldaten sind seit mehr als drei Jahren auf der Suche nach ihm, auf seine Festnahme sind fünf Millionen Dollar ausgesetzt, US-Präsident George W. Bush will ihn «tot oder lebendig».

Doch trotz aller Entschlossenheit und der immensen Ressourcen ist Osama bin Laden nach wie vor auf freiem Fuss. Das haben spätestens seine jüngsten Aktivitäten in Erinnerung gerufen: Vor wenigen Tagen meldete der US-Geheimdienst, der Terrorchef sei mit Extremistenführer Abu Mussab al Sarkawi in Irak in Kontakt getreten.

Der Chef des US-Oberkommandos Mitte, General John Abizaid, sagte, Bin Laden und die übrige Führung des Terrornetzwerks Al Kaida seien seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 «unser Hauptziel». In einer Rede vor einem Senatskomitee in Washington fügte er jedoch hinzu: «Uns allen sollte klar sein, dass die Streitkräfte besser darin sind, das Netzwerk anzugreifen als nach einer einzelnen Person zu suchen.» Der pakistanische Präsident General Pervez Musharraf erklärte im Dezember 2004: «Die Spur (Bin Ladens) ist erkaltet», und ranghohe US-Regierungsvertreter stimmten ihm zu.

Erstmals gelang Bin Laden nach Einschätzung von Experten während einer Schlacht in den Bergen von Tora Bora in Afghanistan 2001 die Flucht. Anschliessend zog er sich zusammen mit seinem Vertreter und einem Kreis von Anhängern in das afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet zurück. Einige Beobachter vermuten, dass er sich zeitweise auch in pakistanischen Städten aufhält.

Spekulation über Truppen-Reduzierung in Afghanistan

An der Suche nach dem Terrorchef sind unter anderem Mitarbeiter des US-Geheimdienstes CIA sowie Sondereinheiten der Streitkräfte beteiligt. Laut Angaben des Kongresses halten sich noch mindestens 18.000 US-Soldaten in Afghanistan auf. Ein ehemaliger Geheimdienstagent erklärte jedoch, ein Teil der US-Streitkräfte sei Anfang des Jahres in den Irak verlegt worden. Ob die Soldaten wieder nach Afghanistan zurückgekehrt seien, sei unklar. Pentagon-Sprecher Barry Venable wollte zu den Angaben aus Sicherheitsgründen nicht Stellung machen.

Schon seit den späten 90er Jahren sucht die US-Regierung nach Mitteln für eine Festnahme des Staatsfeinds Nummer Eins. Im Patriot Act von 2001 wurde eine Belohnung von mehr als fünf Millionen Dollar (3,8 Millionen Euro) ausgesetzt. Seit November liegt dem Aussenministerium ein Vorschlag vor, die Prämie auf 50 Millionen Dollar zu verzehnfachen. Zudem starteten die USA vor kurzem eine viersprachige Medienkampagne in Pakistan, um die Bevölkerung an die Belohnung zu erinnern, nachdem seit längerem keine Hinweise auf Al Kaida mehr eingangen waren. Seitdem erhielten die USA nach Angaben aus Kongresskreisen pro Tag ein Dutzend Rückmeldungen.

Bin Laden ist unterdessen weiter aktiv. Vor der US-Präsidentenwahl im November wandte er sich mit einer Videobotschaft an die Amerikaner. In den vergangenen Wochen stand er laut US-Angaben mit Al Sarkawi in Kontakt, der ihm im Oktober seine Loyalität zugesichert hatte. Bin Laden soll ihn um Unterstützung für Anschläge in den USA gebeten haben. Das wiederum hält der frühere US-Geheimdienstfunktionär Vince Cannistraro für eine möglicherweise gute Nachricht: «Wenn man Sarkawi um Hilfe für Operationen in den USA bitten muss», sagte er, «dann klingt das ziemlich verzweifelt.» (dapd)

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