Nicht genug Lehrlinge: Die Stellen werden gestrichen

Aktualisiert

Nicht genug LehrlingeDie Stellen werden gestrichen

Paradox: Gewisse Branchen finden nicht genug Lehrlinge. Fatal: Firmen streichen die nicht besetzbaren Lehrstellen wieder und fördern damit den Lehrstellenmangel.

von
Elisabeth Rizzi
Immer mehr Firmen streichen Lehrstellen, für die sie keine Interessenten fanden.

Immer mehr Firmen streichen Lehrstellen, für die sie keine Interessenten fanden.

Der Beginn des neuen Schul- und Lehrjahres zeigt eine paradoxe Situation. Zwar gibt es übers Ganze gesehen noch immer mehr Lehrstellensuchende als Lehrstellen: Heuer sind es 1000. Dennoch übersteigt das Angebot laut Bundesamt für Berufsbildung und Technologie (BBT) in diversen Bereichen die Nachfrage. Und es sind nicht bloss die Ladenhüter wie Metzger- und Maurerlehren. Auch bei «Architektur und Baugewerbe», «Dienstleistungen» und «technischen Berufen» waren gemäss der letzten BBT-Erhebung 10 500 Stellen mehr zu vergeben als nachgefragt. Für die Firmen hat das negative Folgen: Falls sie überhaupt niemanden finden, müssen die Stellen auch mit ungeeigneten Schulabgängern besetzt werden.

«Leider zeigen die Zahlen der Lehrabbrüche und Prüfungsmisserfolge, dass es trotz Betreuungs- und Stützangeboten nicht immer gelingt, dass die Jugendlichen ihre Lehre erfolgreich abschliessen», klagt Martin Fehle vom Baumeisterverband. Die Folge: Laut Tiziana Fantini vom BBT haben in den letzten Jahren zwischen zwei und fünf Prozent der Firmen die Lehrstellen wieder gestrichen, für die sich keine Interessenten fanden. Für Andrea Ruckstuhl vom KV Schweiz ist klar, wieso trotz Lehrstellenmangel Stellen unbesetzt bleiben: «Die Struktur des heutigen Angebots entspricht immer noch jener von vor 30 Jahren.» Seither sei der Dienstleistungssektor viel stärker gewachsen als der Rest. Die Zahl der Lehrstellen sei aber gleich tief geblieben. Vor allem der KV-Bereich hinke der Entwicklung hinterher.

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